“Restlos glücklich” ist das erste Restaurant Deutschlands, das mit Lebensmitteln kocht, die sonst in der Tonne landen würden. Utopia interviewte Mitbegründerin Leoni Beckmann.
Mit einem täglich wechselnden “Reste-á-la-Carte” Menü will Restlos Glücklich Menschen dazu bringen, ihr Konsum- und Essverhalten zu überdenken und Lebensmittel neu zu wertschätzen. Die 28-jährige Leoni Beckmann ist eine der Gründerinnen von “Restlos Glücklich”. Für sie ist das Engagement für soziale Projekte eine der besten Arten, Freizeit zu gestalten. Mit Restlos Glücklich hat sie ein Projekt mit ins Leben gerufen, das rundum glücklich macht: So kann sie gemeinsam mit Initiativen gegen Lebensmittelverschwendung kämpfen – und gleichzeitig den Traum eines eigenen Restaurants verwirklichen.
Leoni, ihr wollt mit Essensresten ein Restaurant betreiben, das klingt ja erstmal nicht sonderlich appetitlich…
Zunächst einmal verwenden wir nicht Essensreste, sondern lediglich Lebensmittel, die aus unterschiedlichsten Gründen nicht oder nicht mehr verkauft werden. Dazu gehört Obst und Gemüse vom Bauern, das aufgrund seiner Form, Farbe oder Größe vom Handel nicht gewünscht ist. Oder Produkte von Produzenten, die beispielsweise falsch etikettiert sind, aber an sich einwandfrei. Wir haben z.B. auch eine Weinhandlung als Kooperationspartner, die uns Flaschen gibt, wo das Etikett verrutscht ist. Wir retten also nicht aus der Tonne, sondern vor der Tonne – und bekommen einwandfreie Produkte.
Ist das eigentlich auch Bio?
Natürlich wollen wir so weit wie möglich biologische, regionale und saisonale Produkte verwenden. Aber unser Credo ist: WIr retten alle Lebensmittel. Denn ob Bio oder nicht, Ressourcen werden immer verbraucht. Bis jetzt ist es jedoch so, dass der Großteil unserer Partner nur Bio-Produkte haben.
Wen sprecht ihr damit an?
Unser Restaurant soll für alle Menschen offen sein. Deswegen wollen wir sowohl vegane als auch vegetarische und sogar Fleischgerichte anbieten. Wir sehen “Restlos Glücklich” als eine genussvolle Art, sich mit dem Thema Lebensmittelverschwendung auseinander zu setzen.
Wie lief das Crowdfunding?
Unser Crowdfunding ist inzwischen vorbei und wir sind absolut überwältigt von den zahlreichen Unterstützer*innen. So viel Zuspruch, das ist einfach toll. Wir haben mittlerweile über 25.000 Euro zusammen, das ist ein super Startkapital!
Wie kriegt man die Leute dazu, weniger Essen zu verschwenden?
Wir glauben, dass das eine Menge mit Wertschätzung zu tun hat. Uns ist einfach gar nicht mehr bewusst, wo unser Essen herkommt und was für ein unglaublicher Aufwand und Ressourceneinsatz hinter jedem Apfel, hinter jedem Stück Käse und insbesondere hinter Fleisch steckt. Außerdem haben wir das, was unsere Großeltern noch so gut konnten, nämlich aus Resten leckere Gerichte zaubern, so gut wie verlernt, da uns immer alles zur Verfügung steht.
Was hast du vorher gemacht und wie seid ihr auf die Idee gekommen?
Ich bin eigentlich Bildungsmanagerin in der politischen Bildung. Daher auch unser Anspruch, nicht nur ein Restaurant zu eröffnen, sondern mit den Gewinnen Bildungsprojekte umzusetzen und unter anderem mit Kindern und Jugendlichen gemeinsam den Weg unseres Essen vom Feld bis auf den Teller zu erkunden.
Auf die Idee ist Anette gekommen. Sie hat einen Artikel über das “Reste-Restaurant” Rub&Stub in Kopenhagen gelesen und ist direkt hingefahren. Das hat uns sehr inspiriert. Wir haben recherchiert und entdeckt, dass es auch in Amsterdam, London und Malmö schon ähnliche Konzepte gibt. Da haben wir gesagt: Jetzt ist Berlin dran!
Was inspiriert dich?
Der Ansporn liegt ganz eindeutig in der Möglichkeit etwas zu verändern und einen Impact zu haben. Ich glaube, dass wir mit “Restlos Glücklich” Menschen zum Nachdenken bewegen können. Die Mengen, die wir mit dem Restaurant retten, sind natürlich relativ gering. Ich glaube aber an die nachhaltige Wirkung und dass unsere Gäste bestimmt zweimal überlegen, bevor sie die schrumpelige Tomate aus dem eigenen Kühlschrank wegwerfen.
Wie lebst du persönlich Nachhaltigkeit im Alltag?
Das Fahrrad ist mein ständiger Begleiter, ansonsten nutze ich die Bahn. Das ist mir sehr wichtig. Auch bei Kleidung lege ich großen Wert auf Nachhaltigkeit: entweder Second Hand oder Öko/Fairtrade. Außerdem esse ich kaum Fleisch. Für mich ist wichtig, alle Bereiche des Alltags zu beachten; das hat jedoch auch zur Folge, dass ich überall mal eine Ausnahme mache. Ich versuche einfach, bewusst zu konsumieren.
Wie sieht dein Utopia aus?
In meinem Utopia ist Konsum schonend für die Umwelt und gut für alle Menschen. Wir müssen nicht mehr ewig recherchieren, ob wir mit unserer Kleidung, Nahrung oder Gebrauchsgegenständen in anderen Ländern Katastrophen anrichten. Ach und Plastik gibt es auch nicht mehr!
Restlos Glücklich: restlos-gluecklich.berlin
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