Das Deutschlandticket kostet aktuell 58 Euro pro Monat und soll über das Jahresende hinaus fortgeführt werden. Über den künftigen Preis ist bislang jedoch nichts bekannt. Und: Wie genau sollen die Mehrkosten eigentlich finanziert werden?
Wegen eines Finanzstreits von Bund und Ländern droht beim Deutschlandticket erneut Unsicherheit. Konkret gibt es Unstimmigkeiten darüber, wie genau das bundesweit gültige Ticket im Nah- und Regionalverkehr vom kommenden Jahr an finanziert werden soll. In einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur forderten Ländervertreter:innen schnelle politische Entscheidungen – eine einheitliche Position der Länder gibt es aber nicht. Fraglich ist, ob der Ticketpreis von derzeit 58 Euro im Monat 2026 stabil bleibt.
Um die Zukunft des Deutschlandtickets soll es auch am 27. Juni in Berlin bei einer Sonder-Verkehrsministerkonferenz der Länder mit Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) gehen. „Wichtig ist, dass wir beim Deutschlandticket einen klaren Finanzierungsrahmen und Planungssicherheit bekommen“, sagte NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne). Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) kritisierte: „Die ständigen Diskussionen über die Zukunft des Deutschlandtickets und seinen Preis sind kontraproduktiv und bringen uns nicht weiter.“
Deutschlandticket ist ein Erfolg
Bereits in den vergangenen Jahren hatte es zum Teil lange Auseinandersetzungen zwischen Bund und Ländern über die Finanzierung des Tickets gegeben, das im Mai 2023 eingeführt wurde. Rund 13 Millionen Menschen nutzen das Ticket, mit dem man mit Bussen und Bahnen im Nah- und Regionalverkehr im ganzen Bundesgebiet fahren kann – unabhängig von Bundesland, Verkehrsverbund oder Tarifgebiet. Der Preis des Tickets war zu Jahresbeginn um rund 18 Prozent von 49 Euro auf 58 Euro im Monat angehoben worden.
Bei Utopia haben wir deshalb nachgerechnet, für wen sich das Deutschlandticket auch nach der Preiserhöhung noch lohnt:
Wer zahlt das Deutschlandticket ab 2026?
Zur Finanzierung des Tickets schießen Bund und Länder derzeit je 1,5 Milliarden Euro pro Jahr zu, um Einnahmeausfälle bei Verkehrsbetrieben auszugleichen. Die meisten üblichen Pendel-Abos waren zuvor deutlich teurer. Festgeschrieben ist die Finanzierung des Deutschlandtickets im Regionalisierungsgesetz – aber nur noch für 2025.
Die Frage ist also, wie es von 2026 an weitergeht. Ende 2024 war eine Übertragung sogenannter überjähriger Mittel beschlossen worden – dabei ging es vor allem um Gelder aus dem Jahr 2023, weil das Ticket erst im Mai startete. Damit war das Ticket zusammen mit der Preiserhöhung finanziell für 2025 gesichert. Aus Sicht des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen reichen die von Bund und Ländern jährlich zur Verfügung gestellten drei Milliarden Euro dauerhaft nicht aus, um den Verlust der Branche auszugleichen.
Koalitionsvertrag lässt Finanzierung offen
Auf Bundesebene haben sich CDU, CSU und SPD in ihrem Koalitionsvertrag dazu bekannt, das Deutschlandticket über 2025 hinaus fortzusetzen. Nutzer:innen müssen sich aber von 2029 an auf einen deutlich höheren Preis einstellen, denn ab diesem Jahr soll der Anteil der Nutzerfinanzierung „schrittweise und sozialverträglich“ erhöht werden. Die Frage ist, ob sich Bund und Länder schon vorher auf einen festen Preismechanismus – auch zu möglichen Preiserhöhungen – einigen können, damit es nicht Jahr für Jahr Streitigkeiten gibt.
Bundesverkehrsminister Schnieder hatte die Länder aufgefordert, zur weiteren Finanzierung des Tickets eine gemeinsame Position zu finden. Er machte deutlich, der Bund werde nicht mehr als die Hälfte der Kosten tragen. Auch der Bund stehe unter Konsolidierungsdruck.
