Frankreich will diverse Maßnahmen gegen Ultra-Fast-Fashion durchsetzen. Shein und Co. könnten demnach etwa mit Umweltabgaben belegt werden. Auch andere Maßnahmen gegen Billigmode sind geplant.
Auch im Heimatland von Luxusmarken wie Dior, Chanel und Louis Vuitton wird Ultra-Fast-Fashion zum Problem. Das französische Parlament plant Gegenmaßnahmen: Am Donnerstag hat das französische Unterhaus einen Gesetzesentwurf beschlossen, der unter anderem vorsieht, dass Modemarken mit ultraschnellem Produktumsatz Umweltabgaben zahlen müssen. Das berichten mehrere Medien übereinstimmend – die Nachrichtenagentur Reuters hatte die Pläne bereits Anfang März beschrieben.
Demnach geht es um Ultra-Fast-Fashion-Händler, die täglich Tausende neue Produkte anbieten. Darunter fallen insbesondere chinesische Unternehmen wie Shein und Temu – Shein wird laut Reuters im Entwurf sogar namentlich genannt. Bevor der Entwurf Gesetz werden kann, muss er noch den Senat passieren.
Umweltabgabe für Shein, Temu und Co. geplant
Die Abgeordneten kritisierten Reuters zufolge übermäßige Ausgaben und unnötige Umweltverschmutzung durch Ultra-Fast-Fashion. „Diese Entwicklung des Bekleidungssektors hin zu kurzlebiger Mode, die steigende Stückzahlen und niedrige Preise kombiniert, beeinflusst die Kaufgewohnheiten der Verbraucher:innen, indem sie Kaufimpulse und ein ständiges Bedürfnis nach Erneuerung auslöst, was nicht ohne ökologische, soziale und wirtschaftliche Folgen bleibt“, zitiert Reuters aus dem Entwurf.
Der neue Gesetzesentwurf sieht deshalb vor, dass Modemarken wie Shein Abgaben zahlen müssen, um ihre Umweltauswirkungen auszugleichen. Diese könnten bis 10 Euro pro Artikel betragen – die genauen Schwellenwerte sollen später per Dekret festgelegt werden, wie die Rheinische Post (RP) berichtet. Die Umweltabgaben sollen dann in der Abfallwirtschaft, für Reparaturprämien und Informationskampagnen eingesetzt werden, so Euronews.
Frankreich will weitere Maßnahmen gegen Ultra-Fast-Fashion
Laut Bericht enthält der Gesetzesentwurf eine Reihe weiterer Maßnahmen: Man wolle Verbraucher:innen besser über Auswirkungen von Fast Fashion informieren, sowie Reparatur und Wiederverwendung anregen. Außerdem wird vorgeschlagen, Werbung für Ultra-Fast Fashion-Marken und -Produkte zu untersagen.
Händler wie Shein und Temu stehen aus verschiedenen Gründen in der Kritik. Zum einen wurden in der Vergangenheit Ausbeutung bei der Produktion und schlechte Qualität bemängelt. Auch fördern die Ultra-Fast-Fashion-Shops Überkonsum, auf einigen Produkten fand man zudem bedenkliche Stoffe – Utopia berichtete.
Hinzu kommt, dass der weltweite Lufttransport ihretwegen beeinträchtigt wird und die Händler Kosten für Zoll und Steuern mit Tricks umgehen – auch hierüber berichtete Utopia. Zudem produzieren Shein und Temu anders als andere Fast-Fashion-Shops: Sie haben Produktionszyklen verkürzt und stellen Ware oft erst her, nachdem Bestellungen eingegangen sind.
Kritik von Opposition und Shein
Der Gesetzesentwurf geht auf Anne-Cécile Violland zurück – sie ist Mitglied der Mitte-Rechts-Partei Horizons, welche dem französischen Regierungslager angehört. Wie RP berichtet, sehen sowohl linke als auch rechte Opposition den Entwurf kritisch. Die Befürchtungen: Man müsse die Kriterien für Unternehmen genauer festlegen bzw. könne den Markt durch das Werbeverbot verzerren.
RP zitiert auch Kritik von Shein: Der Gesetzesentwurf „schadet vor allem denjenigen, die auf den Preis achten müssen“, heißt es.
Der Französische Umweltminister Christophe Béchu (Horizons) lobte den Entwurf. Mit ihm werde Frankreich „das erste Land weltweit, das die Auswüchse der Ultra-Fast-Fashion gesetzlich regelt“.
Verwendete Quellen: Reuters, Euronews, Rheinische Post
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