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Wie uns Lärm, Licht und Klimawandel krank machen können

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Foto: Pavel Losevsk, dlyastokiv / stock.adobe.com

Dass Pestizide oder Abgase nicht unbedingt gesundheitsfördernd sind, ist klar. Aber es gibt noch andere, weniger offensichtliche Krankmacher unseres modernen Lebens: Über die Auswirkungen von Lärm, Licht und Klimawandel auf unsere Gesundheit wird viel zu selten gesprochen. Und über die Frage, wie wir diese Probleme lösen können.

Unser Leben kann schon komfortabel sein. Wenn wir etwas brauchen, bestellen wir es einfach und können es uns innerhalb kurzer Zeit liefern lassen. Wenn wir am Rechner abends eine Reise buchen, können wir am nächsten Morgen schon im Flieger sitzen. Und wenn wir auf unser Smartphone blicken, können wir in unseren Streams sehen, was unsere Freundinnen, Freunde und Verwandte gerade machen. Für unsere Großeltern früher war das unvorstellbar, für uns ist das alles kein Problem. Und zugegeben: Es ist echt angenehm und hilfreich, in einer durch technologischen Fortschritt immer moderner werdenden Welt mit ihren Vorteilen und Errungenschaften zu leben.

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Der technologische Fortschritt und die immer moderner werdende Welt hat Vorteile und Errungenschaften zu bieten aber bringt auch Nachteile mit sich. (Foto: CC0 Public Domain / Unsplash – Zhang Kaiyv)

Schattenseiten der modernen Gesellschaft

Wir wissen aber natürlich auf der anderen Seite schon längst, dass diese schöne neue Welt auch Schatten hat. Mit zum Teil negativen Auswirkungen auf unsere Gesundheit.

Luftverschmutzung ist so ein Beispiel, Feinstaubbelastung an vielbefahrenen Straßen oder ganze Städte, die im Smog versinken und so zu einer Umgebung werden, die nicht nur die Lebensqualität senkt, sondern auch krank machen kann. Oder Pestizide, die zwar den großflächigen Anbau von Obst und Gemüse vor Schädlingen schützen, aber eben auch Auswirkungen auf das Ökosystem haben – und letztlich in unserem Essen landen. Und nicht zuletzt die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass eine global vernetzte und extrem mobile Gesellschaft die immer leichtere Verbreitung von ansteckenden Krankheiten mit sich bringt.

Und dann sind da noch etwas weniger offensichtliche Krankmacher unseres modernen Lebens wie Lärm, Licht und der Klimawandel. Darüber müssen wir reden – und auch darüber, wie wir mit ihnen umgehen müssen, damit sich das ändert.

Es gibt zu viel Lärm in unserem Leben

Zum Beispiel über Lärm. Eigentlich ist das naheliegend, denn Lärm ist in unserem Alltag allgegenwärtig. Spätestens, wenn wir an einer Straße stehen, bildet der Autoverkehr die Geräuschkulisse der modernen Gesellschaft. Und wenn wir aufgrund unserer Wohnlage Pech haben, können wir uns ihr nicht einmal zu Hause entziehen. Dann die Baustellen, irgendwo wird ja gefühlt immer lautstark gearbeitet. Falls es doch mal ruhig ist, kommt jemand mit einem Laubbläser um die Ecke, es säubert ein Reinigungsunternehmen mit einem Kärcher die Pflastersteine auf dem Gehweg oder die Nachbarn bohren Löcher in die Wand. Und selbst wenn wir uns der Lautstärke des Alltags entziehen wollen, ziehen wir oftmals Kopfhörer an und beschallen uns mit Musik.

Lärm nervt nicht nur, sondern ist unter Umständen ein echtes Problem für unsere Gesundheit. Die Weltgesundheitsorganisation WHO stellte schon vor rund zehn Jahren fest: Nach der Luftverschmutzung ist Lärm der zweitgrößte, die Krankheitslast vergrößernde, Umweltfaktor. Laut Schätzung der europäischen Umweltagentur sind rund 20 Prozent der Menschen in Europa von einem gesundheitsschädlichen Lärmpegel betroffen.

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Tinnitus, Schwerhörigkeit und Herzprobleme als Lärmfolgen

Tatsächlich wird immer deutlicher, welche gesundheitlichen Auswirkungen eine zu große Lärmbelastung haben kann. Schwerhörigkeit, klar, das ist naheliegend. Oder das Pfeifen im Ohr, das viele von uns vermutlich schon einmal nach einem lauten Konzert oder einem Knall erlebt haben: So ein Tinnitus ist ein gesundheitliches Warnzeichen, vermutlich auch zusätzlich durch Stress auslösbar.

Umgekehrt kann auch Stress durch Lärm zu Bluthochdruck und Herz-Kreislauferkrankungen führen. So untersuchte etwa die NORAH-Studie zwischen 2011 und 2015 im Rhein-Main-Gebiet die langfristigen Wirkungen von Lärm auf die Gesundheit. Es ging dabei konkret um die Belästigung durch Flugzeuge, aber auch um Autos und Bahnen. Ein Ergebnis der Untersuchung: Verkehrslärm erhöht das Risiko eines Herzinfarkts. Und auch einen Zusammenhang zwischen Verkehrslärm und der ärztlichen Diagnose einer depressiven Episode stellten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fest. Eine andere Studie verweist sogar darauf, dass ein erhöhtes Demenzrisiko als Folge von Lärm möglich sein könnte.

