Entweder Kohle oder Atom – aus beidem gleichzeitig aussteigen geht nicht, heißt es immer wieder. Eine neue Studie zeigt, dass das nicht wahr ist.
Die Bundesregierung will Deutschlands Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent reduzieren (gemessen an der Emission des Jahres 1990). So richtig viel haben wir noch nicht geschafft: Bis 2012 konnten die Emissionen um etwa 25 Prozent reduziert werden, doch es bleiben nur noch wenige Jahre, um auch den Rest umzusetzen.
Aktuelle Berechnungen gehen davon aus, dass wir das Klimaziel um 7 Prozent verfehlen werden (Klimaschutzlücke). 2012 produzierte die Energiewirtschaft 40 Prozent der Treibhausgasemissionen, hier wäre also der größte Hebel zu bewegen. Doch die Energiewirtschaft wird nicht müde, auf Kohlekraftwerken zu beharren – jetzt erst recht, angeblich um den fehlenden Strom aus den Atomkraftwerken zu ersetzen.
Studie: Kohleausstieg und Atomausstieg möglich
Eine neue Studie im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung in Rheinland-Pfalz und macht hier nun eine klare Ansage: „Wir können bis im Jahr 2040 aus der Stromgewinnung mit Kohle aussteigen. Die Stromversorgung in Deutschland ist auch dann gesichert, wenn wir parallel aus der Atomkraft aussteigen. Das geht beides.“ So fasst die rheinland-pfälzische Wirtschafts- und Energieministerin Eveline Lemke die Ergebnisse der Studie zum Kohleausstieg zusammen. „Damit widersprechen wir der Kohleindustrie und Bundesregierung, die uns seit Jahren erklärt, dass man den Kohleausstieg nicht gleichzeitig mit dem Atomausstieg beginnen kann.“
Die Studie wurde von Prof. Uwe Leprich vom Institut für ZukunftsEnergieSysteme, (IZES) Saarbrücken und von Prof. Stefan Klinski von der Hochschule für Wirtschaft und Recht, Berlin, erstellt. Die Autoren sehen zusätzliche positive Begleiterscheinungen bei einem vorzeitigen Ausstieg aus der Kohleverstromung. „Der deutsche Kraftwerkspark wird deutlich flexibler und das Zusammenspiel mit der fluktuierenden Stromerzeugung aus Wind und Sonne wird deutlich einfacher“, so Prof. Uwe Leprich. Auch rechtlich wäre das machbar: „Für den Ausstieg aus der Kohleverstromung stehen dem deutschen Gesetzgeber relativ große rechtliche Spielräume zur Verfügung – ohne dass dadurch Entschädigungsansprüche der Kraftwerksbetreiber ausgelöst würden“, so Prof. Stefan Klinski.
„Fossil-frei“ geht es übrigens auch nach dieser Studie nicht: Die zugrundeliegenden Szenarien sehen Gaskraftwerke in der Rolle als CO2-sparende und zugleich flexibel betreibbare Begleiter einer Transformation hin zu einer überwiegend aus Erneuerbaren Energien gespeisten Stromversorgung. Die Experten rechnen außerdem kurz- und mittelfristig mit einem Anstieg der Strompreise, dafür aber ab etwa 2035 mit Kostenvorteilen für die Verbraucher. Nach Ansicht der Studie müssen aber auch die Verschmutzungsrechte für Kohlekraftwerke vom Markt genommen werden – nur so könne die Klimaschutzwirkung wirklich entstehen.
Die komplette Studie zum Kohleausstieg finden Sie als PDF hier.
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