Nicht alles, was gut aussieht, ist auch guter Stil. Viele unserer Kleidungsstücke werden noch immer unter menschenunwürdigen Bedingungen produziert. Warum das vor allem Frauen in der Textilproduktion betrifft, und was passieren muss, damit sich das ändert, erfährst du in diesem Beitrag.
1. Menschen machen Kleider
Die Fashion-Welt dreht sich immer schneller. Produzierten Modelabels früher zweimal im Jahr neue Kollektionen, waren es mit Siegeszug von Fast Fashion bereits 12, 16 und sogar 24 Kollektionen pro Jahr. Heute gibt es Anbieter, die täglich neue Styles anbieten. Was wir häufig dabei vergessen: Kleidung wird von Menschen hergestellt – zum größten Teil von Frauen im Globalen Süden, nicht immer unter menschenwürdigen Bedingungen.
2. Die Modeindustrie ist weiblich
Mehr als die Hälfte der Beschäftigten in der Textilproduktion sind weiblich. Die prekären Arbeitsbedingungen in der Branche treffen also vor allem Frauen. Um ihnen die Chance einer perspektivischen Besserstellung in Produktionsländern zu geben, müssen sich die Herstellungsbedingungen verbessern und die globalen Textillieferketten systematisch sozialer und ökologischer werden.
3. Belästigung und Gewalt am Arbeitsplatz
Ein Arbeitsplatz in der Textilproduktion ist für zahlreiche Frauen leider oft kein sicherer Ort, denn dort kommt es nicht selten zu Übergriffen. In Bangladesch berichteten z. B. über 60 Prozent der befragten Textilarbeiterinnen, Opfer von geschlechtsspezifischer Gewalt geworden zu sein. Beschwerdestellen sind rar oder werden nicht genutzt – aus Sorge vor einer Entlassung, weil Vorgesetzte meist männlich sind und leider oft auch zu den Tätern gehören.
Gegen Diskriminierung4. Lohn, der nicht zum Leben reicht
Textilarbeiter:innen verdienen oft sehr wenig. Ihr Lohn reicht kaum oder nur gerade so zum Überleben. Der nationale Mindestlohn ist meistens so gering, dass sie damit häufig nicht ihre Existenz sichern können. Das bedeutet, dass nicht genug Geld für Nahrung, Gesundheit, Wohnung, Bildung oder Transportmittel vorhanden ist. Frauen sind von den niedrigen Löhnen besonders stark betroffen, weil sie oft die schlechter bezahlte Akkordarbeit übernehmen. Rücklagen, die ihnen eine Absicherung im Alter und bei Krankheit ermöglichen, können sie kaum bilden.
Zu existenzsichernden Löhnen5. Weniger Lohn für gleiche Arbeit
Dass Frauen weniger verdienen als Männer, ist auch in den Ländern des Globalen Nordens keine Seltenheit. In den Produktionsländern des Globalen Südens trifft dieser Lohnunterschied die Frauen jedoch besonders hart: In der Textilproduktion verdienen Männer dort teilweise doppelt so viel für die gleiche Arbeit.
6. Frauen dürfen keine Kinder kriegen
Die systematische Diskriminierung von Frauen in den Produktionsländern beginnt oft schon vor dem ersten Arbeitstag. So stellen einige Arbeitgeber:innen nur unverheiratete Frauen ohne Kinder ein, die sich dazu verpflichten müssen, nicht schwanger zu werden. Manche müssen sich sogar einem Schwangerschaftstest unterziehen, bevor sie einen Arbeitsvertrag erhalten. Wird eine Arbeiterin schwanger, versucht sie dies oft so lange wie möglich zu verheimlichen und muss dann trotzdem körperlich anstrengende Arbeiten verrichten – eine große Gefahr für Mutter und Kind.
Kein Recht auf Schwangerschaft7. Doppelbelastung und Überstunden
Familie und Job zu vereinbaren, ist immer eine Herausforderung. In der Textilindustrie sind exzessive Überstunden keine Seltenheit. Zu extremen Arbeitszeiten gesellen sich in vielen Produktionsländern häufig sehr traditionelle Rollenbilder: Frauen sind oft allein für Haushalt und Kinder zuständig – auch wenn sie einer Erwerbstätigkeit nachgehen.
8. Schlechtere Stellung in Gesellschaft und Arbeit
In Ländern, in denen Textilien hergestellt werden, haben Frauen häufig einen schlechteren Zugang zu sozialen, kulturellen, politischen und ökonomischen Ressourcen, um sich weiterzubilden oder für bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen. Das hat mehrere Gründe: Ihre schlechtere gesellschaftliche Stellung zwingt sie häufig in schlechte Arbeitsverhältnisse. Je nach Land und Kontext werden Arbeiterinnen zusätzlich aufgrund ihrer ethnischen, religiösen oder auch Kastenzugehörigkeit diskriminiert. Arbeiter:innen in der Textilindustrie müssen in der Regel keine umfangreichen Qualifikationen mitbringen, um eingestellt zu werden und entwickeln sich nicht weiter. Aufstiegschancen: Fehlanzeige!
9. Unternehmen in der Pflicht
Um die Situation von Arbeiter:innen in der Textilindustrie und damit insbesondere von Frauen zu verbessern, müssen sich die Herstellungsbedingungen ändern. Unternehmen müssen darauf achten, dass in ihren Lieferketten Menschenrechte eingehalten werden, Arbeitsplätze sicher sind und ökologische Standards gelten. Sie müssen sich mit Risiken in der Lieferkette und den Auswirkungen der eigenen Geschäftstätigkeit auseinandersetzen und Änderungen herbeiführen, z.B. auch bei den eigenen Einkaufspraktiken.
Verantwortungsvolle Unternehmen10. Augen auf beim Kleiderkauf
Das staatliche Textilsiegel Grüner Knopf stellt Anforderungen, um Mensch und Umwelt bei der Textilproduktion mehr Beachtung zu schenken – eine gute Orientierung also, wenn du auf der Suche nach nachhaltigen Produkten bist und dir die Verbesserung der Arbeitssituation von Frauen in der Textilindustrie wichtig ist. Mehr zu den konkreten Anforderungen des Grünen Knopfs erfährst du hier.
Marken mit dem Grünen KnopfDas könnte dich auch interessieren:
- Mehr Infos zum Siegel Grüner Knopf
- Orientierung beim Einkauf mit dem Grünen Knopf
- Instagram-Kanal Grüner Knopf
War dieser Artikel interessant?