Der Online-Riese Amazon bedroht schon länger deinen Buchladen um die Ecke. Nun will er mit seiner Online-Lebensmittelsparte Amazon fresh auf den deutschen Lebensmittelmarkt. Laut Berichten von Die Welt und Frankfurter Allgemeine Zeitung will der Internetversanddienst mit seiner Untersparte fresh, die es in den USA bereits seit 2007 gibt, auch in den deutschen Lebensmitteleinzelhandel einsteigen. Äpfel, Brot und Joghurt künftig per Mausklick vom Steuervermeidungs- und Dumpinglohnkonzern Amazon?
Das geht gar nicht! Wir wollen die Agrarwende und echte Wertschätzung von Lebensmitteln. Wir brauchen keinen Lieferservice, der Landwirtschaft und Lebensmittelhandwerk immer weiter verdrängt!
Zeig Amazon, dass sie mit deiner Kundschaft nicht rechnen können:
1. Mach ein Foto von deinem Einkauf oder deinem Lieblingsgemüse
2. Lade dir den Protest-Sticker runter und füge ihn in das Foto ein
3. Teile es auf den sozialen Medien unter dem #amazonfairdrängen und tweete direkt an @Amazon
Warum es wichtig ist, Amazon vom eigenen Kühlschrank fern zu halten
Mit 7,1 Milliarden Euro war Deutschland für Amazon 2014 der beste Auslandsmarkt, vor Japan und Großbritannien. Beim dem US-amerikanischen Versandkonzern geht es längst nicht mehr nur um Bücher, wenn sie auch weiterhin einen wichtigen Schwerpunkt darstellen. Das Erdbeben, das Amazon auf dem Buchmarkt auslöste, ist hinlänglich bekannt:
Immer mehr Buchläden geraten in Bedrängnis, weil Amazon sie in Bequemlichkeit und Schnelligkeit unterbietet. Zahlreiche Verlage klagen öffentlich über den enormen Druck, den Amazon auf sie ausübt. Dem Großabnehmer etwas entgegensetzen können sie kaum.
Die Gefahr geht nicht von der Dienstleistung an sich aus, sondern von der enormen Marktmacht
Marktforscher errechneten, dass Amazon inzwischen 31 Prozent des deutschen Online-Handels abwickelt, nachdem es fünf Jahre zuvor noch etwas weniger als 20 Prozent gewesen waren. Damit lässt es E-Bay und den Otto-Versand als Nummer zwei und drei der einflussreichsten Verkäufer deutlich hinter sich.
Was passiert, wenn ein Gigant wie Amazon Brot und Butter zustellt und haltbare Lebensmittel frei Haus rund um die Uhr bestellbar macht? Der Agrarwende kann das nur schaden, denn die größten Abnehmer zeigen seit Jahrzehnten im Lebensmittelhandel und in anderen Branchen, dass sie massiven Druck für eine noch billigere Herstellung ausüben und extreme Abhängigkeit ihrer Lieferanten produzieren.
Seit 2013 liefert Amazon Lebensmittel in mehreren US-Städten aus. Der Großteil des gelieferten Obstes und Gemüsees kam bisher allerdings aus dem Großlager nahe Seattle, Washington. Die Zusammenarbeit mit regionalen Produzent/innen und Bauernmärkten soll nun beginnen. Unter welchen Bedingungen wird sich erst zeigen.
Fragwürdige Arbeitsbedingungen
Eine ARD-Reportage zum Weihnachtsgeschäft 2012 zeigte, wie Amazon Menschen unter fragwürdigen Bedingungen Päckchen im Akkord packen lässt. Rechtslose Angestellte, europäische Wanderarbeiter/innen, die mitten in Deutschland in engen Baracken hausen und für den großen Versand schuften.
Die Arbeit in den riesigen Logistik-Zentren treibt den Effizienz-Gedanken auf die Spitze. Bis zu 15 Kilometer lässt Amazon jeden seiner „Picker“ in einer Schicht durch die Lager rennen, um unter hohem Druck die Waren entsprechend der Bestellungen bereitzustellen. Tatsächlich lohnt es sich finanziell, neue Lieferungen gar nicht erst an einen ganz bestimmten Ort im Lager einzuordnen, sondern wie sie angeliefert werden, aufzustellen. Computer-gestützt leitet das Ortungs-System die „Picker“ zur jeweils richtigen Palette mit Büchern, Winterschuhen, Tablet-PCs usw.
Steuertricks
Amazon gehört zu den großen Steuertricksern unter den multinational handelnden Konzernen. Obwohl der Versandriese in seinen deutschen Logistikzentren mehr als 9.000 Mitarbeiter beschäftigt, stellt eine Konstruktion mit Tochterunternehmen und externen Dienstleistern sicher, dass die Auslieferungslager in Deutschland nicht als Betriebsstätten gelten und daher praktisch nicht besteuert werden. Einen Großteil seines Umsatzes mit deutschen Kunden wickelt Amazon über Luxemburger Gesellschaften ab. Die Amazon.de GmbH zahlt am Ende Steuern, die nicht zu den enormen Umsätzen und Gewinnen passen wollen.
Datensammlerei
Amazon kennt seine Kund/innen wie kein Supermarkt, nicht umsonst bietet uns Amazon bei jedem Klick auf ein Buch eine Übersicht an „Kunden, die dieses Buch kauften, kauften auch…“. Kunden bekommen also das vermeintlich perfekt auf sie zugeschnittene Produkt – in Zukunft Brötchen sowie Karotte. Die persönlichen Bestelldaten werden allerdings auch gespeichert, analysiert und verarbeitet.
Text: Leonie Dorn / Jutta Sundermann
zuerst veröffentlicht auf: aktion agrar
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