Vergiftete Flüsse, zerstörte Lebensräume: Trotz Maßnahmen der brasilianischen Regierung floriert der illegale Goldabbau im Regenwald. Die steigende weltweite Nachfrage nach Gold verschärft die Situation.
Erst die Corona-Pandemie, dann hohe Inflation – ausgelöst durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine – und nun der von Donald Trumps Zollpolitik ausgelöste Börsencrash: Bei Turbulenzen auf dem Finanzmarkt sehnen sich Anleger:innen nach einer sicheren, krisenfesten Wertanlage. Und je bedrohlicher die Situation scheint, desto mehr lockt das Funkeln des Goldes. Daher ist der Goldpreis allein in den letzten fünf Jahren um 82 Prozent gestiegen, von 1513 Euro pro Feinunze am 8. April 2020 auf 2748 Euro exakt fünf Jahre später.
Doch hinter der goldenen Fassade des Edelmetalls rumort es gewaltig. Denn wo eine hohe Nachfrage besteht, wittern manche das große Geschäft – und greifen zu illegalen Mitteln, um vom Gold-Boom zu profitieren. Die Leidtragenden: der Amazonas Regenwald, die dort lebenden Tiere und indigenen Völker sowie Arbeiter:innen, die Opfer menschenrechtswidriger Praktiken sind.
Goldrausch im grünen Paradies
Von oben wirkt der dichte, smaragdgrüne Regenwald zunächst wie ein einziges, endloses Paradies. Doch die Narben, die der illegale Goldabbau in den indigenen Gebieten des Amazonas-Regenwaldes gerissen hat, sind beim Überflug unübersehbar. Statt sattem Grün klaffen kahle Erde, schlammige Gruben und rostbraune Wasserlöcher. Was einst undurchdringlicher Regenwald war, ist nun – oft mit Schadstoffen verseuchtes – Ödland.
Das hat fatale Folgen für Umwelt, Tiere und indigene Gemeinschaften, die dort leben. “Ich bin sehr besorgt. Wenn sie so weitermachen und in unserem Gebiet Bergbau betreiben, zerstören sie die Natur – mit Auswirkungen, die die ganze Welt zu spüren bekommt”, sagt Raoni Metuktire, Häuptling des Kayapó-Volkes, der Deutschen Presse-Agentur. Er ist durch seinen jahrzehntelangen Einsatz für den Erhalt des Amazonas-Regenwaldes und der indigenen Kulturen zu einer international bekannten Symbolfigur geworden.
Ein aktueller Bericht der Umweltorganisation Greenpeace zeigt: Trotz der Eindämmungsmaßnahmen der aktuellen Regierung von Präsident Luiz Inácio Lula da Silva gegen den illegalen Goldabbau auf indigenem Land sind die Bergbauaktivitäten nicht zurückgegangen. Sie haben sich lediglich von einem indigenen Gebiet in ein anderes verlagert.
Greenpeace dokumentiert seit Jahren mithilfe von Satellitendaten und Überlandflügen, die auch journalistische Recherchen ermöglichen, die Goldabbau-Aktivitäten in vier bedeutenden indigenen Territorien im Norden Brasiliens. Während der illegale Bergbau demnach zwischen 2023 und 2024 in der Yanomami-Region (minus 7 Prozent), der Munduruku-Region (minus 57 Prozent) und der Kayapó-Region (minus 31 Prozent) zurückging, hat er in der Sararé-Region (plus 93 Prozent) stark zugenommen.
In den vergangenen zwei Jahren seien allein in diesen Gebieten 4.219 Hektar Regenwald durch Goldschürfen zerstört worden – eine Fläche, die rund der Hälfte der Fläche des Bezirks Manhattan in New York City entspricht.
Massive Umweltschäden durch Quecksilber
Illegale Goldsuchende (portugiesisch: Garimpeiros) dringen in geschützte Gebiete vor, schlagen ihre Camps auf und versuchen Gold zu finden. Dabei holzen sie oft großflächig Bäume ab und graben tiefe Löcher. Beim Überflug sind Maschinen und Ausrüstung wie Bagger und Pumpen zu sehen. Sich den Schürfern zu nähern, könnte gefährlich sein. “Sie wissen um die Illegalität ihrer Tätigkeiten und könnten bewaffnet sein”, erklärt Jorge Eduardo Dantas, Greenpeace-Sprecher in Brasilien.
Werden die Goldgräber fündig, kommen große Mengen hochgiftiger Chemikalien wie Quecksilber zum Einsatz, um das Gold aus dem Gestein zu lösen. Sie verschmutzen dabei das Wasser, oft sterben Fische. Die indigenen Bewohner:innen können unwiderrufliche Schäden des Nervensystems davontragen. “Sehstörungen, Lern- und Entwicklungsstörungen bei Kindern können die Folge sein”, erklärt Harald Gross, Greenpeace-Experte für Waldschutz. Eine vergangenes Jahr veröffentlichte Studie der nationalen Forschungseinrichtung Oswaldo Cruz Institut zeigt, dass 84 Prozent der Bevölkerung in neun Yanomami-Dörfern erhöhten Quecksilber-Werten ausgesetzt waren.
Nicht selten werden die Goldabbau-Gebiete von kriminellen Netzwerken betrieben, die mit Drogenkartellen verbunden sind. Dabei kommt es laut Greenpeace auch zu Gewalttaten und tödlichen Übergriffen gegenüber den Indigenen.
