In Deutschland herrschen jetzt schon Temperaturen, die früher in südlicheren Regionen üblich waren. Eine neue Studie zeigt, wo bis vor kurzem vergleichbare Klimaverhältnisse herrschten und wie der Klimawandel deutsche Städte in Zukunft weiter „verschieben“ wird.
In Deutschland ändert sich das Klima aufgrund der globalen Erwärmung. Im Schnitt ist es inzwischen deutlich wärmer als noch vor wenigen Jahrzehnten – doch was heißt das eigentlich? Zwei Klimaforscherinnen haben untersucht, welches Klima heute und in Zukunft in deutschen Städten herrscht – und welchen anderen Regionen in Europa diese Verhältnisse bis vor Kurzem entsprachen. Es zeigt sich: Der Klimawandel verschiebt deutsche Städte klimatisch gen Süden.
Studie untersucht Klimaveränderung an 41 Orten in Deutschland
In einer Studie, die im Fachjournal „Climate Services“ erschien, haben die Forscherinnen Kathrin Renner vom Forschungsinstitut EURAC in Südtirol und Inke Schauser vom Umweltbundesamt verschiedene Karten angefertigt, die Deutschland in Klimacluster unterteilen und aufzeigen, wie sich die Klimabedingungen im Land verändert haben und weiter verändern werden.
Dafür haben die beiden für 41 deutsche Orte Wetterdaten aus den Jahren 1986 bis 2015 analysiert und verglichen, welchen Regionen in Europa in den Jahren 1960 bis 1991 im Schnitt ähnliche Werte vorwiesen. Dabei werteten sie sowohl saisonale mittlere Temperaturen, wie auch die sommerliche Maximal- und winterliche Minimaltemperatur aus und verglichen auch die mittleren saisonalen Niederschläge. Außerdem formulierten sie Prognosen für die Jahre 2031 bis 2060 sowie 2071 bis 2100.
Bei den untersuchten Regionen in Deutschland handelt es sich sowohl um Großstädte wie Berlin – 3,8 Millionen Einwohner:innen – als auch um kleinere Gemeinden, wie beispielsweise Oberstdorf im bayerischen Allgäu – mit knapp 10.000 Einwohner:innen. Die Regionen sind möglichst divers gewählt, alle Bundesländer und wesentliche Klimatypen wie Küsten und Gebirge sind vertreten.
Frankreich, Kroatien, Niederlande: Deutsche Städte wandern klimatisch gen Süden
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass in den letzten Jahrzehnten in Deutschland im Schnitt Verhältnisse herrschten, wie sie 1960 bis 1991 noch in südlicheren Gebieten üblich waren.
In Hamburg beispielsweise herrschten demnach Verhältnisse wie zuvor in Köln, in Mannheim entsprach das Klima dem französischen Ort Beaune. Frankfurt am Main hat sich demnach klimatisch bis nach Kroatien „verschoben“, also fast 500 Kilometer gen Süden. Bremerhaven „wanderte“ um über 200 Kilometer gen Süden, in die Niederlande.
Klima verändert sich in Zukunft noch stärker
In den Prognosen, die die beiden Forscherinnen für zukünftige Perioden treffen, wandern deutsche Städte klimatisch noch weiter gen Süden. Denn die mittleren Temperaturen werden zunehmen, die mittleren Niederschläge würden sich laut Studie aber wenig verändern. Wie sich diese Änderungen auf die Ökosysteme vor Ort auswirken, die an ganz andere Temperaturen angepasst sind, darauf geht die Studie nicht ein.
In Mannheim soll zwischen 2031 und 2060 im Mittel ein Klima herrschen wie bisher in Toulouse in Südfrankreich. In Karlsruhe werden dann Verhältnisse herrschen wie zuvor in dem italienischen Ort San Ginesio südlich von Ancona. Betrachtet man die Zeitspanne von 2071 bis 2100, wandern Orte wie Brandenburg an der Havel von der Nordhälfte Deutschlands sogar bis nach Nordspanien. Viele andere Städte und Orte verschieben sich nach Zentralfrankreich, wo in der Regel höhere Temperaturen herrschen, aber ähnlich viel Niederschlag fällt. Das Klima im allgäuischen Oberstdorf wird dagegen vergleichbar sein mit dem, wie es einst in Općina Gradac herrschte, am südlichen Zipfel Kroatiens. Die bayrische Stadt Nürnberg dagegen soll sich laut Prognosen nach Rimini, an der italienischen Ostküste, verschieben.
Verwendete Quellen: Climate Services
** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.War dieser Artikel interessant?