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Bokashi-Eimer: Fermentieren im Selbstversuch

Foto: imago stock&people
Weniger Abfall im Biomüll, dafür jede Menge im selbst gemachten Bokashi-Eimer. Seit ein paar Wochen sollen effektive Mikroorganismen meine Küchenabfälle in hochwertigen Dünger verwandeln. Und ich frage mich: Wo kann ich den Bokashi am Ende vergraben?

Kaffeesatz, Apfelgehäuse und Zwiebelschalen landen seit wenigen Wochen nicht mehr in der Biotonne, sondern auf meinem Balkon – in einem Bokashi-Eimer. Eine Kollegin hatte mir begeistert erzählt, sie mache damit Pflanzendünger und Komposterde. Alles ganz unkompliziert, mit zwei upgecycelten Erdnussbutter-Kübeln. Im Webinar des Berliner Start-ups hubus habe sie ihren Bokashi-Eimer selbst gebastelt.

Bokashi (auf Deutsch „fermentiertes Allerlei“) ist eine japanische Methode, um aus Bioabfällen organischen Dünger herzustellen. Im Bokashi-Eimer können Küchen- und Gartenabfälle fermentiert werden. Das bedeutet: Effektive Mikroorganismen, eine Mischung aus Milchsäurebakterien, Hefen und Fotosynthesebakterien, sollen die Abfälle bei Zimmertemperatur innerhalb von zwei bis drei Wochen zersetzen und in wertvollen Dünger verwandeln.

Bokashi-Eimer selber machen mit alten Plastikkübeln

Das System klingt spannend, eine Art Mini-Kreislauf für Bioabfälle. Also hole ich mir bei Anja von hubus das Material: zwei alte Zehn-Liter-Plastikeimer (einer rot und schlicht, der andere – weiß, blau, orange und gelb – war früher das Zuhause für Pommes-Soße), ein Fahrradschlauch, ein Ablaufhahn und ein Schraubglas mit dunkelbrauner Flüssigkeit (die effektiven Mikroorganismen).

Mit einem Schraubendreher stoße ich kleine Löcher in den Boden eines Eimers. Durch sie kann der bei der Fermentierung entstehende Bokashi-Saft abfließen. In den zweiten, äußeren Eimer soll ein Abflusshahn. Dazu muss ich ein Loch schneiden. Meine Kollegin hatte mich gewarnt: Zu groß und dadurch undicht sei es bei ihr geworden. Daher quetsche ich das Plastikrohr des Abflusses durch eine besonders eng geschnittene Öffnung. Klack, durchgestoßen, eingerissen. Ich packe ordentlich Alleskleber drauf, lasse die Schicht trocknen und hoffe das Beste. Dann stecke ich die beiden Eimer mithilfe des alten Fahrradschlauchs so ineinander, dass zwischen den beiden Böden etwas Luft bleibt. In den inneren, oberen Eimer sollen am Ende die Bioabfälle. Auf den äußeren Eimer kommt ein Deckel, um alles möglichst luftdicht zu verschließen. So sollen die Mikroorganismen am besten arbeiten.

Bokashi
Der Inhalt meines selbst gemachten Eimers riecht säuerlich, doch das soll ein gutes Zeichen für hochwertigen Bokashi sein. (Foto: Astrid Ehrenhauser)

Um den Mikroorganismen die Arbeit zu erleichtern, schneide ich den Biomüll klein und füttere damit den Bokashi. So könne alles noch besser fermentiert werden, haben mir Anja und Julia im Webinar erklärt. Zu oft darf ich den Eimer nicht öffnen, wegen des Sauerstoffs. Also kippe ich nur alle paar Tage die zerkleinerten Gemüse- und Obstreste in den Eimer, presse ordentlich Luft raus und sprühe die effektiven Mikroorganismen darauf.

Als die Lösung langsam zur Neige geht, wird mir klar: Immer wieder müsste ich für drei bis zehn Euro pro Liter effektive Mikroorganismen (deren Wirkung sich offenbar in der Praxis bewährt hat, jedoch wissenschaftlich umstritten ist) kaufen oder ich könnte deren Urlösung aufwendig mit Zuckerrohrmelasse und hohen Temperaturen selbst vermehren. Irgendwie habe ich mir das einfacher vorgestellt. Meinen eigenen Bokashi-Saft kann ich nicht als Alternative für die effektiven Mikroorganismen verwenden. Denn dieser soll nicht die gewünschte Wirkung haben.

