Wie sollen Pakete in Zukunft ihren Weg zu uns finden? Autos? E-Transporter? Drohnen? Vielleicht ein bisschen von allem. DHL will dem Mix aber auch ein weiteres Element zufügen: Lastenräder. Dafür ist nun ein Pilotprojekt in Deutschland und den Niederlanden angelaufen.
Das Internet hat der Paketlogistik in den letzten beiden Jahrzehnten neues Leben eingehaucht. Zu verdanken hat sie es dem E-Commerce, zu deutsch Onlineversandhandel. Denn irgendwie müssen die Pakete ja zu ihrem Empfängern kommen. Das hat natürlich auch Schattenseiten, besonders die Arbeitsbedingungen der Lieferboten sind weit von „sozial“ oder „fair“ entfernt. Aber auch die großen, oft veralteten Fahrzeuge gehören eher ins 20. als ins 21. Jahrhundert.
Besonders in Städten haben große Transporter auch funktionelle Probleme: Sie blockieren Radwege und Fahrspuren und kommen im Berufsverkehr auch nicht besser vom Fleck als andere Autos. Von ihren negativen Umwelteinflüssen als benzin- oder dieselbetriebene Luftverschmutzer ganz zu schweigen.
Die Branche ist im Umbruch begriffen, getrieben von Amazon tut sich aber besonders die Deutsche Post mit ihrer Tochter DHL hervor: Der Paketdienst hat schon erfolgreich eine eigene Lieferdrohne getestet und plant, in den nächsten Jahren seine gesamte Fahrzeugflotte auf eigenständig gebaute Elektrotransporter umzurüsten. Problematisch bleibt aber weiterhin der letzte Kilometer, besonders in großen Städten. Dort werden besonders viele Pakete auf kleinem Gebiet bestellt und verteilt – große Zustellfahrzeuge sind da eher hinder- als förderlich. Deswegen testet DHL seit Anfang März sogenannte City-Hubs in Frankfurt am Main und dem niederländischen Utrecht.
Das soll die Paketzustellung dezentraler, damit schneller, flexibler und deutlich umweltfreundlicher machen. Das System besteht im Kern aus zwei Teilen. Zum einen den eigentlichen City-Hubs, an denen jeweils vier Container untergebracht sind. Diese haben je ein Fassungsvermögen von fast 1000 Litern, können bis zu 125 Kilogramm transportieren und sind doppelt optimiert: Ihre Grundfläche entspricht der handelsüblicher Paletten, wodurch sich die Container leicht transportieren lassen. Dennoch sind sie so klein, dass normale Radfahrer bequem über sie schauen können.
Spezielle Lastenräder für das City-Hub von DHL
Denn – das ist der zweite entscheidende Teil des Pilotprojekts – die mit Paketen gefüllten Container sollen über spezielle Lastenräder auf dem entscheidenen letzten Kilometer verteilt werden. Die Quadracycles (Fahrräder mit vier Reifen) werden im Liegen gefahren und passen auf alle gängigen Radwege. Die Lastenräder hören auf den Namen „Cubicycle“ und werden bereits seit 2015 in den Niederlanden ausgiebig getestet.
„Fahrräder bieten bei der Express-Zustellung einige Vorteile: Sie können Verkehrsstaus umgehen und kommen im Vergleich zu Zustellfahrzeugen pro Stunde auf bis zu doppelt so viele Zustellstopps“, fasst John Pearson, CEO von DHL Express Europe, die Vorteile der Lastenräder zusammen. Zudem seien die Betriebskosten über die gesamte Nutzungsdauer deutlich geringer als bei Transportern.
Und nicht zuletzt sind sie umweltschonender, weil sie keinerlei Emissionen erzeugen. Damit spielt das City-Hub-Konzept eine zentrale Rolle im konzernweiten Umweltschutzprogramm GoGreen: Bis 2020 will DHL den eigenen CO2-Ausstoß gegenüber 2007 um 30 Prozent senken. Bislang sei man bereits bei 25 Prozent angekommen.
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TEXT: Vincent Halang
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