Italiens Modebranche ist erneut in der Kritik: Unternehmen der Luxusmarke Armani warben mit Ethik – doch Ermittler:innen fanden Ausbeutung in der Lieferkette. Unternehmen von Armani wurden nun zu einer Millionenstrafe verurteilt.
Unternehmen des Luxuskonzerns Armani stehen wegen Täuschung über Produktionsstandards in der Kritik. Der Vorwurf: Die Firmen warben mit sozialen und ethischen Standards sowie verantwortungsvoller Produktion – trotz gravierender Missstände in ihrer Lieferkette. Die italienische Wettbewerbsbehörde hat die Unternehmen Giorgio Armani S.p.A. und G.A. Operations S.p.A. deshalb zu einer Geldstrafe von 3,5 Millionen Euro verurteilt.
Diese sind für die Herstellung von Taschen und Lederaccessoires der Marke Armani zuständig. Große Teile der Produktion wurden an Subunternehmen in Italien ausgelagert. In mehreren Werkstätten sei es dabei zur Arbeitsausbeutung gekommen: Maschinen ohne Schutzvorrichtungen, prekäre hygienische Zustände, Schwarzarbeit und fehlende Sicherheitsstandards.
Vorwurf: Täuschung von umweltbewussten Kunden
Trotzdem warben die Firmen öffentlich mit Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung – etwa auf der Plattform „Armani Values“ oder im Ethikkodex des Konzerns. Die Wettbewerbsbehörde spricht von „unwahren Behauptungen“ und wirft dem Unternehmen vor, diese gezielt als Marketinginstrument eingesetzt zu haben – vor allem, um sozial- und umweltbewusste Kund:innen anzusprechen.
Millionenstrafe für Armani: Zustände waren offenbar bekannt
Nach Angaben der Behörde hatten die Unternehmen Kenntnis von der Situation der Lieferanten. In einem internen Bericht von 2024 heißt es demnach, das Arbeitsumfeld liege „im besten Fall an der Grenze des Akzeptablen“, in anderen Fällen würden „jedoch erhebliche Zweifel an seiner Angemessenheit und Gesundheit“ bestehen. Zudem soll ein Mitarbeiter erklärt haben, regelmäßig in einer der betroffenen Einrichtungen gewesen zu sein, was auf mögliche Kenntnisse über die Situation hindeutet.
Vorwurf: Luxusfirmen nutzen prekäre Arbeitsbedingungen aus
Die Entscheidung der Wettbewerbsbehörde fällt in eine größere Untersuchung der Mailänder Staatsanwaltschaft, die Ableger von mehreren Luxusfirmen wie Dior, Valentino oder Loro Piana betreffen. Der Verdacht besteht, dass sie bewusst prekäre Arbeitsbedingungen nutzen, um Produktionskosten zu senken, trotz des hochpreisigen Markennamens. Die Konzerne und Unternehmen wiesen die Vorwürfe stets zurück und betonten, keine Kenntnis von der Lage der Zulieferer zu haben.
Utopia meint: Wer bessere Mode kaufen will, greift idealerweise zu Produkten von Marken, die sich glaubhaft für Transparenz und Fairness einsetzen. Weil heutzutage so viele Labels mit Nachhaltigkeit werben, sind diese nicht immer leicht zu erkennen. Einen Hinweis geben Siegel wie der Fairtrade Textile Standard oder eine Leader-Status-Mitgliedschaft in der Fair-Wear-Foundation. Doch auch sie sind noch keine Garantie, dass ein Produkt nicht aus Ausbeutung stammt, erklärte Textilexperte Berndt Hinzmann im April im Utopia-Interview. Utopia empfiehlt, trotzdem auf seriöse Siegel zu achten und wo möglich Secondhand zu shoppen – hier muss kein Teil neu hergestellt werden.
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