„Pflücken erlaubt“ statt „Betreten verboten“ – in Regensburg sollen künftig öffentliche Grünflächen mit Gemüse bepflanzt werden, das von jedermann geerntet werden darf.
So sperrig der Begriff öffentliche Grünfläche klingt, so spießig sind diese meist bepflanzt. Gepflegte Rasen und namenloses Grünzeug, ästhetisch belanglos und ohne Nutzen.
In Regensburg könnte das bald anders aussehen. Die Initiative „Transition Town Regensburg“ hat einfach mal angefangen und sich brachliegender Grünflachen in der Stadt angenommen. Dort wo vorher praktisch nichts zu sehen war, wachsen jetzt in liebevoll gestalteten Beeten Salate, Tomaten, Zucchini, rote Beete, Kartoffeln, Sonnenblumen, Margeriten, Spinat, Stangenbohnen und Gänseblümchen. Kurzum: Die Stadt ist schöner und schmeckt.
Städtischer Raum wird gemeinsam gestaltet
Die Initiative will mit ihrem Projekt zeigen, wie man städtischen Raum anders nutzen kann – und zum Mitgärtnern motivieren: „Wir durstigen Pflanzen freuen uns, wenn uns jemand gießt“, heißt es auf einer Schiefertafel.
Wie die Mittelbayerische Zeitung berichtet, haben Bürgermeister Jürgen Huber und der Umweltausschuss der Stadt Gefallen am Urban Gardening Projekt gefunden. Zwar wolle man nicht „die ganze Stadt mit Kohlrabi bepflanzen“, aber einige Flächen für die urbane Landwirtschaft freigeben. Sogar Samen, vorgezogene Pflänzchen und Wasser will die Stadt bereitstellen. Das Gärtnern selbst sollen die Bürger in die Hand nehmen.
Bei essbaren Städten geht es nicht nur um solidarisches und gestalterisches Mitgärtnern, sondern auch um das Miternten und –essen. Das Gemüse, das auf öffentlichen Grünflachen wächst, soll allen Bürgern kostenlos zur Verfügung stehen – auch denen, die nicht mitarbeiten.
Deutschland wird essbar
Die Idee der essbaren Stadt ist noch jung. Vorreiter in Deutschland ist Andernach am Rhein. Die Stadt mit 30.000 Einwohnern hat 2010 das bislang größte deutsche Urban Gardening Projekt gestartet: rund um die Schlossruine im Zentrum liegen heute Obst- und Gemüsebeete. Am Stadtrand ist eine rund 13 Hektar große Permakultur entstanden.
Essbare Städte sind politisch, sie wollen weniger abhängig sein von Supermärkten und der globalen Lebensmittelproduktion. Die Idee trifft den Zeitgeist und wächst: in knapp 40 deutschen Städten gibt bereits Flächen zum kostenlosen Selbstbedienen. Damit ganz Deutschland essbar wird, braucht es noch mehr Menschen, die mitmachen – mehr nicht.
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