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Report: H&M, Zara und Co. geben sich grün und fair – was ist dran?

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Foto: CC0 Public Domain - Unsplash/ Fernand De Canne

Auch Größen der Fast-Fashion-Industrie haben Öko-Produktlinien und Nachhaltigkeits-Labels. Doch wie gut sind diese wirklich? Ein Greenpeace-Report betrachtet die Labels von H&M, Zara und Co. kritisch – nur zwei können überzeugen.

Viele große Modemarken haben inzwischen ein „Nachhaltigkeits-Label“, also eine Produktlinie, die sie als besonders „nachhaltig“, „green“ oder „fair“ bewerben. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat 14 solcher Labels untersucht und in einem Report nach sozialen und ökologischen Kriterien bewertet.

Die meisten Labels schnitten schlecht ab, darunter „C&A Wear the Change“, „H&M Conscious“, „Primark Cares“ und  „Zara Join Life“. Die Tchibo-Eigenmarke „Gut Gemacht (Well Made)“ erhielt eine mittelmäßige Bewertung. Gut waren demnach nur zwei Labels: „COOP Naturaline“ und „Vaude Green Shape“.

Greenpeace-Report: Wie grün sind Nachhaltigkeits-Labels wirklich?

Greenpeace hat für den Report Marken mit „Detox-Commitment“ untersucht – die Unternehmen hatten also eine Selbstverpflichtung zum Verzicht auf giftige und besonders umweltschädliche Chemikalien unterzeichnet. Die Umweltschützer:innen wählten solche aus, die ein Produktmarketing-Label mit einem definierten Slogan verwenden, der Begriffe wie „eco“ (bio/öko), „green“ (umweltfreundlich), „cares“ (verantwortungsvoll) oder „conscious“ (bewusst) enthält. Diese Labels sind auf allen oder einer Auswahl der Produkte des jeweiligen Konzerns zu finden. Außerdem wurden einige Beispiele anderer Marken untersucht, „deren Nachhaltigkeits-Label und Nachhaltigkeitsprogramme präsent in der öffentlichen Wahrnehmung sind“, erklärt Greenpeace in einer Pressemitteilung.

Sämtliche Marken wurden nach einer Reihe von Kriterien bewertet. Greenpeace legte zum Beispiel einen Fokus darauf, ob das Label von einer unabhängigen Stelle überprüft wird. Auch Materialmengen, Prozentsätze und Materialarten sollten detailliert offengelegt werden – das war jedoch nur bei drei Labels der Fall. Durch eine detaillierte Materialauflistung können Kund:innen zum Beispiel erkennen, ob Naturfasern Kunstfasern beigemischt werden.

Auch wurde geprüft, ob Unternehmen Fabrik-Abwasserdaten veröffentlicht. Auf Basis der Daten konnte Greenpeace den Einsatz von umwelt- und gesundheitsgefährdenden Chemikalien untersuchen.

Coop und Vaude überzeugen

Die Bilanz der Nachhaltigkeits-Labels fällt nicht besonders positiv aus. Bei einigen Marken, darunter dem Label von H&M, gab es laut Greenpeace keine transparenten Kriterien dafür, wann ein Produkt das Label erhält.

An „Zara Join Life“ kritisiert Greenpeace unter anderem, dass nicht-recyclebare Mischungen aus synthetischen Fasern und Baumwolle erlaubt sind. Außerdem gäbe es viele verschiedene Versionen des Labels mit unterschiedlichen Kriterien, das könne für Verbraucher:innen verwirrend sein.

Das Label „H&M Conscious Choice“ wurde nach einer Beschwerde einer niederländischen Aufsichtsbehörde bereits von den Produkten im Online-Store entfernt. Sie hatte beklagt, dass unter anderem nicht klar sei, welche Nachhaltigkeitsvorteile die Produkte hätten. In den Läden seien Produkte noch mit Label erhältlich, das sieht Greenpeace kritisch.

Zwei Labels hebt die Umweltschutzorganisation überwiegend lobend hervor: Produkte von „COOP Naturaline“ bestehen zu 100 Prozent aus Biobaumwolle und können bis zur Farm zurückverfolgt werden. „Vaude Green Shape“ nutzt mindestens 50 Prozent recycelte oder biobasierte Materialien – alle mit Zertifizierung. Das Label umfasst fast 90 Prozent der Bekleidung von Vaude. Außerdem konnte nur Vaude sicherstellen, dass Arbeiter:innen in der Lieferkette existenzsichernde Löhne erhalten.

Greenpeace sieht das Ergebnis des Reports kritisch: Man habe bei vielen der untersuchten markeneigenen Nachhaltigkeits-Label „besorgniserregende wiederkehrende Muster festgestellt“. Diese würden „keineswegs zu[r] nachhaltigen Veränderung der derzeitigen Praktiken führen, sondern das kaputte System von linearer Fast Fashion zementieren.“

Bei all den Problemen auf der Welt kann man schnell den Überblick verlieren. Wir möchten deshalb in dieser Woche einen besonderen Fokus auf das Thema Mode legen. Anlass ist der 10. Jahrestag des Einsturzes der Textilfabrik Rana Plaza. Wir stellen die Frage: Was hat sich seitdem in Sachen Arbeitssicherheit, Fairness und Nachhaltigkeit getan? Was muss noch passieren? Und was kann jede:r Einzelne von uns tun? Alle Artikel aus der Themenwoche findest du hier.

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