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„Am Schweiß unseres Gegenübers können wir erkennen, wie es der Person geht“

Schweiß verrät mehr über unsere Gefühle als wir denken
Foto: CC0 / Pexels / Cottonbro Studio / Mart Production

Schweiß wird oft als eklig empfunden, dabei verrät er viel über uns. Die Sozialpsychologin Bettina Pause stellte im Gespräch mit dem Spiegel nun klar, wie wichtig er unterbewusst für unseren Umgang miteinander ist – und warum es sich lohnt, auf Parfüm & Co zu verzichten.

Wer geschwitzt hat, sollte sich lieber schnell duschen, um nicht zu stinken – dieser Glaubenssatz ist wohl in vielen von uns fest verankert. Expert:innen halten das für falsch, denn unser Geruch gibt Mitmenschen viele Informationen preis, wie Sozialpsychologin Bettina Pause im Gespräch mit dem Spiegel verrät. Pause ist Professorin für Biologische Psychologie und Sozialpsychologie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und interpretiert Schwitzen dem Spiegel zufolge als einen Grund zur Freude.

Denn: „Am Schweiß unseres Gegenübers können wir erkennen, wie es der Person geht“, sagt die Expertin. Stress oder Angst könnten demnach besonders intensiv wahrgenommen werden – zwar nicht bewusst, aber durchaus unterbewusst. 2009 forschte Pause mit ihrem Team zu genau diesem Thema.

Was uns die Forschung über unseren Geruch verrät

Im Rahmen einer Studie wurde der Schweiß von gestressten Student:innen in der Prüfungsphase und jener von stressfreien Sportler:innen, Testpersonen zum Riechen vorgelegt, wie das Wissenschaftsmagazin Spektrum damals berichtete. Bewusst wurde zwar kein Unterschied wahrgenommen, unterbewusst schon: Die Scans des Gehirns zeigten, dass der Geruch der gestressten Personen die Empathie-Areale in den Gehirnen der Testpersonen aktivierte.

Pause zufolge bestätigt die Forschung demnach, dass Menschen spüren würden, wenn es einer Person nicht gut gehe und mitfühlen. Das lasse sich beispielsweise an einem komischen Bauchgefühl erkennen. Parfüm, Deo und intensive Duschgels können die ausgesendeten Informationen allerdings verfälschen. „Ich vermittle dann: Ich bin glücklich, gesund und habe ausgeschlafen – und ich bin eine Vanillestaude. Letzteres ist eine völlig irrelevante Information“, erklärt Pause.

Glück ist ansteckend – auch über den Schweiß

Zahlreiche Studien haben sich bereits mit den Informationen, die über unseren Schweiß übermittelt werden, befasst – wenn auch die meisten mit vergleichsweise kleinen Teilnehmerzahlen durchgeführt wurden. So etwa eine Studie, die Forschende der Universität Utrecht 2015 veröffentlichten. 35 Frauen wurden dafür Geruchsproben von neun Männern vorgelegt. Sie fanden heraus: Auch Glück können wir über unseren Schweiß vermitteln – und damit entsprechende Reaktionen auslösen. Riechen wir den Schweiß einer glücklichen Person, macht uns das unterbewusst fröhlicher und kann uns sogar ein Lächeln auf die Lippe zaubern, schreibt Scinexx, ein Onlinemagazin für Wissenschaftsjournalismus.

Schweiß soll auch unsere Angstzustände lindern können. Im Gespräch mit dem Deutschlandfunk Nova sagt Neurowissenschaftler Henning Beck, dass Menschen sich allein durch den Geruch anderer Menschen sicherer fühlen. Es stelle sich dann ein Entspannungsgefühl ein, weil suggeriert werde, nicht allein zu sein. So werde auch weniger Angst empfunden.

Den Schweiß nicht zu überdecken, kann also durchaus sinnvoll sein. Unangenehme Gerüche können auch auf andere Weise vermieden werden. Inwiefern die Ernährung dabei eine Rolle wurde ebenfalls bereits im Rahmen von Studien untersucht. 2006 zeigte eine Studie der Universität Prag: Unser Geruch verändert sich je nachdem, wie viel Fleisch wir essen. Der Geruch von Menschen, die sich fleischlos ernährten, wurde im Rahmen der Studie als angenehmer, attraktiver und weniger intensiv beurteilt, wie aus den Unterlagen der Studie hervorgeht.

Repräsentativ ist diese allerdings nicht, da die Teilnehmerzahl sich auf 17 Männer, die Geruchsproben abgaben, sowie 30 Testriecherinnen beschränkte. Um unangenehme Gerüche zu vermeiden und seinem Körpergeruch trotzdem treu zu bleiben, könnte der Umstieg auf pflanzenbasierte Ernährung aber durchaus einen Versuch wert sein.

Verwendete Quellen: Spiegel, PloS One (Studie), Spektrum, Psychological Science (Studie), European Psychiatric Association (Studie), Deutschlandfunk Nova, Chemical Senses (Studie), Scinexx

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