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„900.000 Klima-Killer-Heizungen“: Quaschning macht Ampel schweren Vorwurf

Volker Quaschning
Bild: Screenshot (Youtube - Volker Quaschning)

Volker Quaschning, Professor für erneuerbare Energien, warnt in einem Video-Kommentar davor, sich eine neue Gasheizung anzuschaffen. Sowohl die Ampel-Regierung als auch „Bild“ bekommen dabei ihr Fett weg.

Volker Quaschning ist einer der prominentesten Fürsprecher der Energiewende. Der Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin äußert sich regelmäßig lautstark zu energiepolitischen Themen. In einem aktuellen Video kritisiert er die Bild-Zeitung sowie die Ampel-Regierung für deren jeweilige Kommunikation rund um das Gebäudeenergiegesetz.

Bild legt Feuer, Ampel dient als „Brandbeschleuniger“

Laut dem Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) wurden im Jahr 2023 in Deutschland rund 800.000 Gas- und 100.000 Ölheizungen verkauft. Quaschning spricht von „900.000 Klima-Killer-Heizungen“, die im vergangenen Jahr in deutschen Haushalten landeten. Der Wissenschaftler sieht die Schuld dafür teilweise bei den Medien: „Bild und Co. haben mit ihrer Heizungshammer-Debatte die Bevölkerung so verunsichert, dass viele torschlusspanikartig eine neue fossile Feuerstätte orderten.“

Doch auch der Ampel-Regierung wirft Quaschning „fatale Kommunikation“ vor. Mit der Gaspreisbremse, die den Gaspreis für private Haushalte auf 12 Cent pro Kilowattstunde begrenzte, habe man den Bürger:innen suggeriert: „Kauft euch ruhig weiter eine Gasheizung. Wenn internationale Krisen mal wieder die Öl- und Gaspreise explodieren lassen, dann retten wir euch mit Steuergeld, auf Pump natürlich. Zurückzahlen können das irgendwann mal eure Kinder.“

Anschaffung einer neuen Gasheizung sei ein Fehler

Quaschning erklärt, dass die Anschaffung einer neuen Gasheizung heutzutage nicht mehr sinnvoll sei. Denn eine neue fossile Heizung halte 25 Jahre, Deutschland muss aber bis 2045 laut Bundesklimaschutzgesetz klimaneutral sein. „Entweder müssen wir dann die neu gebauten Öl- und Gasheizungen vorzeitig wieder rausreißen oder wir reißen halt einfach die Klimaschutzziele“, warnt der Energieexperte.

Deutschland finde „10.000 Ausreden“, warum Wärmepumpen bei uns nicht funktionieren würden. Stattdessen setzten wir weiterhin auf Öl- und Gasheizungen, obwohl das Land selbst kaum eigenes Öl und Gas hat. „Findet den Fehler!“, ruft Quaschning die Zuschauer:innen auf.

Kostenanalysen geben Quaschning recht

Bereits 2023 hat die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz die Anschaffungs- und Betriebskosten einer neuen Gasheizung mit denen einer Wärmepumpe verglichen und kam zu einem eindeutigen Ergebnis: Zwar seien die Anschaffungskosten einer Wärmepumpe höher, doch die staatliche Förderung wirke dem zumindest teilweise entgegen. Im Betrieb sei dann die Wärmepumpe günstiger – und könne über 20 Jahre etwa 10.000 Euro einsparen. Utopia berichtete:

Da der CO2-Preis in Zukunft steigen werde und auch die Netzentgelte steigen könnten, sei der Kauf einer neuen Gasheizung mit hohen Kostenrisiken verbunden, so die Verbraucherschützer:innen. Hinzu komme, dass auch Gasheizungen ab 2029 steigende Mindestquoten erneuerbarer Energieträger (Biogas oder Wasserstoff) erfüllen müssen, was die Betriebskosten ebenfalls erhöhen werde.

Im Januar 2024 kamen Forschende des Energiewende-Projekts Ariadne zu einem ähnlichen Ergebnis. Deren Fazit: Wer heute in einen Heizungstausch investiert, heizt mit Wärmepumpen und Fernwärme nicht nur klimaschonender, sondern langfristig höchstwahrscheinlich auch kostengünstiger als mit Gas.

Utopia meint: Kritik an Gaspreisbremse ist der falsche Ansatz

Volker Quaschning findet treffende Worte, um zu verdeutlichen, dass eine neue Gasheizung heutzutage eine schlechte Entscheidung ist – sowohl aus ökonomischer wie aus ökologischer Sicht.

Die Gaspreisbremse für die hohen Absatzzahlen von Öl- und Gasheizungen zu kritisieren, ist aber heikel. Energiepreisbremsen haben den ökonomisch schwächer gestellten Haushalten dabei geholfen, über die Runden zu kommen. Klimaschutz sollte nicht auf Kosten sozialer Gerechtigkeit erfolgen.

Bild und andere Medien sowie Politiker:innen, die auf den „Heizungshammer“-Zug aufgesprungen sind, haben mit reißerischer Berichterstattung und populistischer Panikmache deutlich mehr zum Run auf fossile Heizungen beigetragen. Sie tragen die Hauptverantwortung dafür, wenn die Käufer:innen fossiler Heizungen in einigen Jahren vor hohen Kosten stehen.

Weitere Quellen: Volker Quaschning (Youtube), BDH, Bundesregierung, Klimaschutzgesetz, Ariadne

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