Bei der sogenannten „Translozierung“ werden komplette Gebäude umgezogen. Die Gründe dafür sind vielfältig – im Fall von Jörn Ziegler ging es beim Gebäude-Umzug darum, eine herrlich traditionelle Fachwerkscheune zu erhalten und ökologisch und nachhaltig auszubauen.
Unter einem Umzug verstehen die meisten von uns, den Haushalt in Kartons stopfen, in eine andere Wohnung oder ein anderes Haus ziehen und die Sachen dort wieder auspacken. Aber es geht manchmal auch andersherum: Etwa indem man ein komplettes Gebäude von einem Ort an einen anderen verlegt.
Bei dieser sogenannten „Translozierung“ wird das ursprüngliche Gebäude Stück für Stück abgebaut und am Zielort originalgetreu wieder aufgebaut. Ein Grund dafür ist oft, dass Landfläche für neue Entwicklungsprojekte oder Infrastruktur benötigt wird. Dann müssen Gebäude abgerissen werden, ein Vorgang, der so alltäglich ist, dass wir kaum noch darüber nachdenken – obwohl wir das dringend sollten.
Denn 70 Prozent aller abgebauten Rohstoffe in Deutschland werden vom Baugewerbe verarbeitet (BMUV), 8 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen werden auf Beton zurückgeführt (Spektrum). Bauen hat also einen immensen ökologischen Fußabdruck – nachhaltige Bauprojekte und die Idee der Wiederverwendung werden deswegen für die Umwelt immer wichtiger.
Erste nachhaltige Bauprojekte planen Gebäude deshalb bereits „wiederverwendbar“: Man kann sie zerlegen und neu aufbauen. Aber was macht man, wenn es um eine 150 Jahre alte, wunderbare Scheune geht?
Die außergewöhnliche Geschichte von Jörn Zieglers Fachwerkscheune
Der Kölner Jörn Ziegler ist Lehrer und Natur- und Wildnispädagoge in der Wuppertaler „Station Natur und Umwelt“ und in seiner Freizeit auch als ehrenamtlicher Artenschützer aktiv. Als er gemeinsam mit seinem Vater auf seiner Streuobstwiese einen Schuppen bauen wollte, suchte er dafür eigentlich nur gebrauchte Fachwerkbalken.
Per Inserat fand er dann etwas, was sein Herz höherschlagen ließ: eine ganze Scheune, die auf ein zweites Leben wartete. In einem Dorf auf halber Strecke zwischen Domstadt und Streuobstwiese sollte das sechs Meter hohe und 150 Jahre alte Gebäude mit seinen rund 30 Quadratmetern Grundfläche abgerissen werden, um einem Neubau Platz zu machen.
„Das Alter, die Handwerkskunst, das hervorragende Material und auch das Bedauern der Besitzer, die das kleine Haus eigentlich nicht abreißen wollten, haben mich schließlich auf die Idee gebracht, den Bau einfach zu versetzen“, sagt Jörn Ziegler. Nachdem Fachmänner ihm grünes Licht für die Bausubstanz gaben, stand sein Plan: Diese Scheune würde nicht einfach weggeworfen werden – sie würde mit Hilfe von traditionellem Handwerk ein neues Zuhause bekommen!
Ziegler kaufte die Scheune zu einem günstigen Preis. Mit Schweiß, Eifer und der Unterstützung von Familie und Freunden wurde sie Stein für Stein demontiert, die Feldbrandsteine in Containern zwischengelagert. Und Ziegler, der sich selbst handwerkliche Begabung eher absprach, lernte eine entscheidende Lektion: Wo ein Wille ist, ist auch Weg – erst recht beim nachhaltigen Bauen.
Nachhaltige Baustoffe für die gerettete Fachwerkscheune
Jörn Ziegler wollte unbedingt, dass die Scheune auf beim Aufbau weiterhin nachhaltige Baustoffe verwendet. Sie sollte mit Hilfe von traditionellem Handwerk modernisiert werden, reichlich Lebensqualität bieten und sich nahtlos in die neue Umgebung am Standort in der Nähe des Nationalparks Eifel einfügen.