Goldschürfer oft auch Opfer von Menschenhandel
Für die überwiegend männlichen Arbeiter ist das Geschäft lukrativ. Oft haben sie auch kaum eine andere Wahl. Illegales Goldgraben wird vergleichsweise gut bezahlt und bietet eine Möglichkeit, die Familie zu versorgen.
Auf der anderen Seite sind die Garimpeiros gefährlichen Bedingungen ausgesetzt, wie das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) in Brasilien in einer Studie zeigte. Bis zu 40 Prozent der Goldgräber:innen im Amazonasgebiet könnten demnach Opfer von Menschenhandel und Zwangsarbeit sein.
Steigende Goldnachfrage treibt illegalen Bergbau an
“Der Goldpreis ist derzeit auf einem historischen Hoch, das Geschäft ist mega lukrativ”, sagt Greenpeace-Experte Gross. Die steigende globale Goldnachfrage treibe den illegalen Bergbau in der Amazonasregion an. Über undurchsichtige Handelsketten wird das Gold dem Greenpeace-Bericht zufolge geschmuggelt, oft mit Gold aus legalen Minen vermischt und über Mittelsleute verkauft, bevor es in den internationalen Handel gelangt. “Das Gold geht durch so viele Hände und wird immer wieder neu verschmolzen, sodass ein wirklicher Herkunftsnachweis schwierig ist”, sagt Gross.
Eine Studie des Instituts Escolhas vom vergangenen Jahr zeigt, dass 94 Prozent des von der Europäischen Union importierten brasilianischen Goldes aus den Bundesstaaten Pará und Amazonas stammen – Regionen mit hoher Wahrscheinlichkeit für illegale Goldgewinnung. Im Jahr 2023 importierten demnach Deutschland, Italien und Tschechien zusammen 1,5 Tonnen Gold aus diesen Gebieten.
Illegaler Abbau von Gold: Lula will gegensteuern
Im Unterschied zu seinem Vorgänger, Ex-Präsident Jair Bolsonaro, der die Ausbeutung des Amazonasgebiets befürwortete und den Goldabbau in indigenen Gebieten erlauben wollte, hatte Lula versprochen, den Umwelt- und Klimaschutz zu stärken. Die Umweltbehörde Ibama führt immer wieder Razzien durch, bei denen Ausrüstung von Goldgräbern zerstört wird.
Doch Greenpeace zufolge wäre eine kontinuierliche und anhaltende Überwachung und Kontrolle nötig, damit die Bergleute nicht zurückkehren, sobald die Maßnahmen beendet seien. Die Escolhas-Studie betont, dass mehr Transparenz in der Lieferkette nötig sei.
Utopia meint: Beteilige dich besser nicht am Goldrausch
Aus rein finanzieller Sicht kann Gold eine sinnvolle Ergänzung im Portfolio sein, um Schwankungen von Aktienfonds auszugleichen. Denn der Preis des Edelmetalls entwickelt sich oft (aber nicht immer) gegenläufig zum Aktienmarkt. Das heißt: Geht es an der Börse bergab, geht der Goldpreis eher nach oben. Wenn die weltweiten Aktienkurse allerdings steigen, verringert man mit einem Gold-Anteil im Portfolio auch die eigenen Renditechancen. Gold als sichere Anlageform zu bezeichnen, ist außerdem tückisch. Denn wie bei jedem anderen Spekulationsobjekt auch, kann einem auch ein Goldinvestment Verluste bescheren. Es sollte also maximal einen kleinen Teil (bis zu 10 Prozent) des Portfolios ausmachen.
Wie der obige Bericht der Deutschen Presse-Agentur zeigt, gibt es beim Goldinvestment allerdings noch mehr zu beachten als nur die persönlichen Finanzen. Wer in Gold investiert, steigert die Nachfrage nach dem Edelmetall. Das motiviert kriminelle Netzwerke dazu, den Amazonas-Regenwald noch mehr zu zerstören und damit teils sogar Menschenleben zu vernichten. Wer unbedingt in Gold investieren will, sollte deshalb mindestens zu Fairtrade- oder recycletem Gold greifen. Wir finden aber: Gold und andere Edelmetalle sind kein Muss für ein ausgewogenes Portfolio.
Wer einen Sicherheitsbaustein für seine Geldanlage will, sollte sich zunächst darauf fokussieren, das Tagesgeldkonto aufzufüllen. Mittelfristig nicht benötigtes Geld lässt sich außerdem sicher und gut verzinst in Festgeld anlegen. Hier gibt es sogar nachhaltige Optionen, die Menschenhandel, Regenwaldzerstörung und Co. explizit ausschließen. Utopia zeigt dir, wo es beim nachhaltigen Tagesgeld und beim nachhaltigen Festgeld die besten Zinsen gibt und aktualisiert die Daten mindestens einmal im Monat.
Alternativ besteht auch die Möglichkeit, das eigene Fondsportfolio mit Anleihenfonds zu ergänzen. Diese haben zwar geringere Renditeaussichten als Aktienfonds, haben dafür aber eine stabilere Wertentwicklung und gehen in Krisenzeiten nicht so tief in den Keller. Dir ist das alles zu kompliziert? Dann lass dir die Arbeit von einem Robo-Advisor abnehmen. Dieser legt dein Portfolio basierend auf deinem individuellen Risiko-Sicherheits-Profil automatisch an und sorgt dabei für die passende Mischung aus Aktien- und Anleihenfonds. Die besten nachhaltigen Robo-Advisors haben wir hier vorgestellt:
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