Warum sind manche Menschen Frühaufsteher:innen und andere nicht? Dies könnte auf bestimmte Erbgut-Anteile von Neandertalern zurückgehen, die auch heute noch viele in sich tragen.
Manche Menschen starten gerne früher in den Tag als andere. Diese Gewohnheit haben sie möglicherweise Neandertalern zu verdanken, mit denen sich ihre Vorfahren fortgepflanzt haben.
Denn Genabschnitte, die mit dem biologischen Rhythmus in Verbindung gebracht werden, enthalten überdurchschnittlich oft Erbgutfragmente von Neandertalern. Dies berichtet ein Forschungsteam um Keila Velazquez-Arcelay von der Vanderbilt University in Nashville. Diese DNA wirkt sich bis heute auf uns aus und soll unter anderem mit dem Frühaufsteher-Chronotyp zusammenhängen. Ihre Untersuchungsergebnisse veröffentlichten die Forschenden in der Fachzeitschrift Genome Biology and Evolution.
Innere Uhr von Neandertalern funktionierte anders
Da sich die Vorfahren des modernen Menschen mit ihnen fortgepflanzt haben, sind heute noch circa 4 Prozent unserer DNA auf Neandertaler zurückzuführen. Im Rahmen ihrer Untersuchung analysierten die Forschenden insgesamt 246 Gene, die in Verbindung mit sogenannten zirkadianen Zyklen stehen. Diese regulieren den biologischen Rhythmus des Menschen.
Von den 246 wurden 44 Gene den Forscher:innen zufolge von frühzeitlichen Menschenarten anders verarbeitet und reguliert. Sie gehen davon aus, dass Neandertaler einen anderen Zeitrhythmus hatten beziehungsweise dass ihre innere Uhr anders funktionierte. Auch könnten abgeleitete Varianten dieser Gene heute noch einen Einfluss auf moderne Menschen haben.
Genvarianten lassen sich auch in heutigen Menschen finden
Die Forschenden um Velazquez-Arcelay nahmen an, dass einige der heute lebenden Menschen Genvarianten der Neandertaler, die mit dem Biorhythmus zusammenhängen, auch heute noch in sich tragen.
Um ihre These zu prüfen, wandten sie sich an die UK Biobank. In ihr sind genetische Daten sowie Informationen über Gesundheit und Lebensstil von etwa einer halben Million Menschen gespeichert.
Dabei fand das Forscherteam nicht nur heraus, dass viele Menschen die identifizierten Genvarianten der Neandertaler immer noch in sich tragen – die Gene waren auch durchweg mit frühem Aufwachen verbunden, wie die Forschenden in Genome Biology and Evolution erklären.
Waren Neandertaler Frühaufsteher:innen?
Doch warum lassen sich die Genvarianten der Neandertaler auch heute noch zu einem vergleichsweise großen Teil in Menschen finden? Die Forschenden vermuten, dass die DNA den frühen Vorfahren der Menschen dabei geholfen haben könnte, sich an das Leben in höheren Breitengraden anzupassen.
„Wir glauben nicht, dass es tatsächlich vorteilhaft war, ein Morgenmensch zu sein. Vielmehr sehen wir die Studienergebnisse als Hinweis darauf, dass man eine schnellere innere Uhr hat, die besser in der Lage ist, sich an saisonale Variationen der Lichtintensität anzupassen“, erklärt John A. Capra, der als Co-Autor an der Studie beteiligt war, gegenüber dem Guardian.
Verwendete Quellen: Genome Biology and Evolution, The Guardian
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