Kurzurlaub gefällig ohne den ökologischen Fußabdruck zu erhöhen? Das geht nun in Deutschlands erstem Unverpackt-Strandclub: Anfang Mai eröffnete Hamburgs „Karo-Beach“ – und trifft damit den Trend von Cradle-to-Cradle, Zero Waste und Co.
Seitdem Marie Delaperrière 2014 in Kiel den ersten Unverpackt-Laden Deutschlands eröffnete, hat sich viel in der Zero-Waste-Szene getan: Mittlerweile gibt es bundesweit dutzende solcher Shops und das mit gutem Grund: Der Plastikverbrauch nimmt hierzulande nicht ab, Deutschland war 2014 mit seinen über 17 Millionen Tonnen Müll sogar trauriger Europameister.
Allerdings geht es beim Thema „Unverpackt“ bis heute fast ausschließlich um Supermärkte. Umso erstaunlicher ist da das Hamburger Stadtstrand-Projekt „Karo Beach“ – und das nicht nur, weil die Bewohner entlang der Elbe schon jetzt zwischen etwa einem Dutzend Beachclubs wählen können.
Am „Karo Beach“ brutzeln und gleichzeitig etwas für die Umwelt tun
Der „Karo Beach“ ist nämlich der erste, der komplett auf unverpackt setzt: Wer vor der Rindermarkthalle in den Strandkörben liegt, bekommt plastikfreie Halme aus bruchfestem Glas oder Stroh, regional abgefüllte Getränkeflaschen, Decken statt Heizpilzen und definitiv kein Plastikgeschirr.
Stattdessen kooperiert der Strandclub bereits mit fünf Gastronomen aus dem angrenzenden überdachten Wochenmarkt. „Zero Waste heißt hier erst einmal, dass die Partner Mehrweggeschirr verwenden müssen. Die Schritte davor und danach können wir noch nicht beeinflussen. Wir haben aber bereits jetzt Impulse gegeben, sodass sich die kooperierenden Gastronomen plötzlich Gedanken machen, wie sie Müll verringern können“, erzählt Dominik Lorenzen, einer der Geschäftsführer.
„So bahnt sich der Gedanke von Zero Waste auch langsam seinen Weg in die Rindermarkthalle. Sogar der Edeka-Markt testet schon plastikfreie Verpackungskonzepte für seine Frischetheke“, erklärt Lorenzen stolz. Der Unternehmer ist gleichzeitig auch einer der Gründer von „Stückgut“ – Hamburgs erstem verpackungsfreien Geschäft, der ebenfalls mit einem zweiten Laden nun in der Rindermarkthalle aufmacht.
Arbeit am Nachhaltigkeitskonzept lohnt sich
„Der große, sonnige Vorplatz der Rindermarkthalle schrie geradezu nach einem Beachclub“, erinnert sich Lorenzen: „Und da mich persönlich der Plastikmüll in Strandclubs wahnsinnig macht, lag es auf der Hand, einen Zero-Waste-Beachclub zu gründen.“
Dabei war es anfangs gar nicht so einfach, ein Nachhaltigkeitskonzept mit so viel verschiedenen Gastwirten auf die Beine zu stellen: „Der größte Teil des Mülls, den eine Gastronomie produziert, ist für den Besucher gar nicht sichtbar. Wir mussten unsere Getränkelieferanten zum Beispiel geradezu zwingen, die Paletten nicht mit den sonst üblichen Unmengen an Plastikfolie einzuwickeln und stattdessen Spanngurte zu verwenden. Das ist viel Arbeit hinter den Kulissen.“ Aber die Mühe habe sich gelohnt, denn ohne Plastik-Strohhalme, Pappteller und Dosen ist der Strandclub nun ziemlich verpackungsarm.
Mehr als Zero Waste
Aber auch sonst möchte „Karo Beach“ auf Nachhaltigkeit pochen: „Die Produkte aus der Region reduzieren schon einmal CO2 und auch das unliebsame Mikroplastik“, da laut Schätzungen der Weltnaturschutzunion IUCN etwa ein Drittel der Teilchen allein durch Reifenabrieb in den Meeren landen würden.
Als gleichzeitiger Geschäftsführer von Stückgut nutzt Lorenzen seine Erfahrung und wählt beispielsweise für seine Getränke nachhaltige Partner wie Viva con Agua, Fritz Kola und Voelkel aus. Der Fairness-Gedanke spiegelt sich daher sowohl in regionalen Produzenten als auch in der Auswahl an Partnern wider – die eine nachhaltige „Mission“ führen, so Lorenzen.
„Dafür zahlen die Gäste des Beachclubs für die Gerichte zwar im Schnitt einen Euro mehr als in der Halle. Allerdings bekommen sie das Essen frisch und für das tolle Ambiente finden wir den Aufpreis auch fair.“
Zusätzliche Sportevents und Workshops bereits in Planung
Zusätzlich zum Strandcocktail und einer kulinarischen Verköstigung möchte „Karo Beach“ – der Name kommt übrigens vom ansässigen Karolinenviertel – auch Sportevents organisieren. Im Sommer sollen die Gäste tagsüber kostenlos Beachvolleyball oder Fußball spielen können.
Für Kinder gibt es eine riesige Sandkiste – die 200 Tonnen Sand daraus sollen, nachdem sie in der Sandkiste waren, zu 100 Prozent wiederverwertet werden. Weitere nachhaltige Strandangebote sind in Planung: „Wir wollen ein Repaircafe und Upcycling-Workshops anbieten. Am 6. Juni wird außerdem der Verein „Clubkinder“ ein Event veranstalten, bei dem es um Plastikmüll in den Meeren geht“, ergänzt der Geschäftsführer.
Zukünftig werden Gastronomen noch enger in den Nachhaltigkeitsprozess mit eingebunden, verspricht Lorenzen: „So wird die Kampagne #fckstraws der Green Music Initiative und der Clubkinder Infoveranstaltungen organisieren, wo Gastronomen über nachhaltige Alternativen zum Plastikstrohhalm informiert werden sollen.“ Damit wolle man Zero Waste über die Stadtstrand-Grenzen hinaus bekannt machen.
Gastbeitrag aus Enorm
Text: Theresa Kost
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