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Human Rights Watch: Textilarbeiter in Kambodscha brauchen Schutz

Frauen in der Näh-Abteilung einer Fabrik in Phnom Penh/ Kambodscha. (Foto: © 2014 Samer Muscati/Human Rights Watch)
Foto: © 2014 Samer Muscati/Human Rights Watch

„Work Faster or Get Out“ (deutsch: „Arbeite schneller oder verschwinde“) heißt ein neuer Report der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch zur Lage der Textilarbeiter in Kambodscha. Das Fazit: Weder Regierung noch Markenhersteller schützen die Angestellten bisher effektiv vor Arbeitsrechtsverletzungen.

Über 700.000 Menschen arbeiten in Kambodscha im Textilsektor – rund 90 Prozent davon Frauen. Auch namhafte internationale Modehersteller lassen in Kambodscha produzieren. Nachdem die Arbeitsbedingungen in der Branche zunehmend in Kritik geraten sind, hat Kambodscha zwar den Mindestlohn für Textilarbeiter erhöht, doch davon abgesehen hat sich kaum etwas verbessert: Die Arbeitnehmer werden nach wie vor regelmäßig Opfer von Menschenrechtsverletzungen, etwa erzwungene Überstunden, Diskriminierung oder gewerkschaftsfeindliche Maßnahmen. Offenbar konnten die Behörden und  die internationalen Markenhersteller bisher keinerlei Verbesserung dieser Zustände durchsetzen.

Befragte Arbeiter aus verschiedenen Fabriken gaben an, sie würden unter Strafandrohung dazu gezwungen, Überstunden zu leisten, die Bildung und die Arbeit von Gewerkschaften würde enorm erschwert und bei Schwangerschaften und Gesundheitsproblemen würden Angestellte diskriminiert oder gar entlassen. Die schwerwiegendsten Probleme wurden in kleineren Fabriken festgestellt, die als Subunternehmer Firmen mit Exportlizenz beliefern. Diese Subunternehmer sind oftmals von Inspektionen ausgenommen – obwohl sie Teil der Lieferkette sind, die auch hinter den bekannten internationalen Modeketten steckt.

Für die Studie hat Human Rights Watch insgesamt über 340 Personen zu den Zuständen in den kambodschanischen Textilfabriken interviewt: Arbeiter, aber auch Gewerkschaftsführer, Aktivisten, Regierungsvertreter und Vertreter von Markenherstellern. Der 140-seitige Bericht (englisch) dokumentiert die mangelhafte Durchsetzung des Arbeitsrechts durch die Behörden sowie die Behinderung von Kontrollen durch die Markenhersteller. Von den rund 200 Bekleidungsmarken, die in Kambodscha produzieren lassen, war Human Rights Watch in Kontakt mit Adidas, Armani, Gap, H&M, Joe Fresh und Marks and Spencer.

Von diesen sechs Firmen informierten lediglich Adidas, Gap und H&M seriös über ihre Bemühungen, die Probleme in den Produktionsstätten zu beheben. Adidas und H&M veröffentlichen zudem die Namen ihrer Zulieferer und aktualisieren diese Listen regelmäßig; Adidas hat als einziger Hersteller ein Verfahren eingerichtet, über welches Arbeitnehmer Informantenschutz erhalten können.

Human Rights Watch appelliert sowohl an die kambodschanische Regierung als auch an die internationalen Bekleidungsunternehmen, sich aktiv für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Textilbranche einzusetzen. „Die Namen der globalen Bekleidungsmarken gehören zum Alltagsvokabular. Damit verfügen sie über enormen Einfluss. Diesen können und sollten sie nutzen, damit ihre Verträge mit Bekleidungsfabriken nicht zu Arbeitsrechtsverletzungen beitragen“, sagt Aruna Kashyap, Expertin für Frauenrechte bei Human Rights Watch.

Mehr Infos zur Studie von Human Rights Watch: Kambodscha: Gesetze schützen Textilarbeiter nicht

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