Lies dazu auch: Gesund­heit zum Hören: Stress

Lichtverschmutzung in der technisierten Gesellschaft

Aber auch Licht kann unter Umständen unsere Gesundheit beeinträchtigen. Eigentlich ist es ein lebenswichtiges Element für Menschen, und wieviel Lebensenergie lässt sich doch nach einem dunklen Winter aus der Frühlingssonne ziehen. Aber in unserer zunehmend technisierten Welt wird es nicht mehr richtig dunkel – zumindest in den wohlhabenderen Ländern. Und so viele Vorteile damit verbunden sind, dunkle Ecken auszuleuchten und die Nacht zum Tag zu machen, so problematisch können die Nebenwirkungen sein.

Tatsächlich spricht man mittlerweile sogar schon vom Phänomen der „Lichtverschmutzung“, also vor allem in Städten, in denen sich immer mehr Dauerbeleuchtung findet. Dann kann die Helligkeit so etwas wie ein Lichtsmog werden, der die natürliche Finsternis verhindert und damit ganze Ökosysteme aus Pflanzen, Insekten und Tiere durcheinanderbringt.

Problematische Kombination von künstlichem Licht und Schlaf

Vor allem aber hat das Dauerlicht der Bildschirme unserer Smartphones, Tablets und Computer das Potenzial, gesundheitliche Probleme bei uns Menschen zu verursachen. Schuld ist das aufgrund seiner Farbtemperatur sogenannte Blaue Licht, das uns aus den Displays entgegenleuchtet. Gerade in den Abendstunden und nachts ist das ein Thema, also dann, wenn sich unser Körper eigentlich in Richtung Bett verabschieden will, aber beim Scrollen durch den Instagram-Feed oder beim Spielen eines Games nicht runterkommt.

Denn das Bildschirm-Licht hat wohl einen negativen Einfluss auf die Produktion des Hormons Melatonin, das wir dringend zum Schlafen brauchen. Wie groß dieser Einfluss tatsächlich ist, ist noch nicht abschließend geklärt. Als Folgen diskutiert werden aber mindestens Schlafstörungen und vermutlich auch neurologische Effekte im Hirn. Wissenschaftler diskutieren sogar, ob das alles sogar am Ende lebensverkürzend ist. Sicher ist: Guter Schlaf fördert die Gesundheit.

Das Blue-Light-Problem ist erst seit wenigen Jahren in der öffentlichen Diskussion. Aber es ist schon bezeichnend, dass die Smartphone-Hersteller inzwischen reagiert haben und entsprechende Nachtmodi in ihre Geräte einbauen, welche in dunklen Umgebungen die Farbtemperatur der Bildschirme auf wärmere Töne umschalten. Ob das generell so gut ist, ist eine andere Frage. Denn dabei geht es ihnen ja darum, dass wir auch nachts weiter auf unsere Smartphones starren sollen.

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Das Phänomen der „Lichtverschmutzung“ kenn man vor allem in Städten, in denen sich immer mehr Dauerbeleuchtung findet. (Foto: CC0 Public Domain / Pexels – Pixabay)

Neue Gesundheitsgefährdungen durch den Klimawandel

Und da ist noch etwas anderes, das unser modernes und globalisiertes Leben mit sich bringt: die Folgen des Klimawandels und ihre Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Mal ganz abgesehen von der Lebensbedrohung durch Naturgewalten wie Hochwasser oder Bränden, die wir gerade aktuell weltweit und direkt in Deutschland erleben.

Hitzeperioden zum Beispiel werden uns in Zukunft wohl mehr gesundheitlich beschäftigen als früher. Extremtemperaturen über einen langen Zeitraum sind lebensgefährlich, aber auch vor allem für ältere Menschen oder Personen mit Vorerkrankungen auch bei sporadischem Auftreten ein Problem. Oder die Sache mit dem Hautkrebs, den die intensivere UV-Strahlung hervorrufen kann. Und am Ende können Klimaveränderungen zum Beispiel Allergien verstärken, weil sich die Zeiträume des Pollenflugs verändern. Und neue Infektionskrankheiten zu uns bringen, die sich vorher nur in anderen Gegenden der Welt ausbreiten konnten – wie zum Beispiel Malaria.

Wie bekommen wir das in den Griff?

Es ist schon interessant: Das alles passt so gar nicht zum positiven Bild einer modernen Gesellschaft, in der es sich ohne Frage meist komfortabel leben lässt. Aber um so wichtiger ist es, dass wir uns überlegen, wie wir damit umgehen. In Bezug auf die Klimakrise ist das gar nicht so einfach, denn die Effekte wirken sich zeitverzögert aus. Klar ist aber, dass wir einen gesellschaftlichen Konsens brauchen, so schnell wie möglich zu handeln.

Auch bei Krankmachern der modernen Gesellschaft braucht es so einen Konsens. Beziehungsweise ein gesellschaftliches Bewusstsein für die Auswirkungen, die zum Beispiel Lärm, Licht und Klimawandel auf unsere Gesundheit haben können. Wir müssen darüber reden, mehr über die direkten Zusammenhänge zu forschen und diese Problematik stärker in den politischen Fokus zu stellen. Gut, dass zum Beispiel die WHO am Thema Lärm dran ist. 2018 veröffentlichte sie Leitlinien für Umgebungslärm für die Europäische Region mit Empfehlungen für den gesundheitlichen Schutz vor Lärmbelastungen – also Verkehrslärm, Lärm von Windenergieanlagen und Freizeitlärm.

Und klar, natürlich ist die Politik in der Pflicht, die Sache durch die richtigen gesetzlichen Rahmenbedingungen zu regeln. Aber auch jeder Einzelne ist gefragt und kann versuchen sich gegen die schädlichen Einflüsse schützen. Wenn wir alle ein wenig Energie in unseren persönlichen Lärmschutz, in digitale Achtsamkeit und Rücksicht auf andere investieren, schützen wir uns selbst und helfen uns gegenseitig. Am Ende ist es ein Gemeinschaftsprojekt.

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