Dürren und Waldbrände breiten sich derzeit in Europa aus. Sollte sich das Klima um 2,7 Grad erwärmen, wie Modelle prognostizieren, kann das enorme Folgen für Deutschland haben. ARD-Wetterexperte Sven Plöger hält Verschiebungen ganzer Klimazonen für möglich.
Könnte in Hamburg bald ein ähnliches Klima herrschen wie derzeit in Südfrankreich? Ja, sagt Sven Plöger in einem Interview mit dem Spiegel. Plöger ist Meteorologe und Buchautor. Seit 1999 moderiert er in der ARD die Sendung „Das Wetter im Ersten“. Im Spiegel-Gespräch spricht er über die Folgen der anhaltenden Erderwärmung.
Zehnjahres-Dürren in Deutschland zu erwarten
Bisher gilt Deutschland als eine Übergangszone zwischen Nord- und Südeuropa. Seit 2018 findet laut Plöger jedoch eine „klimatische Südeuropäisierung“ statt. Das bedeutet: Im Norden wird es immer wärmer, sodass sich Zustände entwickeln wie es sie in Südeuropa gibt.
Datensätze prognostizieren laut dem Meteorologen, dass Menschen in 20 Jahren in Hamburg die gleichen klimatischen Bedingungen vorfinden können wie derzeit in Südfrankreich.
Derzeit steuere die Klimakrise auf eine globale Erwärmung von 2,7 Grad zu, betont der ARD-Wetterexperte. Dadurch könnte die Mitte Europas Dürren erleben, die zehn Jahre andauern. Trockene Jahre seien demnach die Regel, nasse Jahre die Ausnahme. In den Jahren 2018 bis 2022 hat Deutschland laut Plöger fünf Jahre am Stück Dürre erlebt. Im Jahr 2018 haben zudem hierzulande 25 Prozent Niederschläge „gefehlt“.
Schlechte Aussichten für die Grundwasservorräte
Gemäß aktueller Modellrechnungen werde künftig Wasser schneller verdunsten, so Plöger. Sobald sich die Temperatur um ein Grad erwärmt, so der Experte, entstehe sieben Prozent mehr Wasserdampf. Das hat Gewitter und Starkregen zur Folge. Eine Entspannung von der Trockenheit ergibt sich dadurch jedoch nicht. Denn Starkregen, der auf die anstehende Trockenheit trifft, seien für die Grundwasservorräte ungünstig, so Plöger. Trockene Böden können schließlich nur „schlecht oder nur sehr langsam“ Wasser aufnehmen.
Auf der anderen Seite prognostizieren Berechnungen mehr Regen in wärmeren Wintern, erklärt der Meteorologe. Der dadurch entstehende Wasserdampf könne eine Regeneration des Grundwasserspiegels unterstützen.
Menschen haben Handlungsproblem statt Wissensproblem
Obwohl in Teilen Europas bereits jetzt der Wassermangel zu spüren ist, beschäftigen sich Expert:inne zufolge einige Menschen zu wenig mit dem Thema. Plöger sieht darin den „Kern unseres Problems mit dem Klimawandel“. Die Prozesse seien schleichend, die Sorge der Wissenschaft drehe sich um Szenarien in der Zukunft – also um etwas hypothetisches.
Im Spiegel-Interview berichtet Plöger von einem psychologischen Phänomen: Sobald es regnete „jubilieren alle darüber, dass die Böden wieder nass sind“, erklärt der Experte. Das Thema Wasserknappheit verschwinde dann „sofort vom Radarschirm“. Erst bei der nächsten Trockenperiode sorge die Problematik für Aufregung. Plöger spricht daher nicht von einem „Wissensproblem“, sondern von einem „Handlungsproblem“.
Verwendete Quelle: Spiegel
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