Bundesländer wollen Klarheit
Viele Länder fordern, es müsse Planungssicherheit geben – und der Bund müsse mögliche Mehrkosten übernehmen. So sagte ein Sprecher des bayerischen Verkehrsministeriums, der Bund müsse den Ländern für die Fortführung des Tickets eine verlässliche Finanzierung zusichern. „Es ist den Ländern insgesamt aufgrund der angespannten Haushaltslage derzeit nicht möglich, mehr als 1,5 Milliarden Euro pro Jahr für das Ticket aufzubringen.“ Bayern hat den Vorsitz der Verkehrsministerkonferenz. Schnieder solle bis Ende Juli einen Gesetzentwurf vorlegen, um das Ticket im Jahr 2026 weiterführen zu können.
NRW-Verkehrsminister Krischer forderte, der Bund solle das Ticket entfristen, den Preis bis mindestens 2028 festschreiben und den Länderanteil gesetzlich deckeln. Der Bund belaste mit „fragwürdigen Steuergeschenken“ die Länderetats mit Milliardenbeträgen, sagte er mit Blick auf geplante Steuerentlastungen für Unternehmen. Es wäre nur folgerichtig, wenn der Bund Mehrkosten des Deutschlandtickets übernehme. „In jedem Fall muss die Frage schnell geklärt werden und der Bundesverkehrsminister sich klar positionieren, um die Kunden nicht weiter zu verunsichern.“
Niedersachsens Verkehrsminister Grant Hendrik Tonne (SPD) sagte, Bund und Länder müssten vereint an einer Lösung zur Finanzierung arbeiten. Die bestehende hälftige Aufteilung der Kosten sei fair und habe sich bewährt. Der brandenburgische Verkehrsministers Detlef Tabbert (BSW) sieht vorrangig den Bund in der Verantwortung für die Finanzierung. Dieser Meinung schlossen sich Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und weitere Länder an.
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„Todesstoß“ fürs Deutschlandticket?
Thüringens Verkehrsminister Steffen Schütz (BSW) sagte, er schließe sich Maximalforderungen, nach denen hauptsächlich der Bund die Kosten tragen solle, nicht an. Eine solche Regelung sei wünschenswert, aber unrealistisch. „Ein Rückzug der Länder aus der Finanzierung würde wohl den Todesstoß für das Ticket bedeuten.“
Die Finanzierung von jeweils der Hälfte der Kosten stelle Thüringen vor erhebliche finanzielle Herausforderungen. „Angesichts der Kostensteigerungen und unserer angespannten Haushaltslage wäre ich sehr froh, wenn der Bund einen etwas größeren Anteil als 50 Prozent übernimmt.“ Aus Sachsen hieß es, ein höherer Anteil oder die vollständige Kostenübernahme des Bundes wäre wünschenswert.
Wird das Ticket teurer?
Ziel sei es, den Preis für die Abonnent:innen konstant zu halten, erklärte das Verkehrsministerium in Mecklenburg-Vorpommern. Ob dies gelinge, hänge von den Verhandlungen mit dem Bund und verschiedenen Parametern ab, zum Beispiel allgemeinen Kostensteigerungen und Lohnerhöhungen.
Ein Sprecher des Verkehrsministeriums in Schleswig-Holstein sagte, mindestens müssten Bund und Länder je 1,5 Milliarden Euro einbringen. Das werde aber nicht reichen. Was dies konkret für Preiserhöhungen bedeute oder für eine Erhöhung der Finanzierung durch Bund und eventuell Länder, sei noch in der Diskussion.
Utopia meint: Im Koalitionsvertrag von Union und SPD steht nur ein einziger Satz zum Deutschlandticket – dabei ist das bundesweite Öffiticket die größte Errungenschaft im Verkehr seit Jahrzehnten und ermöglicht Millionen Bundesbürger:innen eine günstigere und klimafreundlichere Mobilität. Umso wichtiger, dass Bund und Länder zügig eine Lösung finden, das Ticket über 2025 hinaus solide zu finanzieren und die Mehrkosten nicht vollumfänglich die Deutschlandticket-Abonnent:innen tragen lassen.
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