Englische Fußballerinnen haben sich durchgesetzt: Fortan tragen sie blaue statt weiße Shorts. Was wie ein modisches Detail wirken mag, ist ein Erfolg im langen Kampf gegen Sexismus im Sport.
Das englische Frauenteam, die Lionesses, spielt fortan nicht mehr in weißen, sondern in dunkelblauen Shorts. Die Spielerinnen setzten sich damit durch, denn sie wollen sich während ihrer Periode keine Gedanken über Blutflecken mehr machen, die auf weißem Stoff stärker zu sehen sind als auf dunklem. Der Guardian berichtet.
Bisher hatten die derzeitigen Europameisterinnen ganz in Weiß gespielt. Ein ganz weißes Outfit sei zwar schön, sagte Torjägerin Beth Mead. Doch es sei „nicht sehr praktisch, wenn wir uns in dieser Zeit des Monats befinden“, erklärt sie gegenüber dem Guardian. Bereits seit vergangenem Jahr versuchten sie und andere Spielerinnen deswegen das Outfit zu ändern.
Mead hatte mit Nike, der Herstellerfirma der Outfits, während der Europameisterschaft in England über die Bedenken und Wünsche des Teams gesprochen. Und heute ist es so weit: Im Spiel gegen Brasilien tragen sie erstmals dunkelblaue Kurzhosen und weiße Oberteile. Im Wembley-Stadion treffen die Europameisterinnen im ersten Women’s Finalissima der Frauen auf das brasilianische Team, die Gewinnerinnen des Copa América.
Bereits andere Frauenteams zuvor hatten sich, so der Guardian, aus dem gleichen Grund erfolgreich für einen Outfits-Wechsel eingesetzt: Manchester City, West Brom, Orlando Pride und die Rugby-Spielerinnen des „Ireland women’s rugby union side“. Das Ziel der Sportlerinnen sei es, den weiblichen Menstruationszyklus zu enttabuisieren.
Es geht nicht um die Kleidung, es geht um Sexismus
Gleichzeitig ist die Hosen-Debatte nur ein Beispiel für Frauensportlerinnen, die sich gegen die Kleidungsvorschriften wehren. Vordergründig geht es zwar „nur“ um Kleidung. Doch vielmehr setzen sich die Sportlerinnen gegen Sexismus ein.
In Wimbledon, dem vermutlich wichtigsten Tennisturnier weltweit, dürfen Sportlerinnen beispielsweise nur in Weiß gekleidet spielen. 2014 verschärfte Wimbledon die Vorschriften sogar noch – auch die Unterwäsche musste nun weiß sein. Die Regel gilt bis heute, doch seit diesem Jahr dürfen Sportlerinnen in Wimbledon wenigstens schwarze Unter-Shorts tragen.
Ganzkörperoutfits statt Badeanzüge und kurze Hosen statt lange Röcke
Nicht nur die Farbe – auch die Form der Kleidung zeigt sich mitunter als Problem. Dann nämlich, wenn sie den Körper der Spielerinnen sexualisiert. Bei der WM 2021 traten deswegen drei deutsche Kunstturnerinnen in Ganzkörperanzügen auf. Sarah Voss, Elisabeth Seitz und Kim Bui hatten sich gegen die sonst in der Disziplin üblichen Outfits entschieden. Sie sind besonders im Beinbereich oft so knapp geschnitten, dass sie langärmligen Badeanzügen ähneln.
Doch der Kampf gegen die Kleidungsvorschriften für Frauen im Sport begann schon früher, wie die Süddeutsche Zeitung (SZ) erläutert. Laut des Buches des Sportwissenschaftlers Rüdiger Rabenstein „Radsport und Gesellschaft“ galt demnach der freie Knöchel einer Frau im 19. Jahrhundert als „unsittlich“ und „obszön“. Nur langsam gelang es Radfahrerinnen deswegen ab dem Ende des Jahrhunderts, von umständlichen und langen Röcken auf knielange Hosen umzusteigen. Denn die Änderung der Kleidung war viel mehr als eine reine Formsache. Stattdessen brachten die selbstbewussten Frauen die damalige Werteordnung ins Wanken.
Weiblicher Zyklus wird im Sport immer ernster genommen
Doch so langsam macht sich ein Wandel im Sport bemerkbar. Neben angepassten Outfits wird auch der Menstruationszyklus immer ernster genommen. Vielleicht auch deswegen, da er Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit der Sportlerinnen hat. So richtet sich im Fußballverein FC Chelsea, berichtet die SZ, der Trainings- und Ernährungsplan nach dem individuellen Zyklus der Spielerinnen. Und das bereits seit drei Jahren. Seitdem folgten andere Verbände dem Vorreiter.
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