Die Zunge ist oft ein guter Hinweisgeber dafür, ob ein Mensch eine Infektion hat. Doch nicht immer lassen Veränderungen auf eine Krankheit schließen, wie ein HNO-Arzt erklärt. Was welcher Zustand über die Gesundheit aussagt.
Schon mal die eigene Zunge im Spiegel angesehen? Ein Blick kann sich lohnen, denn die Zunge gibt Hinweise auf den Gesundheitszustand.
Thomas Deitmer ist HNO-Arzt und Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Im Interview mit dem Spiegel erklärt er, welche Veränderungen der Zunge harmlos sind – und wann sie auf einen Infekt hindeuten.
Eine gesunde Zunge, da sind sich Mediziner:innen einig, ist rosa bis rötlich und feucht. Auf ihrer Oberfläche befinden sich kleine Haare und Papillen. Diese pockenartigen Erhebungen dienen dem Geschmacks-, Tast-, und Temperaturempfinden.
Weißer Belag bildet sich oft bei einer Erkältung
Bei einer Erkältung kann sich auf der Zunge ein weißer Belag bilden. Deitmer zufolge handelt es sich dabei um Hornpartikel, die normalerweise „beim Kauen abgewetzt werden“, wie der HNO-Arzt sagt. Bei einem Infekt können sie sich verstärken; die Partikel ließen außerdem auf eine schlechte Mundhygiene schließen.
Auch die Einnahme von Medikamenten hat Einfluss auf die Zunge. Antibiotika etwa können laut Deitmer dazu führen, dass die Zunge mit Hefepilzen besiedelt wird. Ein weißer Belag ist dann ebenfalls die Folge. „Eine belegte Zunge kann aber auch unabhängig von einer Erkrankung auftreten, etwa wenn jemand wenig oder nur sehr weiche Speisen isst. Dann gibt es nicht so viel Abrieb auf der Zungenoberfläche, und es können sich mehr Nahrungsreste, Zellen oder Bakterien auf dem Zungenrücken sammeln, die den Belag bilden“, so der Mediziner weiter.
Bläschen auf der Zungenspitze
Die vielfach in Drogerien angebotenen Zungenschaber sieht Deitmer kritisch. Er sagt: Solche Instrumente, die mechanisch Belag abnehmen, sollten „maximal drei Wochen“ verwendet werden. Denn eine gesunde Zunge brauche „keine eigene Behandlung“.
Bilden sich beispielsweise Bläschen auf der Zungenspitze, mag das verschiedene Ursachen haben. Laut dem Experten deuten Bläschen auf eine Herpes-Infektion oder eine Aphte hin – also auf einen Schleimhautdefekt, der oft Schmerzen verursacht. In der Regel verschwinden die Bläschen wieder von selbst. „Besteht eine Aphte länger als einen Monat, sollte jedoch unbedingt ein Arzt aufgesucht werden“, rät Deitmer im Spiegel-Interview. Aphten können nämlich zu Lymphknotenschwellungen führen.
Eine himbeerrote Zunge ist ein Zeichen für Scharlach
Färbt sich die gesamte Zunge himbeerrot, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um Scharlach handelt, groß. Die Verfärbung geht dann in der Regel mit einem Krankheitsgefühl, Hautausschlag sowie Halsschmerzen einher. In diesem Fall ist es ratsam, ärztliche Hilfe aufzusuchen. Die bakterielle Infektion tritt meist bei Kindern auf, aber auch Erwachsene stecken sich an. Bleibt Scharlach unbehandelt, kann es zu Komplikationen oder Spätfolgen kommen, wie etwa Herzmuskelentzündungen oder Nierenschäden.
Das steckt hinter der „schwarzen Haarzunge“
Bei einer schwarz gefärbten Zunge handelt es sich um die sogenannte „schwarze Haarzunge“. Wie der Name bereits sagt, sind für den Zustand die Oberflächenhärchen verantwortlich. Diese sind stärker ausgebildet, wodurch das Keratin in den Haarspitzen – etwa bei Zersetzungsprozessen – reagiert. „Durch diese chemische Reaktion bildet sich die schwarze Farbe“, ordnet der Experte ein. Bedenklich sei das nicht, allerdings werde die schwarze Verfärbung oft als unschön empfunden. In diesen Fällen könne ein sanfter Zungenschaber bei der Optik helfen.
Furchen in der Zunge sind meist harmlos
Schmerzlose Furchen oder gar Risse in der Zunge seien allerdings harmlos, erklärt Deitmer. Lediglich „wer dauerhaft Zahnabdrücke auf der Zunge sieht, könnte unter einer Schwellung der Zunge leiden“. Das wiederum sollte durch Ärzt:innen abgeklärt werden.
Fühlt sich die Zunge pelzig an, mag das an ihrem trockenen Zustand liegen. Der HNO-Arzt sagt: „Die Zunge ist dabei der Wasserstandpegel und signalisiert, dass wir mehr Flüssigkeit brauchen, noch bevor wir Kreislaufprobleme bekommen.“ Nicht selten tritt deshalb das pelzige Gefühl an Sommertagen auf.
Grundsätzlich rät Deitmer dazu, bei Veränderungen der Zunge, die länger als einen Monat anhalten, zur Ärzt:in zu gehen.
Quelle: Spiegel
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