Der milde Winter und Wetterextreme lassen die Apfelernte dieses Jahr mager ausfallen. Eine Expertin wittert Preiserhöhungen und erklärt, wie du dir trotzdem leckere Apfel-Schnäppchen sichern kannst.
Äpfel sind das beliebteste Obst in Deutschland. Pro Kopf landen laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) 20 Kilogramm der knackigen Früchte in den Warenkörben von Verbraucher:innen. Kein Wunder: Äpfel sind lecker, gesund und können ohne große Zubereitung mitsamt der Schale verzehrt werden. Außerdem wird das Kernobst regional angebaut und ist zumindest während der Saison nachhaltiger als Flugobst aus Übersee. Leider müssen Apfel-Fans dieses Jahr wohl tiefer in den Geldbeutel greifen. Hannah Zeißig, Lebensmittelexpertin für Obst und Gemüse bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (NRW), rechnet mit steigenden Preisen.
Expertin: So viel teurer werden Äpfel
Der mittlere Ladenverkaufspreis werde voraussichtlich um durchschnittlich 10 Prozent steigen, auf über zwei Euro pro Kilogramm, kündigt Zeißig an. Grund seien die schlechten Wetterbedingungen der diesjährigen Saison. „Ein milder Winder führte dazu, dass die Bäume ungewöhnlich früh blühten“, erklärt die Verbraucherschützerin. Die Folge: „Ein Spätfrost traf im Frühjahr viele Blüten, wodurch weniger Äpfel wachsen konnten.“
Weitere Gründe für Ernteausfälle seien außerdem Hagel und kühles, regnerisches Wetter gewesen. In manchen Regionen werde die Ernte deshalb um bis zu 90 Prozent niedriger ausfallen, insgesamt erwartet die Expertin einen Rückgang der Apfelernte in Deutschland um rund 22 Prozent. Auch andere europäische Länder wie Polen und Ungarn seien von den ungünstigen Wetterbedingungen betroffen gewesen.
„Extremwetterereignisse, die durch den Klimawandel häufiger auftreten, machen es für auch für die Apfelbauern schwieriger – somit sind diese Ernteschwankungen auch als Auswirkungen der Klimaveränderung anzusehen“, sagt Zeißig.
Welche Folgen hat die schlechte Ernte noch?
Laut der Obstexpertin bleiben die Apfelregale in den Märkten weiterhin gefüllt, allerdings müssen Verbraucher:innen eventuell Abstriche bei der Optik machen. „Bei einem geringen Angebot kann es vorkommen, dass es auch Äpfel der Klasse II, also mit kleinen Schönheitsfehlern, ins Regal schaffen, die dann besonders günstig sind“, so Zeißig.
Außerdem werde das Angebot vermutlich weniger regional sein. In Regionen, in denen die Ernte besonders gelitten hat, werden die Märkte sich nun wohl verstärkt Äpfel von weiter entfernt besorgen müssen, zum Beispiel vom Bodensee oder dem Alten Land in Niedersachsen. Diese Anbaugebiete seien weniger stark von Wetterextremen betroffen gewesen, sagt Zeißig. Zudem rechne die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) mit zusätzlichen Importen von etwa 100.000 Tonnen Äpfeln, ein Großteil davon aus Italien, erklärt die Expertin.
Wie kommt man trotzdem an günstige Äpfel?
Zeißig hat auch einige Tipps, wie man die Kosten für den Apfeleinkauf reduzieren kann:
- Vermehrt auf regionale Märkte und Direktverkäufe von Obstbaubetrieben setzen
- Beim Einkauf auf den Kilopreis achten und vergleichen
- Schönheitsansprüche herunterschrauben und auch mal zu Klasse-II-Äpfeln greifen
- Boskoop, Gala, Braeburn, Jonagold und Elstar lassen sich unter optimalen Bedingungen bis zu fünf Monate lagern, entweder in einer kühlen Vorratskammer oder in einem Kühlschrank in einem Folienbeutel mit Luftlöchern. Wer ein Schnäppchen findet, kann also auf Vorrat kaufen.
- Frühe Sorten wie Alkmene, Gravensteiner und James Grieve sollten hingegen zeitnah verzehrt werden. Hier lieber nicht zu viele auf einmal kaufen, damit am Ende keine Äpfel im Müll landen.
Wilde Äpfel als Alternative?
Als letzten Tipp empfiehlt Zeißig auch mal Fallobst zu verwenden, wenn man die Äpfel etwa „nur“ für Apfelkuchen, Apfelmus oder Apple Crumble benötigt. Kleine Schadstellen kann man großzügig entfernen, nur bei Schädlings- oder Schimmelbefall sollten die Äpfel nicht im Korb landen.
Die Website mundraub.org und deren App Mundraub-Navigator bieten interaktive Karten, die dir zeigen, wo du in deiner Nähe Obstbäume finden kannst, an denen man sich bedienen darf. Wenn du dich ans Sammeln und Pflücken machst, solltest du aber die Mundraub-Regeln beachten:
- Stelle sicher, dass keine Eigentumsrechte verletzt werden und dass die Fundorte nicht in Schutzgebieten liegen.
- Gehe behutsam mit den Bäumen, der Natur und den dortigen Tieren um und pflücke nur für den Eigenbedarf.
- Gibt etwas zurück, indem du deine Entdeckungen teilst.
- Engagiere dich bei der Pflege und Nachpflanzung von Obstbäumen.
Wie genau diese Regeln zu verstehen sind, ist auf der Mundraub-Website nochmal detaillierter erklärt.
Verwendete Quelle: Verbraucherzentrale NRW
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