Dass der Klimawandel Bäumen schadet, ist bekannt. Eine neue Studie zeigt nun auf, wie sehr selbst die zentralste Funktion von Pflanzen davon betroffen ist.
Der Klimawandel schadet Wäldern – dies ist bereits seit einiger Zeit bekannt. Unter anderem Dürre und Waldbrände tragen zu dieser Zerstörung bei. In der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Nature erschien nun eine Studie, die einen weiteren Aspekt in den Fokus rückt: Sie ermittelt, inwiefern hohe Temperaturen die Photosynthese in Blättern tropischer Bäume hemmt. Ohne Photosynthese sind Wälder nicht überlebensfähig.
Die Studie, laut der 0,01 Prozent der Blätter im tropischen Regenwald keine Photosynthese mehr betreiben können, deutet somit den Todesstoß für unsere Wälder an. Ab einer Temperatur von 46,7 Grad können Bäume nämlich nicht mehr Glukose und Sauerstoff aus Licht, Wasser und Kohlendioxid produzieren.
Bei weiter ansteigenden Temperaturen, so das Resümee der Studie, wird der Anteil der betroffenen Pflanzen exponentiell wachsen.
Photosynthese bleibt aus – der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt
Gleichzeitig betont Forstwissenschaftler Henrik Hartman vom Fachinstituts für Waldschutz am Julius-Kühn-Institut gegenüber der Tagesschau, dass andere Aspekte wohl schon viel früher Wälder dahinraffen lassen.
Etwa Fressfeinde wie Schädlinge, die sich bei einem wärmeren Klima ausbreiten; sowie Stürme, die Bäume entwurzeln und sie absterben lassen. Zudem könnten Bäume bei heißen Temperaturen das Wasser aus trockenen Böden nicht bis in die Baumkrone transportieren. Außerdem machen Temperaturerhöhungen Wälder anfälliger für Waldbrände.
„Das ist wie bei einem schweren Autounfall, und man berichtet darüber, zu welchen Schäden es bei einer Aufprallgeschwindigkeit von über 180 an einem Haaransatz kommt“, erläutert der Experte mit Blick auf die Studie.
Hartmann zufolge leiden Bäume also bereits stark unter den Folgen des Klimawandels, bevor ein Aussetzen der Photosynthese überhaupt relevant ist. Dies sei nicht nur in tropischen Wäldern der Fall, sondern weltweit.
Wälder als Speicher für Kohlendioxid
Zusätzlich zu all diesen Bedrohungen zeigt die neue Studie nun auf, inwiefern der Klimawandel generell für die Photosynthese eine Gefahr darstellt.
Auch Gregory Goldsmith von der Chapman University in Kalifornien, der die Studie mitverfasst hat, ordnet das Ergebnis ein. Der Tropenökologe sagt gegenüber der Tagesschau: „Wir wissen seit langem, dass die Photosynthese zusammenbricht, wenn Blätter eine bestimmte Temperatur erreichen. Aber diese Studie ist wirklich die erste, die ermittelt hat, wie nahe die Baumkronen tropischer Wälder an dieser Grenze liegen könnten.“
Wälder spielen als Lebensgrundlage und Speicher für Kohlendioxid eine wichtige Rolle für den Menschen. Unter den Belastungen der Klimakrise werden sie jedoch in Zukunft weiterhin stark leiden. Mit gravierenden Folgen: Sterben alte Bäume ab, dauert es mitunter über hundert Jahre, bis neue Bäume die Funktion einer Kohlenstoffsenke übernehmen können.
Verwendete Quellen: Nature, Tagesschau
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