Eigentlich wollte Regisseur Hans Weingartner gar keinen Liebesfilm machen. Sein aktueller Film „303“ ist irgendwie trotzdem einer geworden – und vielleicht kann man seine wichtige Botschaft gerade deshalb so gut verstehen.
Kooperation oder Konkurrenz? Mit welcher Strategie lösen wir die Probleme unserer Zeit? Jan (Anton Spieker) ist davon überzeugt, dass der Mensch von Natur aus egoistisch ist. Als ihn seine Mitfahrgelegenheit versetzt, bestätigt sich das einmal mehr. Jule (Mala Emde) hingegen ist anderer Meinung: Sie glaubt, dass der Mensch im Kern empathisch und kooperativ ist – und bietet Jan einen Platz in ihrem „303“ Oldtimer-Wohnmobil an.
Ihr Weg führt die beiden Richtung Atlantik – Jan will nach Nordspanien um seinen leiblichen Vater zu finden, Jule zu ihrem Freund nach Portugal, um diesem persönlich mitzuteilen, dass sie schwanger ist. Dabei entwickeln sich spannende und kluge Dialoge, die ebenso anspruchsvoll wie leicht nachvollziehbar sind.
303: Was bringt den Menschen insgesamt weiter?
In dem neuen Kinofilm „303“ von Hans Weingartner („Die fetten Jahre sind vorbei“, „Das weiße Rauschen“) diskutieren Jan und Jule ganze 145 Minuten lang darüber, wie sich das System mit der Natur des Menschen verträgt und welches das Grundprinzip ist, das den Menschen insgesamt weiterbringt. Sie kritisieren dabei die kapitalistische Gesellschaft und den ständigen Wettkampf um Geld, Status und Karriere, der diesen Kapitalismus ihrer Meinung nach am Laufen hält.
Das Fazit der beiden fällt unterschiedlich aus und so auch die Meinung darüber, wie man am besten leben soll. So befinden sie sich in einer andauernden Diskussion, bei der man als Zuschauer am liebsten mit einsteigen will.
Dabei ist der Kinofilm „303“ keine harte Kost, sondern auch ein (etwas anderer) Liebesfilm. Geplant hatte Weingartner das tatsächlich gar nicht – aber „vielleicht ist es deswegen ein ganz guter geworden“, sagt der Regisseur selbst. Und auch wir sind der Meinung: Dieser Film ist absolut sehenswert.
„Man muss Probleme kooperativ lösen“
In dem Film findet man die Themen wieder, mit denen sich Weingartner selbst seit vielen Jahren auseinandersetzt. „In den letzten 70 Jahren sind wir immer individualistischer geworden“, sagt er bei der Filmpremiere in München. „Dabei sind wir soziale Wesen, wir sind nur glücklich zusammen, das weiß jeder Glücksforscher und das spüren wir auch selber in uns drinnen. Aber wir werden aufeinander losgehetzt und spielen das Spiel mit – und das wird immer brutaler.“
Kooperation oder Konkurrenz? Seine Antwort auf diese Frage lautet: „Wir haben Plastik im Ozean, Erderwärmung, Atomwaffen und du kommst eigentlich immer wieder an den Punkt: Die Menschheit muss diese Probleme kooperativ lösen.“
Der Kinofilm „303“ von Hans Weingartner läuft seit 19. Juli 2018 im Kino. Alle Infos findet ihr auf der Website des Films.
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