Doch davon habe ich jede Menge: Einmal die Woche drehe ich den Hahn auf, kippe den Eimer nach vorne und lasse die hellbraune Flüssigkeit abfließen. Ein stark säuerlicher Geruch, der mich nicht weiter stört. Und solange weder Eimer noch Saft verdorben riechen, sei das ein gutes Zeichen, hat mir Anja erklärt. Die Flüssigkeit verdünne ich im Verhältnis 1:200 mit Wasser und dünge damit meine Pflanzen. Gut scheint es ihnen zu bekommen.

Als ich den Eimer einmal besonders lange nicht öffne, entdecke ich weißen, gepunkteten Film auf dem Bokashi. Weißer Schimmelpilz, kein Grund zur Sorge, sondern ein Zeichen „hoher Qualität“, erfahre ich. Na dann.

Nachbarschaftshilfe beim Vergraben

Langsam wird mein Kübel immer voller. Bald muss ich den Inhalt des Bokashi-Eimers vergraben, so neutralisiert sich der pH-Wert und am Ende kann ich auf nährstoffreiche Komposterde hoffen. Doch wo finde ich dafür einen Ort? Ich habe keinen Garten, also schaue ich mich in meinem Viertel um. Nachts könnte ich mich in den Park ums Eck schleichen. Doch dazu fehlt mir nicht nur eine ordentliche Schaufel, sondern vor allem die nötige Portion Rebell*innentum. Also maile ich an Gemeinschaftsgärten und veröffentliche meine Suche mit dem Versprechen auf gratis Komposterde in einem Nachbarschaftsnetzwerk. Innerhalb von nur zwei Stunden habe ich mehrere Angebote. Mein Bokashi und ich fühlen uns sehr begehrt. In einem pädagogischen Gemeinschaftsgarten für Kinder will ich den ersten Versuch starten. Zwei bis drei Wochen soll ich meinen Bokashi davor erst einmal in Ruhe lassen. Dann ist er bereit und ich entlasse ihn das erste Mal in die Freiheit.

Fazit zum Bokashi-Eimer

Ich sammele Bananenschalen, Gemüsereste und Kaffeesatz ohnehin in einem gut verschließbaren Gefäß, das ich bisher alle paar Tage zur Biotonne getragen, dort entleert und und anschließend gespült habe. Das war sowieso schon etwas umständlicher als Müllbeutel aus vermeintlichem Bioplastik. Da ist der Bokashi-Eimer theoretisch praktischer. Etwas gewöhnungsbedürftig finde ich es jedoch, den organischen Abfall zu schneiden, bevor ich den Bokashi damit füttere. Da ich bisher zu faul war, das direkt zu erledigen, und lieber erst einmal alles sammle, bevor ich es in den Bokashi kippe, wühle ich also alle paar Tage in meinem Biomüll und picke mir heraus, was ich meinem Bokashi zuführen möchte. Auch wenn ich – abgesehen von Flüssigkeiten und Fleisch, das ich eh nicht esse, – alle meine organischen Abfälle dort entsorgen könnte, bin ich noch sehr vorsichtig: Rohkost soll den höchsten Nährstoffgehalt haben, Eierschalen zersetzen sich sehr langsam und der Sticker auf der Bananenschale muss ja auch erst mal runter. Wenn der Bokashi und ich langfristig zusammenleben möchten, sollte ich diesen Ablauf optimieren – und pragmatisch alles reinkippen, was sonst in der Biotonne landet.

Auch die Tatsache, dass ich mir immer wieder effektive Mikroorganismen kaufen soll, finde ich umständlich. Hatte ich mir doch ein kleines Kreislaufsystem gewünscht! Etwas argwöhnisch beobachte ich meine Pflanzen, um zu sehen, wie gut ihnen der verdünnte Bokashi-Saft (von dem ich viel zu viel habe und mir für den Überschuss langfristig bessere Abnehmer*innen als meine Toilette suchen muss) tatsächlich bekommt. Richtig bemerkbar dürfte das erst nach einer Weile werden. Wie reibungslos wird das regelmäßige Vergraben des Bokashis funktionieren? Immerhin muss ich meinen Pommes-Soße-Eimer nicht durch die halbe Stadt fahren, sondern nur ein paar Meter zum Gemeinschaftsgarten tragen. Wenn dort am Ende wertvolle Kompost-Erde entsteht, freuen sich ja nicht nur meine Zimmer- und Balkonpflanzen, sondern auch die Gärtner*innen dort – und der ganze Aufwand lohnt sich.

Text: Astrid Ehrenhauser

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