Ab Sonntagabend wird die Deutsche Bahn den Fernverkehr für 50 Stunden einstellen. Claus Weselsky, Chef der Konkurrenzgewerkschaft GDL, kritisiert den 50-Stunden-Streik derweil stark.
Seit gestern ist es offiziell: Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG hat dazu aufgerufen, den Fern-, Regional- und Güterverkehr der Deutschen Bahn (DB) auf sämtlichen Schienennetzen über insgesamt 50 Stunden zu bestreiken. Der Streik soll am Sonntagabend um 22 Uhr beginnen und bis Dienstagnacht anhalten.
Im Gegenzug kündigte die Deutsche Bahn an, dass in diesem Zeitraum sämtliche ICE- und IC-Züge in den Depots bleiben. Der Vorsitzende der mit der EVG konkurrierenden Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky, kritisiert den angekündigten Warnstreik heftig.
„Die EVG ist bei der Netztochter DB Netz nicht so stark organisiert, dass die Deutsche Bahn gezwungen wäre, den Schienenverkehr einzustellen“, erklärte Weselsky in einem Gespräch mit The Pioneer, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet. Der DB-Vorstand verhalte sich verantwortungslos und ambitionslos, so Weselsky.
Ende des Tarifstreits nicht absehbar
Aus der Sicht Weselskys zeige die EVG weiterhin kein Interesse, im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn zu einer Einigung zu gelangen. Die EVG befürchte, „dass wir (GDL) mit der Deutschen Bahn bessere Tarifbedingungen für unsere Mitglieder verhandeln werden“. Weselsky sagte weiter: „Ich bin mir sicher, dass es keinen Abschluss geben wird, bevor wir unsere Forderungen aufgestellt haben.“
Die Tarifverhandlungen im Bahnsektor laufen bereits seit Ende Februar. Es ist der dritte bundesweite Warnstreik, zu dem die EVG seither aufruft. Bereits im März hatte sie gemeinsam mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi große Teile des öffentlichen Verkehrs inklusive der meisten Flughäfen für einen bestreikt. Der zweite Ausstand beschränkte sich im April auf einen Zeitraum von acht Stunden, führte aber ebenso zu vielen Ausfällen, vor allem im Fernverkehr.
Die GDL verhandelt neue Tarifverträge für die bei ihr organisierten Lokomotivführer und das Zugpersonal ab Spätsommer. Am 5. Juni will die GDL ihre Forderungen offiziell verkünden.
DB fordert Ende des Streiks
Die Deutsche Bahn hat die Anforderungen der EVG im Rahmen des Tarifstreits ihrerseits als erfüllt bezeichnet und fordert die Gewerkschaft auf, den Streik beizulegen. „Die EVG muss nun ihre Zusage einhalten und den 50-stündigen Warnstreik absagen“, erklärte der DB-Personalvorstand Martin Seiler am späten Donnerstagabend.
Der Verhandlungsführer der EVG, Kristian Loroch, widersprach darauf umgehend: „Wir haben die Bahn zwar zu Gesprächen gebracht. Aber als der Schlüssel zur Lösung schon auf dem Tisch lag, hat sie einen Rückzieher gemacht“, sagte Loroch der Nachrichtenagentur Reuters. Es bestünde aber weiterhin die Chance, so Loroch, dass die Bahn am Freitag auf den Lösungsweg zurückkehre.
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