Face Taping mit Kinesiotapes: Das ist ein Beauty-Trend, der zumindest in den Sozialen Medien häufig zu sehen ist. Doch das nächtliche Kleben gegen Falten birgt Risiken.
Kleben statt cremen oder botoxen lassen: Face Taping soll, so versprechen es zahlreiche Anleitungen in den Sozialen Medien, Nasolabialfalten, Zornesfalten und andere Fältchen quasi im Schlaf glätten. Dafür werden meist Kinesiotapes, die sonst etwa bei Sportler:innen oder bei Rückenschmerzen zum Einsatz kommen, über Nacht strategisch ins Gesicht geklebt – und am Morgen wieder abgezogen. Doch kann das wirklich klappen? Lassen sich Falten mithilfe der elastischen Baumwollbänder mit Klebeschicht tatsächlich mildern?
Die Kölner Dermatologin Uta Schlossberger hat darauf eine klare Antwort: „Nein, das funktioniert definitiv nicht. Im Gegenteil. Es hat eher eine schädigende Wirkung.“
Face Taping „verstärkt eher die Falten“
Die Idee hinter Face Taping klingt zwar zunächst einleuchtend: Bestimmte Gesichtsmuskeln sollen mithilfe der Kinesiotapes temporär stillgelegt, Falten, die etwa durch unterbewusstes Stirnrunzeln entstehen, so reduziert oder gar verhindert werden. „Das ist aber überhaupt nicht sinnvoll, weil die Muskeln dann anfangen, gegen diese Kraft des Tapes zu wirken“, sagt Schlossberger. „Das heißt, Sie verstärken damit eher die Falten, als dass Sie sie schwächen.“
Und es gibt noch etwas, das laut der Dermatologin gegen das Face Taping spricht: mögliche Hautirritationen im Gesicht, etwa bei Menschen, die auf den Acrylkleber auf den Tapes allergisch reagieren. Das Problem: Verwendet man die Tapes über Nacht, bekommt man oft erst spät mit, dass die Haut mit Juckreiz und Rötungen reagiert.
Mikroverletzungen durch Tapes
Ein weiteres Risiko: Beim Abmachen der Tapes kann man der empfindlichen Gesichtshaut Mikroverletzungen zufügen. Besonders dann ein Problem, wenn man – wie beim Face Taping vorgesehen – regelmäßig Tapes aufklebt. „Durch diese Mikroverletzungen ist die Hautbarriere gestört, die Hautflora kann sich ändern und es können sich Bakterien oder Viren vermehren“, sagt Uta Schlossberger. „Damit öffnet man Aknebakterien Tür und Tor.“
Als vorbeugendes Mittel gegen Falten eignen sich Tapes, die über Nacht auf die Haut geklebt werden, also denkbar schlecht. Zu besonderen Anlässen könne man Schlossberger zufolge den Kinnbereich oder die Augenpartie optisch straffen, mittels durchsichtigen Tapes. Diese dürfe man aber nur für wenige Stunden nutzen. Auch hier sollte man aber nicht zu häufig kleben – und schon gar nicht während man schläft.
„Gibt Kanäle, die wirklich Angst machen“
Auch andere Dermatolog:innen sehen Social-Media-Pfelegetipps kritisch. Claudia Borelli von der Hautklinik des Universitätsklinikums Tübingen erklärt im Interview mit Utopia, dass sich zwar junge Menschen durch Apps wie Tiktok oder Instagram vermehrt mit Hautpflege befassen. „Es gibt aber auch Kanäle, die jungen Erwachsenen und Jugendlichen wirklich Angst machen und das ist problematisch“, so die Expertin.
Einige Patient:innen würden etwa eine übertriebene Furcht vor Sonne entwickeln und panisch, wenn sie ihren Lichtschutz vergessen, welcher die Haut vor Schäden schützen soll. „Auch wenn 12-Jährigen eingeredet wird, sie müssten ihre Haut jetzt schon vor Falten schützen, sehe ich das sehr kritisch“, erklärt Borelli. Im Interview ordnet sie Pflegetrends wie Skin Flooding, Double Cleansing und Abendroutinen von TikToker:innen kritisch ein.
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