Japan gibt auf: Die wichtige Industrienation steigt aus dem Atomausstieg aus und schaltet die Reaktoren wieder an, trotz Fukushima und Erdbebengefahr.
Bis 2011 war Japans Energieversorgung zu einem Drittel abhängig von Atomkraft. Nach dem Erdbeben, dem Tsunami und der Fukushima-Kernschmelze vom 11. März 2011 ging das Land neue Wege und nahm nach und nach alle Atomkraftwerke vom Netz. Ab 2012 kam Japan ohne Atomstrom aus.
Aber eine Energiewende ist eben nicht einfach. Die Kernschmelze war gestern, jetzt braucht die Industrie wieder vermeintlich billigen Strom, und so wurde heute, am 11. August, ein erster Reaktor wieder hochgefahren (Sendai Nuclear Power Unit No.1), ab Freitag soll er Strom liefern. Bei diesem einen Reaktor wird es auf dem erdbebengefährdeten Inselstaat allerdings nicht bleiben.
Für etwa die Hälfte der ursprünglich über 50 Kraftwerke wurde bereits eine Genehmigung angefragt. Die Politik will auf Atomkraft nicht verzichten, weil sie für den Augenblick preiswerter erscheint und die stockende japanischen Industrie beleben soll – während man die immensen Folgekosten auf spätere Politik-Generationen verschieben und durch nachfolgende Kundengenerationen vergemeinschaften kann. Die Tagesschau rechnet vor, dass allein alle weltweiten Atomunfälle zusammengenommen bereits fast 500 Milliarden US-Dollar Schäden angerichtet haben.
Utopia meint: Japan wird bei seiner Rückkehr zur Atomenergie nicht allein bleiben. Das vielgelobte Klima-Programm, mit dem Obama Anfang August von sich reden machte, stützt sich keineswegs nur auf Erneuerbare Energien – auch die Atomenergie wird in den USA als Weg betrachtet, weniger CO2 zu produzieren. Und keineswegs nur dort: Andere EU-Staaten als Deutschland sähen „darin ein wichtiges Element im Kampf gegen den Klimawandel“, heißt es auf bundestag.de im Umfeld der Genehmigung von EU-Beihilfen für den Bau eines britischen Krenkraftwerks, und auch prominente deutsche Talkshow-Ökonomen fordern immer wieder mal eine Rückkehr zum Atomstrom. Die Atom-Debatte ist also noch lange nicht zu Ende.
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