Viele Millionen Haushalte müssen die kommenden Jahre über eine Alternative zur Gas- oder Ölheizung nachdenken. Theoretisch kann eine Stromheizung eine Option sein – doch ein deutsches Bundesland verbietet jetzt den Einbau ab 2026.
Nach derzeitigem Stand gilt ab Mitte 2026 in deutschen Großstädten ein weitgehendes Verbot für neue Gas- und Ölheizungen. Hamburg geht jetzt noch einen Schritt weiter – und verbietet ab Januar 2026 auch sogenannte Stromdirektheizungen.
Im Hamburgischen Klimaschutzgesetz von 2020 heißt es dazu knapp:
„Der Neuanschluss fest installierter Stromdirektheizungen zur Erzeugung von Raumwärme mit mehr als 1,5 Kilowatt Leistung für jede Wohnungs-, Betriebs- oder sonstige Nutzungseinheit ist unzulässig.“
Dieses Verbot gilt auch „für den Austausch und Ersatz von Stromdirektheizungen nach dem 31. Dezember 2025.“
Nur in gut begründeten Ausnahmefällen, in denen keine andere Lösung technisch möglich ist, kann es eine Ausnahmegenehmigung geben. Den schriftlichen Nachweis über eine solche Genehmigung muss man zehn Jahre lang vorzeigen können.
Was ist eine Stromdirektheizung?
Stromdirektheizungen (Elektroheizungen) wandeln Strom in Wärme um. Das betrifft beispielsweise:
- elektrische Fußboden- oder Wandheizungen
- Nachtspeicher- und Elektrospeicherheizungen
- Infrarotheizungen
- Elektro-Zentralheizungen
- Elektro-Konvektionsheizungen
Während die anderen Heiztypen inzwischen sowieso eher selten sind, gelten Infrarotheizungen manchmal als Alternative zur Wärmepumpe für gut gedämmte Neubauten mit eigener Photovoltaikanlage. Doch in Hamburg fällt diese Möglichkeit nun weg.
Warum verbietet Hamburg Stromdirektheizungen?
Die Stadt Hamburg begründet das Verbot mit zwei Argumenten, die beide mit dem hohen Stromverbrauch von Stromheizungen zu tun haben.
Zum einen steige die Nachfrage nach knappem erneuerbarem Strom. „Daher steuert das Hamburgische Klimaschutzgesetz die Nachfrage nach Strom durch das Verbot von ineffizienten Heizungsgeräten“, heißt es auf dem Stadtportal hamburg.de.
Das zweite Argument: Stromdirektheizungen sind vor allem im Vergleich mit Wärmepumpen äußerst ineffizient. Tatsächlich brauchen Nachtspeicher- oder Infrarotheizungen viel Strom, um ausreichend Wärme zu erzeugen. Damit sind sie extrem teuer im Betrieb.
Infrarotheizungen wandeln etwa eine Kilowattstunde Strom in eine Kilowattstunde Wärme um. Im Vergleich mit einer Wärmepumpe etwa brauchen sie damit etwa das drei- bis vierfache an Strom. Denn Wärmepumpen ziehen nur in etwa ein Drittel bis ein Viertel ihres Energiebedarfs aus Strom, der Rest stammt aus Umweltwärme.
Der hohe Strombedarf relativiert den günstigen Anschaffungspreis schnell: Laut der Verbraucherzentralen-Energieberatung kann eine typische Stromrechnung damit fünf bis zehnmal so hoch sein wie ohne Stromheizung.
Zudem ist die CO2-Bilanz von Stromdirektheizungen wie Infrarotheizungen schlecht. Laut CO2online verursacht eine Infrarotheizung etwa doppelt so viele CO2-Emissionen wie eine herkömmliche Gasheizung und etwa das 2,5-fache einer Luft-Wärmepumpe. Das liegt am hohen Stromverbrauch: Der deutsche Strommix enthält derzeit noch über 40 Prozent fossile Energien – also klimaschädliche Kohle und Erdgas.
Was sind Alternativen?
Welche Alternative sich statt einer Stromdirektheizung eignet, kommt auf den Einzelfall an. Eine Energieberatung kann bei der Entscheidung helfen.
Im Ein- oder Zweifamilienhaus dürfte in den meisten Fällen eine Wärmepumpe die naheliegendste Lösung sein. In Einzelfällen kommt in Bestandsgebäuden auch eine Holzpelletheizung infrage oder Hybrid-Heizungen, etwa eine Kombination aus Solarthermie und Pellets. Eine Photovoltaik-Anlage lohnt sich oft zusätzlich. Falls absehbar ist, dass ein Fernwärmeanschluss verfügbar wird, ist das eine besonders bequeme Option.
Als wichtigste Option gilt Fernwärme auch für große Mehrfamilienhäuser. Die Umstellung von beispielsweise Nachtspeicherheizungen auf Fernwärme oder auch Großwärmepumpen ist aber vergleichsweise aufwändig. Im Einzelfall könnten hier Luft-Luft-Wärmepumpen oder sogar Etagen-Wärmepumpen zum Einsatz kommen. Für Hamburger Miethaushalte ist es in jedem Fall sinnvoll, frühzeitig die Vermietenden anzusprechen.
Verwendete Quellen: Hamburgisches Klimaschutzgesetz, hamburg.de, Verbraucherzentrale Energieberatung, Co2Online (Co2-Bilanz), Co2Online (Infrarotheizungen), destatis.de
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