Die Unterkellerung der Scheune, wichtig wegen der Hanglage, schuf Platz für einen Keller, der jetzt als Obstlager und als Werkstatt dient. Ein schmaler Betonringanker auf dem Keller stabilisierte das Fachwerk. Dieses wurde im Zuge der Translozierung Stück für Stück rekonstruiert und am Ende mit einem frischen Dach versehen. Die aufbewahrten, traditionellen Feldbrandsteine kombiniert mit Lehmmörtel füllten dabei die Zwischenräume des Fachwerks, das sogenannte Gefache.
Der Umbau ist ein außergewöhnliches Beispiel für nachhaltiges Bauen, bei dem Wiederverwendung, nachhaltige Baumaterialien und ökologische Optimierung Hand in Hand gehen. Im Innenraum der translozierten Scheune kann man noch gut die traditionelle Bauweise erkennen. Außen verdeckt jetzt eine Lärchenverschalung das Mauerwerk und sorgt in Verbindung mit einer Schicht Holzfaserwolle für die Isolierung des Hauses. Ziegler recherchierte aufwändig, wie sich der Umbau nachhaltiger gestalten lässt, welche Naturbaustoffe sich eignen und wie man ganz ohne Kunststoffe auskommt. „Ich suchte nach alten Fenstern und Türen, die ich verbauen kann, und mir war wichtig, nur Holz aus lokalen Forsten zu verwenden.“ So ist die Galerie im Innenraum über alte Treppen aus der Eifel und aus dem Schwarzwald erreichbar und ein alter Walnussstamm, Fundstück von einer Baustelle, ist jetzt der gleichermaßen Esstisch wie gefühlter Mittelpunkt des Innenraums.
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Wie nachhaltige Baufinanzierung ökologische Träume verwirklicht
Gebäude zu versetzen ist ein schwieriges Unterfangen. Zahlreiche Genehmigungen sind notwendig und technisch gibt es Herausforderungen für Ausrüstung und Expertise. Es ist eine ungeheure Arbeit, die im Fall der 150 Jahren alten Scheune viel Leidenschaft einforderte – und bekam.
Ein solches Herzensprojekt will natürlich auch finanziert werden. In diesem Falle half wegen der Nachhaltigkeit des Bauvorhabens ein Kredit der EthikBank. „Die EthikBank ist bereits seit Jahren meine Hausbank, weil ich meine Finanzen sozial und ökologisch organisieren will, die Prinzipien der Bank teile und ihre Transparenz schätze“, sagt Ziegler. „Deshalb war sie auch für die Finanzierung mein erster Ansprechpartner. Die Konditionen haben gepasst und ich bin bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf echtes Interesse an dem ungewöhnlichen Vorhaben gestoßen.“
Entdecke den Ökobaukredit der EthikBank
Die Fachwerkscheune hat dank nachhaltiger Finanzierung ein zweites Leben erhalten und Jörn Ziegler kann sich mit seiner Partnerin Lena nun noch besser vor Ort um das kleine Paradies der Streuobstwiese kümmern und die Verbesserung der Biodiversität dokumentieren. Sie konnten bereits die Früchte der alten Bäume zu Apfelessig und Pflaumenmus verarbeiten, neue Bäume alter Obstsorten pflanzen und die für den Standort natürliche Vegetation ausbauen. Damit die Wiese ein wertvoller Lebensraum für Tiere und Pflanzen bleibt, senst er sie nur zweimal im Jahr und achtet darauf, Inseln für Insekten stehenzulassen. „Und da das Haus jetzt steht, habe ich auch einfach mal Zeit, um die Vögel zu beobachten oder einfach nur in den Sternenhimmel zu schauen.“
Du hast ein ungewöhnlich nachhaltiges Bauvorhaben und brauchst einen Kredit? Mit der Baufinanzierung der Ethikbank entlastest du deinen Geldbeutel! Denn je mehr du mit deinem Projekt für die Umwelt tust, desto geringer sind die Kreditzinsen: Mit zusätzlichen, dreifachen Förderboni belohnt die EthikBank Energieeffizienz, den Einsatz regenerativer Energien und die Verwendung gesunder und ökologischer Baustoffe.
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