Die Covid-Infektionszahlen steigen wieder an. Was bedeutet das für den anstehenden Herbst? Und gibt es einen Zusammenhang zwischen den Fallzahlen und dem „Barbenheimer“-Effekt?
Der Sommer ist noch nicht vorbei, doch die Corona-Fallzahlen steigen aktuell wieder in mehreren Ländern an – wenn auch auf einem bisher sehr niedrigen Niveau.
Einige Expert:innen vermuten dahinter den sogenannten Barbenheimer-Effekt: Gemeint ist ein popkulturelles Phänomen um die im Juli zeitgleich erschienenen Kinofilme „Barbie“ und „Oppenheimer“. Derzeit sorgen sie für hohe Besucher:innenzahlen unter anderem in deutschen Kinos.
Gut besuchte Kinosäle bergen aber auch das Risiko, sich dort mit Erregern anzustecken. „Ich will ja nicht schwarzmalen, aber macht sich jemand Sorgen über eine Post-Barbie- oder Post-Oppie-Covid-Welle?“, fragte der US-Impfstoffforscher Peter Hotez vom Baylor College of Medicine im texanischen Houston vor kurzem in einem Post auf dem Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter).
Was bedeutenden die steigenden Infektionszahlen?
Einzelne Indizien sprechen dafür, dass sich das Coronavirus derzeit wieder stärker ausbreitet als noch in der jüngsten Vergangenheit. So diagnostizierten Ärzt:innen zuletzt 175 Prozent mehr Covid-19-Fälle als in der Vorwoche.
Dies decke sich auch mit den aktuellen RKI-Fallzahlen, berichtet der Spiegel. Demnach wurden in der vergangenen Woche etwa 2.400 Covid-19-Fälle gemeldet – etwa 400 mehr als in der Woche zuvor. Auch mussten mehr Menschen mit Covid-Symptomen ins Krankenhaus – hier lag der Anstieg laut Spiegel bei 50 Prozent im Vergleich zur Vorwoche.
Zuletzt sind bundesweit binnen sieben Tagen insgesamt drei Covid-Fälle pro 100.000 Einwohner:innen an das Robert Koch-Institut (RKI) gemeldet worden, wie der Spiegel mit Bezug auf den Pandemieradar des Gesundheitsministeriums berichtet. Zum Vergleich: Während des Höhepunkts der Omikron-Welle im März 2022 lag die Sieben-Tage-Inzidenz bei einem Wert von 1625,1. Man muss allerdings bedenken, dass damals mehr getestet wurde.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Corona-Sommerwelle und Barbenheimer-Effekt?
„Es kann sein, dass wir eine Sommerwelle haben“, erklärt Epidemiologe Timo Ulrichs von der Berliner Akkon-Hochschule für Humanwissenschaften gegenüber dem Spiegel. Einen Zusammenhang zwischen dem sogenannten Barbenheimer-Effekt und steigenden Covid-Fallzahlen hält er zudem für plausibel: „Das Wetter war schlecht, mehr Menschen gingen ins Kino, gleichzeitig gab es zwei erfolgreiche Blockbuster. Das finde ich interessant“, sagt Ulrichs.
Insgesamt sind die Corona-Zahlen nach wie vor auf einem vergleichsweise sehr niedrigen Niveau. In einem solchen Fall kann schon eine geringe Zunahme von Covid-Diagnosen oder Einlieferungen ins Krankenhaus einen enormen prozentualen Anstieg der Fallzahlen insgesamt bedeuten.
Aktuell gehen Expert:innen von einem weiteren Anstieg der Infektionszahlen spätestens im Herbst und Winter aus. Vor allem wenn Coronavirus, Grippe und andere Infektionskrankheiten gleichzeitig verstärkt auftreten, könnte das Krankenhäuser, Hausärzt:innen und andere Gesundheitseinrichtungen stark belasten, lauten die Befürchtungen.
Der Frankfurter Virologe Martin Stürmer prognostiziert gegenüber Spiegel für Deutschland „vermehrt Krankheitsfälle“, die es ohne die neue Corona-Variante EG.5 nicht gegeben hätte. Diese breitet sich gerade in mehreren Ländern aus und wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Variante von Interesse eingestuft. Doch der Virologe sieht für Deutschland kein großes Risiko. „Auf diesem niedrigen Niveau werden die Infektionen nicht zu einer neuen Welle der Belastung für die Kliniken führen,“ so Stürmer.
Verwendete Quellen: Spiegel, Pandemieradar (Gesundheitsministerium), X (ehemals Twitter)
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