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EU geht gegen Shein vor: Shop führt Kund:innen in die Irre

Shein App
Foto: Monika Skolimowska/dpa

Künstliche Rabatte und Verstöße beim Umtauschrecht: Aus Sicht der EU-Behörden muss der Onlinehändler Shein ordentlich nachbessern. Was könnte sich für Kund:innen ändern?

Das asiatische Shoppingportal Shein muss wegen Verstößen gegen EU-Vorschriften beim Verbraucherschutz nachbessern. Der Modehändler führe Kund:innen mit fehlenden oder missverständlichen Angaben in die Irre, teilten die EU-Kommission und das Netzwerk der europäischen Verbraucherschutzbehörden (CPC-Netz) mit. Shein muss nun innerhalb eines Monats Verbesserungsvorschläge vorlegen, um möglichen Strafen aus dem Weg zu gehen.

Der in China gegründete und heute in Singapur ansässige Modekonzern ist sowohl Hersteller, Händler als auch Marktplatz. Shein bietet niedrige Preise an, steht aber unter anderem wegen der Produktqualität und unfairer Wettbewerbsbedingungen in der Kritik.

Was werfen die Behörden Shein vor?

Die Behörden nennen gleich mehrere Vorgehensweisen als Beispiele:

  • So zeige Shein etwa Rabatte an, die nicht auf den ursprünglichen Preis der Produkte zurückgehen würden.
  • Zudem werde Druck auf Verbraucher:innen ausgeübt, indem ihnen künstliche Kauf-Fristen gesetzt würden.
  • Auch zur Nachhaltigkeit der Produkte habe Shein falsche Angaben gemacht.
  • Bei Problemen und Konflikten gebe es keine gut erreichbaren Ansprechpartner:innen.
  • Auch den Umgang mit dem Umtauschrecht bemängelten die Behörden. So stelle Shein darüber nicht genügend Informationen bereit und verarbeite Rücksendungen nicht nach den EU-Vorschriften.

Manipulative Designs weit verbreitet

Tricks wie künstliche Kauf-Fristen werden teils als „manipulative Designs“ bezeichnet. Diese nutzt nicht nur Shein, sondern auch viele andere Onlinehändler und Socialmedia-Plattformen – das hat eine Untersuchung des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) im Januar gezeigt.

Wie die Verkaufstricks von Temu, Shein und Co. funktionieren und wie du dich davor schützt, fasst Anita Habel von Psychologists for Future im Utopia-Podcast zusammen. Unter anderem erklärt sie, weshalb wir zeitlich begrenzten Angeboten oder limitierten Editionen schwer widerstehen können. „Wir haben eine starke Abneigung gegen Verluste – und diese zu vermeiden, kann sich wie eine Belohnung anfühlen“, so die Expertin. „Dabei ist es in Wahrheit so: Wenn ich gar nichts kaufe, kann ich noch mehr sparen – nämlich 100 Prozent.“

Shein: „Konstruktive“ Zusammenarbeit mit den Behörden

Shein ging in einer Stellungnahme nicht auf die einzelnen Vorwürfe ein, verwies aber auf eine „konstruktive“ Zusammenarbeit mit den EU-Behörden. Der Konzern wolle vorzeigen, dass man sich zum Einhalten des EU-Rechts bekenne. „Wir werden uns weiter an diesem Prozess beteiligen, um jegliche Bedenken anzugehen“, teilte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur mit. 

EU-Behörden gehen auch gegen Temu vor

Die EU-Behörden weiten ihr Vorgehen gegen asiatische Versandhändler damit weiter aus. Den chinesischen Online-Marktplatz Temu forderten die EU-Kommission und das CPC-Netz bereits im November wegen ähnlicher Rechtsverstöße zu Verbesserungen auf. Im selben Monat war auch die Untersuchung gegen Shein eingeleitet worden.

Dazu gibt es Erwägungen, in der EU für Pakete aus Drittstaaten künftig eine Pauschalabgabe von bis zu zwei Euro zu erheben. Damit könnten unter anderem „erhöhte Überwachungskosten“ gedeckt werden, wie aus einem Papier der EU-Kommission hervorgeht. Im vergangenen Jahr sind demnach täglich rund zwölf Millionen Pakete in der EU angekommen – deutlich mehr als in den beiden Vorjahren.

Weitere Quellen: VZBV, Utopia-Podcast: Die Psychologie hinter Temu und Shein

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