EU stimmt über Veggieburger-Verbot ab. Die Begründung ist absurd

Veggieburger
Foto: CC0 / pexels

Diese Woche entscheidet das EU-Parlament, ob „Veggie-Burger“ noch „Burger“ heißen dürfen. Angeblich zum Schutz der Verbraucher:innen. Tatsächlich, um alte Interessen zu sichern. Ein Kommentar.

Am 7. Oktober stimmt das Europäische Parlament darüber ab, ob Begriffe wie „Burger“, „Wurst“ oder „Schnitzel“ künftig nur noch für Fleischprodukte erlaubt sein sollen. Die offizielle Begründung: Verbraucher könnten „verwirrt“ sein.

Glaubt das wirklich jemand? Ehrlich: Niemand verwechselt eine Erbsen-Patty mit einem Rindfleisch-Burger. Auch Studien zeigen ein anderes Bild, etwa die der Europäischen Verbraucherorganisation BEUC: Eine umfangreiche Untersuchung aus dem Jahr 2023 ergab, dass rund 80 % der Verbraucher:innen traditionelle Fleischbegriffe wie „Burger“ oder „Wurst“ auch für pflanzliche Alternativen zulassen, sofern sie klar gekennzeichnet sind. In allen untersuchten Ländern wurde festgestellt, dass diese Bezeichnungen ohne Zweifel verstanden werden und keine Irreführung bewirken

Wenn Sprache zum Werkzeug wird, um Wandel zu bremsen

Da werden endlich nachhaltigere, tierfreundlichere Produkte in die Supermarktregale gebracht und wir sollen uns ernsthaft darum sorgen, sie könnten mit Fleisch verwechselt werden? Sie sollen zum Verwechseln ähnlich sein! Weil nur so Konsument:innen sie als gleichwertige Alternative wahrnehmen und Wandel überhaupt möglich wird.

Hinter dem drohenden Verbot steht mehr als nur der Wunsch nach „Tradition“. Es geht um Macht über Sprache und damit um Kontrolle darüber, wie Veränderung sichtbar wird. Denn Sprache prägt, was als Fortschritt gilt und was nicht. Wer Begriffe verbietet, verlangsamt auch den Wandel.

Politik im Dienst der Fleischlobby

Hinter dem Vorstoß stehen klare Lobbyinteressen der Fleisch- und Agrarindustrie, die ihre Märkte und ihre Deutungshoheit schützen wollen.

Trotz eindeutiger Faktenlage treibt die EVP-Fraktion im Europäischen Parlament (u. a. CDU/CSU) das Sprachverbot voran, unterstützt von konservativen Agrarministerien aus Frankreich, Italien und Österreich. Offiziell geht es um Tradition. In Wahrheit darum, die Transformation der Ernährung zu bremsen.

Ein „Veggieburger-Verbot“ hätte auch unmittelbare wirtschaftliche Folgen: Produktnamen, Verpackungen, Werbung, Markenrechte – alles müsste neu aufgesetzt werden. Das kostet Millionen, schafft Unsicherheit und bremst Innovation.

Der Chef der Rügenwalder Mühle, Jörg Pfirrmann, warnt auf Spiegel.de: „Rund 70 Prozent unseres Portfolios wären betroffen. Das würde uns Millionen kosten und die gesamte Branche ausbremsen.

Unternehmen stellen sich gegen das Veggieburger-Verbot

Deutschland ist der größte Markt für pflanzliche Alternativen in Europa. Ein solches Verbot würde Fortschritt bremsen, könnte Arbeitsplätze gefährden und Unternehmen vertreiben, die heute schon an Lösungen für morgen arbeiten.

Mehr als 200 Organisationen aus 23 Ländern – von ProVeg bis Greenpeace, gemeinsam mit Handelsketten wie Aldi und Lidl – fordern darum: Keine Scheinargumente im Namen des „Verbraucherschutzes“ und „klare Information, faire Märkte und echte Wahlfreiheit“. Den offenen Brief kann man hier unterstützen.

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