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Wundermittel Elotrans? Zwei Experten mahnen zur Vor- und Rücksicht

Eine Packung vom Durchfallmedikament Elotrans liegt auf einem Tisch. Der Apothekerverband warnt vor Engpässen bei dem Mittel, da zuletzt in sozialen Medien ein Anti-Kater-Hype um das Medikament entstanden ist.
Foto: Monika Skolimowska/dpa

Weihnachtsfeiern und Silvesterpartys hinterlassen manchmal einen dicken Schädel. Das Durchfallmedikament Elotrans soll bei einem Alkohol-Kater wie ein Wundermittel wirken, heißt es in sozialen Medien. Die Folge: leere Regale in den Apotheken.

Der Apothekerverband warnt vor Engpässen beim Durchfallmedikament Elotrans. Zuletzt ist in sozialen Medien ein Anti-Kater-Hype um das Mittel entstanden. „Es gibt einen Lieferengpass, weil die Nachfrage so groß ist“, erklärt deshalb Stefan Fink, Vorstandsmitglied der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). Bei vielen Großhändlern sei das Medikament derzeit nicht verfügbar, sagt Fink. Die Folge: In mehreren Apotheken stehen die Elotrans-Regale leer, auch online ist das Medikament meist ausverkauft.

Elotrans: Im Internet als Anti-Kater-Mittel gefeiert

Seit Monaten wird das rezeptfreie Medikament des hessischen Pharmaunternehmens Stada in den sozialen Medien als Anti-Kater-Mittel gehandelt. In den Kommentaren auf dem Instagram-Account von Elotrans und in den Bewertungen von Online-Shops ist oft von einer Einnahme vor oder während einer Partynacht die Rede.

Das Problem der Lieferschwierigkeiten sei im Sommer in den Apotheken aufgeschlagen, sagt Fink. Der ABDA-Vorstand führt das auf den Hype im Netz zurück: „Es scheint wirklich einen starken Zusammenhang zu geben.“ Die große Nachfrage habe wiederum zu Lieferengpässen geführt. Zuletzt habe er im August die Möglichkeit gehabt, für seine Apotheke eine größere Menge von Elotrans einzukaufen. Auf dem eigenen Instagram-Account versprach der Hersteller schon vor einigen Wochen, dass man an einer Ausweitung der Produktionskapazitäten arbeite.

„Nicht notwendig, dass man Medikamente für Säuglinge wegkauft“

Da das Medikament einen anderen Sinn habe, als einen Kater zu bekämpfen, fordert der Apotheker mehr Aufklärung. Fink nennt als Anwendungsbeispiele Säuglinge und Kleinkinder mit starken Durchfallerkrankungen oder Fernreisende, die sich präventiv schützen wollen. Wer dagegen Alkohol trinke, solle das lieber mit mineralhaltigen Getränken wie Apfelsaft ausgleichen. Nach Finks Worten ist es „nicht notwendig, dass man Medikamente für Säuglinge wegkauft“.

In den sozialen Netzwerken hält sich die Behauptung, ein Beutelchen der Trinkmischung würde nach ein paar Glühwein zu viel auf dem Weihnachtsmarkt oder einer durchzechten Silvesternacht den Kater wie von Zauberhand verschwinden lassen.

Allerdings ist das laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa) irreführend. Es gibt preiswertere Alternativen, die mindestens genauso gut helfen. „Wenn man eine Apfelsaftschorle trinkt und dann noch eine Banane dazu isst, dann haben Sie quasi den gleichen Effekt“, so Fink. Eine weitere Möglichkeit: Weniger Alkohol trinken. Dann kommt es erst gar nicht zum Kater.

Anti-Kater-Mittel? „Viel Geld für Elotrans auszugeben, macht keinen Sinn“

Elotrans ist ein Arzneimittel zum Ausgleich eines Flüssigkeitsmangels bei Durchfallerkrankungen, wie es in der Packungsbeilage des Medikaments heißt. Das Gemisch, das man in einem Glas Wasser auflösen und anschließend trinken soll, enthält Salze (Elektrolyte) und Glucose. Das rezeptfreie Mittel aus der Apotheke, das pro Dosis rund 70 Cent kostet, gleicht dem Hersteller Stada zufolge somit den Verlust von Wasser und Elektrolyten aus. Zudem kann Elotrans die Dauer von Durchfall verkürzen und das Wohlbefinden bei Magen-Darm-Erkrankungen verbessern. Es liefere dem Körper Salze, Mineralstoffe und Glucose in der optimalen Zusammensetzung und unterstütze so die Regeneration, heißt es in der Beschreibung des Medikaments auf der Firmenwebseite.

Starker Alkoholkonsum könne sich auf den Elektrolythaushalt im Körper auswirken, erklärt Heiner Wedemeyer von der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). In diesem Fall führe die Einnahme von Elotrans eventuell zu einer Verbesserung, sagt Wedemeyer und schränkt ein: „Aber die Effekte werden nicht groß sein.“

„Wenn man Alkohol konsumiert, sollte man darauf achten, dass man dann auch mineralhaltige Stoffe dazu mittrinkt“, erklärt Fink. Das könne etwa ein Apfel- oder Orangensaft sein. Im Vergleich zu Elotrans sagt der Apotheker: „Wenn man eine Apfelsaftschorle trinkt und dann noch eine Banane dazu isst, dann haben Sie quasi den gleichen Effekt.“

Ähnlich sieht das auch Wedemeyer: „Viel Geld für Elotrans auszugeben, macht keinen Sinn“, sagt er. „Die guten alten Hausmittel sind gleichwertig.“ Die Anti-Kater-Tipps des Ernährungsexperten: „Ausreichend trinken, Kohlenhydrate zufügen, gegebenenfalls eine Kopfschmerztablette, zum Beispiel Aspirin, salzig essen.“

Was passiert bei übermäßigen Konsum der Elotrans-Mischung?

Bei einem übermäßigen Konsum der Elotrans-Mischung kann es zu Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln – etwa Herzmedikamenten – kommen, erklärt Apotheker Fink. Wer zu viel davon trinke, setze seinem Mineralhaushalt auch der Gefahr aus, zu kippen.

Auch Wedemeyer warnt: „Wenn andere Erkrankungen vorliegen, zum Beispiel eine Niereninsuffizienz, oder andere Medikamente genommen werden, kann man Probleme bekommen.“

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