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Benecke appelliert an die Gesellschaft: „Das ist keine Meinung, nur Messungen“

Mark Benecke über die Klimakrise
Foto: Screenshot Youtube / Mark Benecke

Überschwemmungen, Hitze-Rekorde, Permafrostböden, die auftauen: Forschende sammeln immer mehr und präzisere Daten zu den Folgen der Erderwärmung. Und verdeutlichen damit den Krisenzustand, in dem sich der Planet befindet. Biologe Mark Benecke ruft in einem Vortrag dazu auf, die Fakten wirklich ernstzunehmen.

Der Juli 2023 war auch nach Daten der US-Raumfahrtbehörde NASA sowie des EU-Klimawandeldienstes Copernicus heißer als jeder andere je gemessene Monat. Damit wurde das bestätigt, was Milliarden Menschen auf der ganzen Welt gespürt haben. Forschende warnen deshalb eindringlich vor den Folgen der Erderwärmung – für Menschen, Tiere, Pflanzen, ganze Ökosysteme.

So auch Dr. Mark Benecke. Der Biologe sprach Mitte August vor der Linnean Society of London, die als älteste naturforschende Gesellschaft gilt und deren Mitglied Benecke nach eigenen Aussagen seit bereits 25 Jahren ist. Sein Vortrag, in dem er die neusten Informationen und Messungen zur Klimaveränderung vorstellte, findet sich auf Youtube.

„Das ist keine Meinung, nur Messungen“

Darin erklärt Benecke, dass Überschwemmungen, wie es sie kürzlich in Slowenien und Österreich gab, oder Temperaturrekorde wie im Juli erst der Anfang seien. „Das ist keine Meinung, nur Messungen“, beginnt er seine Ausführungen.

Der Biologe verweist auf mehrere Statistiken. Darunter Daten der NASA, die unter anderem der Klimaforscher Leon Simons einordnet. Ihnen zufolge ist die Energie durch die Wärme auf der Erde – gemessen an Watt pro Quadratmeter – aus dem Gleichgewicht geraten. Anders formuliert: Im gemessenen Zeitraum Anfang der 2000er bis heute hatte die Erde einen Überschuss an Energie, was unter anderem zur Eisschmelze und steigendem Meeresspiegel führt, wie auch Simons selbst auf Twitter erklärt.

„Das wird so weitergehen, da sich nicht nennenswert etwas auf der Welt geändert hat“, erklärt Benecke mit Blick auf den globalen Treibhausgasausstoß. Nach jüngsten Daten der Weltwetterorganisation WMO erreichten die Konzentrationen der Treibhausgase Kohlendioxid, Methan und Lachgas in der Atmosphäre 2021 jeweils neue Höchstwerte. Es besteht die Sorge, dass Ökosysteme an Land und die Ozeane immer weniger CO2 aufnehmen können. Bislang galten sie als Senke für das Klimagas, das die Erderwärmung antreibt.

„Das kann man nicht aussitzen“

„Die meisten denken, da müssen wir uns anpassen, das sitzen wir aus. Doch das kann man nicht aussitzen, da kann man sich nicht anpassen“, führt Biologe Benecke fort. Zwei aktuelle Studien – erschienen in der renommierten Nature Geoscience – hebt er dabei als zentral hervor. Beide beschäftigen sich mit dem Auftauen des Permafrostbodens und der dadurch freigesetzten Treibhausgase wie Methan. Methan ist 25-mal so wirksam wie Kohlendioxid; durch eine stetig wärmer werdende Arktis schmelzen auch hier die Klimagassenken ab.

Für eine der Studien, erschienen im Juli 2023, haben Forschende unterirdische Grundwasserquellen in der Arktis untersucht, die – sollten sie freigelegt werden – Methan an die Oberfläche bringen. In der Studie heißt es: „Das untersuchte Wasser der Grundwasserquellen ist übersättigt mit Methan und erreicht eine Konzentration, die bis zu 600.000-mal höher ist als der Wert des atmosphärischen Gleichgewichts.“

Studie: Jene Erwärmung hielt den Daten zufolge zirka 200.000 Jahre an

In der zweiten Studie, die Benecke nennt und die Anfang August 2023 erschienen ist, haben Wissenschaftler:innen mittels Kernbohrungen Sedimente der North Atlantic Igneous Province im Grönländischen Eisschild untersucht, das 56 Millionen Jahre alt ist. Anhand der Proben stellten die Forschenden eine damalige Temperaturerhöhung von 5 bis 6 Grad gegenüber dem Mittelwert fest, die laut Studie durch CO2 ausgelöst wurde. Jene Erwärmung hielt den Daten zufolge zirka 200.000 Jahre an.

Benecke schlussfolgert: „Jetzt mal im Ernst: Wir bewirken gerade etwas, das beim letzten Mal 200.000 Jahre Folgen nach sich gezogen hat“ (…) Das ist nicht überlebbar.“ Und weiter: „Wir reden hier von Meeresspiegelanstiegen, die nicht mit technischen Mitteln verändert werden können.“

Zum Vergleich: Je nach Szenario kann die mittlere Erderwärmung nach aktuellem Forschungsstand von 1 bis 5,7 Grad Celsius reichen. Nur durch eine drastische Reduktion der Treibhausgase – die derzeit den Daten der WMO zufolge nicht stattfindet – ließe sich der mittlere Temperaturanstieg bis 2100 gegenüber der vorindustriellen Zeit auf 1,4 °C bis 2,4 °C begrenzen.

Was, wenn der Grönländische Eisschild wirklich schmilzt?

Die Studienautor:innen selbst kommen zu einem ähnlichen Fazit wie Benecke. Wenn der Grönländische Eisschild bereits damals auf einen Temperaturanstieg reagiert hat, wird er das vermutlich auch auf die menschengemachte Erderwärmung tun, resümieren die Forschenden in einem Statement, aus dem CNN zitiert.

Die Folgen wären demnach katastrophal, insbesondere für Menschen an Küstengebieten, wie das Extrem-Szenario verdeutlicht: Schmilzt der Grönländische Eisschild komplett ab, würde der Meeresspiegel um irreversible sieben Meter ansteigen.

Quellen: Youtube, Twitter, Nature Geoscience (Kleber et al.), Nature Geoscience (Berndt et al.) UBA, CNN, WMO

Das Video in voller Länge

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