Eine Küche, in der kein Abfall anfällt; eine Dusche, deren Wasser fast unendlich wieder genutzt werden kann; Bausätze für Urban Farming – was auf dem Innovationscamp POC21 entsteht, soll nicht viel Geld einbringen; man soll es schnell und einfach kopieren und dezentral herstellen können.
Rund 100 kreative Menschen (Maker, Designer und Sozialunternehmer) wollen ab 15. August 2015 auf Schloss Millemont bei Paris in fünf Wochen die Prototypen einer zukunftsfähigen Gesellschaft entwickeln. Für das Innovationscamp wurden zwölf Projekte ausgewählt, die gemeinsam zu Ende gedacht und quasi markreif umgesetzt werden sollen.
Gegenmodelle zur kapitalistischen Produktion
Doch den Machern des Camps geht es nicht um den Markt: “Patentfreie Baupläne, Crowdsourcing über das Web und die lokale Herstellung in FabLabs ermöglichen eine neue Art von demokratischer Produktion”, erläutert POC21- Gründer Benjamin Tincq. In Europa und auf der ganzen Welt gibt es Menschen, die genug haben vom ewigen Immer-Mehr und Immer-Billiger. Nachhaltigkeit, Gemeinwohl und Selbstbestimmung sind die Themen, die diesen Diskurs bestimmen.
POC21 will den „Proof of Concept“ für eine postfossile, ressourcenschonende Zukunft liefern und versteht sich dabei als Gegenveranstaltung zur anstehenden U.N. Klimakonferenz in Paris. “Wir denken, es braucht jetzt neue Formate und frische Köpfe, um endlich fassbare Ergebnisse für die breite Bevölkerung zu entwickeln”, sagt Daniel Kruse, ein weiterer Gründer von POC21.
Sexy wie Apple, so offen wie Wikipedia
POC21 will das Schloss Millemont fünf Wochen lang in eine Kreativwerkstatt verwandeln. CNC-Fräsen und 3D-Drucker sollen Raum zum Experimentieren bieten. In Workshops werden Themen wie Organisationsentwicklung, Finanzierung, Design und Marketing für die nachhaltigen Produkte diskutiert. Am Ende sollen sie „so sexy wie Apple und offen wie Wikipedia“ sein – kopierbare und gemeinschaftlich entwickelte Güter, die die heutige Konsum- und Wegwerfkultur langfristig ersetzen.
Getüftelt wird an Projekten aus ganz Europa, zum Beispiel an der „Biceps Cultivatus“ – eine Küche, in der kein Müll anfällt und die ihre Besitzer motivieren möchte, von passiven Lebensmittelkonsumenten zu aktiven Gliedern einer nachhaltigen Lebensmittelherstellung zu werden. Für nachhaltige Energie soll eine Windturbine sorgen, die man für 30 Euro mit einfachen Mitteln herstellen kann.
„Aker“, das einzige nicht europäische Projekt, kommt aus den USA und will nachhaltige Konsumenten mit Urban-Farming-Bausätzen versorgen. Die Dusche „Showerloop“ filtert Wasser in Echtzeit und sollt künftig den Energieverbrauch für Warmwasser um das Fünf- bis Zehnfache reduzieren.
Video: The World We Need
Poc21 hat ein sehenswertes Video über die Veranstaltung, die ausgewählten Produkten, das Schloss und die Motivation aller Mitmacher gedreht. Schaut es euch an!
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