Das Medikament Lecanemab kann den kognitiven Abbau bei Alzheimer verlangsamen – das zeigt eine neue Studie. Obwohl die Forschenden dies als großen Fortschritt feiern, ist noch weitere Forschung nötig.
Forschende feiern das experimentelle Medikament Lecanemab als einen Durchbruch in der Alzheimerforschung. In einer im New England Journal of Medicine veröffentlichten Studie mit fast 1.800 Proband:innen hat sich gezeigt, dass Lecanemab wie Antikörper agiert und in der Lage ist, schädliche Eiweißablagerungen aus Beta-Amyloid einzufangen. Diese Ablagerungen sind charakteristisch für Alzheimer und stören die Kommunikation in und zwischen den Nervenzellen.
Allerdings können Demenzerkrankungen, darunter auch Alzheimer, (noch) nicht gänzlich aufgehalten werden. Die Studienergebnisse zeigen jedoch erstmals, dass das Fortschreiten von Alzheimer teilweise verlangsamt werden kann.
Noch sind viele Fragen offen: Nebenwirkungen des Medikaments müssen genauer untersucht, längere Studien durchgeführt und Lösungen für Patient:innen mit forgeschrittenerer Krankheit gefunden werden.
So wurde Lecanemab getestet
Lecanemab wurde Patient:innen zwischen 50 und 90 Jahren verabreicht, die sich im anfänglichen Stadium der Krankheit befinden. Bei ihnen konnten also zu Beginn des Studienverlaufs Eiweißablagerungen festgestellt werden.
Nach 18 Monaten der zweiwöchentlichen Einnahme konnte der Abbau der geistigen Fähigkeiten um 27 Prozent gegenüber der Kontrollgruppe verlangsamt werden. Die Forschenden prüften in regelmäßigen Abständen den Verlauf der Erkrankung und testeten etwa die Gedächtnisleistung, das Orientierungsvermögen und die Problemlösekompetenz der Patient:innen.
Zwar sind sich die Forschenden nicht sicher, in wie weit diese Verzögerung der Krankheit für Patient:innen im Alltag spürbar wäre. Dr. Linda Thienpont, Leiterin der Abteilung Wissenschaft bei der Alzheimer Forschung Initiative sagte dazu, dass „die Ergebnisse vorsichtig optimistisch stimmen“.
„Bescheidenes, aber bedeutendes Ergebnis“
Die Ergebnisse der Studie sind ein „bescheidenes, aber bedeutendes Ergebnis“, wie der Guardian berichtet. Lecanemab schaffe laut Thienpont, was bisher kein Wirkstoff geschafft hat und es ist gut möglich, dass die Wirksamkeit nach einer längeren Zugabe steigen kann. Dies müsse jedoch erst getestet werden.
Für Forschende auf der ganzen Welt ist die Studie ein großer Schritt und ein riesiger Erfolg nach Jahrzehnten voller Rückschläge. Weltweit führende Forscher:innen, wie Prof. John Hardy, nannten die Studie „den Beginn der Alzheimer Therapien“. Prof. Tara Spikes-Jones von der Universität Edinburgh nennt die Ergebnisse gegenüber dem Guardian „eine große Sache, denn wir hatten eine hundertprozentige Fehlerquote für eine lange Zeit.“ Sie betont gleichzeitig, dass das Medikament keine komplette Heilung verspricht. Für Menschen im fortgeschrittenen Stadium der Alzheimer-Krankheit ist es jedoch nicht geeignet.
Hoffnungsträger mit Nebenwirkungen
Das Medikament Lecanemab gilt als großer Hoffnungsträger der US-Firma Biogen und des japanischen Partners Eisai.
Dreizehn Menschen starben während der Studie, sechs von ihnen bekamen das Medikament, sieben das Placebo. Zu den Nebenwirkungen zählten unter anderem Hirnschwellungen und Mikroblutungen im Gehirn. Todesfälle seien nach Angaben der Forschenden als Folge der Behandlung nicht aufgetreten. Vor wenigen Tagen erschien allerdings im Fachmagazin „Science“ ein Beitrag über einen Todesfall im Zusammenhang mit der Therapie, insgesamt sei es der zweite.
Laut der Alzheimer Forschung Initiative traten während dieser Studie weniger Nebenwirkungen auf als in Studien mit vergleichbaren Wirkstoffen. Währenddessen empfehlen die Forscher:innen selbst weitere und längere Studien.
Die Krankheit Alzheimer
Alzheimer, eine Form von Demenz, ist eine neurodegenerative Erkrankung des Gehirns und zählt zu der häufigsten Form der Demenz. Durch das Absterben von Nervenzellen werden Menschen mit Alzheimer zunehmend vergesslich, verwirrt und orientierungslos. Die Krankheit schreitet langsam fort, so dass der Alltag für die Betroffenen zunehmend schwerer zu bewältigen wird.
Weltweit leiden laut Guardian 30 Millionen Menschen unter der unheilbaren Krankheit, die meisten sterben durchschnittlich innerhalb von sieben Jahren nach der Diagnose.
Mit Material der dpa.
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