Der Tiergarten Nürnberg will Tiere seiner Pavian-Gruppe töten – aus Gründen des Populationsmanagements. Der Deutsche Tierschutzbund hält dieses Vorgehen für „unverantwortlich“. Es handle sich nicht um einen Einzelfall.
Der Tiergarten Nürnberg will künftig einzelne Tiere seiner Pavian-Gruppe aus Gründen des Artenschutzes und des Populationsmanagements töten.
Das kündigte Tiergartendirektor Dag Encke am Donnerstag an. Die Gruppe sei zu groß und zu inhomogen geworden. Es entstünden Probleme mit dem Genpool und mit den sozialen Strukturen, erläuterte Encke. Eine Weitergabe der Tiere an andere Zoos im In- und Ausland sei keine Alternative, ebenso wenig sei die Auswilderung möglich. Wie viele Paviane sterben müssen, ist noch unklar. Auch der Zeitpunkt steht noch nicht fest.
Tiergarten Nürnberg hält Guinea-Paviane
Wie der Bayerische Rundfunk schreibt (BR) habe es der Tiergarten bei den Pavianen angeblich mit Empfängnisverhütung versucht. Gelegentlich seien auch Tiere an andere Zoos abgegeben worden. Das soll laut Bericht jedoch nicht ausreichend geholfen haben.
Demnach hält der Tiergarten Nürnberg „eine besondere Art von Pavianen, die Guinea-Paviane“, wie es heißt. In freier Wildbahn seien diese noch in einzelnen Nationalparks im Senegal anzutreffen – für neue Tiere sei dort aber kein Platz mehr. Schließlich stünden auch die Parks dort wegen des Populationswachstums unter Druck, schreibt der BR.
Tötung der Paviane als Populationsmanagement?
Der Tiergarten schickte am Donnerstag eine Vorlage an den Umweltausschuss des Nürnberger Stadtrates. Dort will Encke in der übernächsten Woche die Problematik erläutern und einen gesellschaftlichen Diskurs anstoßen.
Nach Angaben des Tiergartendirektors wird die Tötung zum Populationsmanagement und das Verfüttern an andere Zootiere bereits mit Huftieren wie Ziegen, Schafen und Rindern aber auch etwa mit Kängurus praktiziert. Für Primaten wäre es zumindest in Nürnberg Neuland. Der Deutsche Tierschutzbund hält das Töten nur als letzten Ausweg für einen gangbaren Weg.
Das sagt der Deutsche Tierschutzbund
James Brückner vom Deutschen Tierschutzbund erklärte gegenüber dem BR, dass das Vorhaben eine „Bankrotterklärung“ sei. In dem Gehege, das für 25 Paviane ausgelegt sei, lebten inzwischen 45 Tiere. Dieses Problem habe sich der Tiergarten „über Jahre quasi herangezüchtet“. Deshalb sei es nicht nachzuvollziehen, „wenn man jetzt so tut, als hätte man keine andere Option“, so Brückner. Das Problem der Überpopulation hätte man viel früher regeln können. Der Tierschützer spricht von einem „unverantwortlichen“ Vorgehen.
Außerdem, so Brückner weiter, handle es sich dabei nicht um einen Einzelfall. Vielmehr sei zu beobachten, dass Zoos und Tiergärten das Töten von überzähligen Tieren als Methode für ihr Populationsmanagement etablieren wollen.
Quellen: Material der dpa, Bayerischer Rundfunk
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