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Familekt: Warum ihn nur eine kleine eingeweihte Gruppe versteht

Was ist Familekt und was macht ihn aus?
Foto: Unsplash / Aarón Blanco Tejedor

Familekt formt das individuelle Zusammenleben. Cynthia Gordon forscht an dem Slang für Eingeweihte. Was es damit auf sich hat und warum ihn vermutlich jede:r spricht.

Schon einmal das Wort „Totemate“ oder „Düsidosi“ gehört? Vermutlich nicht, denn es handelt sich hierbei um Familekt. Worte und Sprachekreationen, die von einer bestimmten Gruppe an Menschen stammen und meist nur von eben jenen Personen verstanden werden können. Familekt, eine Art Slang für Eingeweihte, leitet sich aus den Wörtern Familie und Dialekt ab. Wobei sich Familekt innerhalb unterschiedlicher Gruppierungen entwickeln kann – sei es in der Familie, dem Freundeskreis, der WG oder zwischen Partner:innen.

Die Wissenschaftlerin Cynthia Gordon erforscht Wortneuschöpfungen wie „Totemate“ – der Versuch der Autorin, als dreijähriges Familienmitglied das Wort Tomate auszusprechen, das seitdem ein geflügeltes Wort bei Zusammenkünften ist. „Düsidosi“ hingegen ist Teil des Familekts des Deutschlandfunk-Autors Stephan Beuting, wie er selbst schreibt. „Düsidosi“ sei demnach die Verabschiedung eines Kindes gewesen, das eigentlich „Tschüssikowski“ sagen wollte.

Familekt – eher eine Zufallsentdeckung für Linguistin Cynthia Gordon

Laut Deutschlandfunk Nova ist Linguistik-Professorin Gordon auf ihr Forschungsfeld gestoßen, als sie die Work-Life-Balance von Familien mit zwei erwerbstätigen Elternteilen untersuchte. In den Aufnahmen dazu habe sie Ausdrücke entdeckt, mit denen sie zunächst nichts anfangen konnte. Als Beispiel nennt die Forscherin ein Treffen mit einer Mutter und ihrer zweieinhalbjährigen Tochter, bei dem Gordon selbst Weintrauben aß. Das junge Mädchen entgegnete währenddessen: „Oh, you just pop them in!“ („Du steckst sie Dir einfach so rein!“) – eine Redewendung, die das Kind aus einem vorausgegangenen Gespräch mit ihrer Mutter übernommen hatte. Darin bat die Tochter, man möge ihr doch die Weintrauben schälen, woraufhin die Mutter nur antwortete: Quatsch, „just pop them in!“

Gordon zufolge werde das Zusammenleben durch solche Phrasen oder einzelne Wörter individuell geformt. „Familekt ist wie ein Code, den nur eine kleine eingeweihte Gruppe versteht. Und gleichzeitig betont er ausdrücklich Nähe, eine emotionale Schnittmenge“, schreibt Deutschlandfunk Nova. Emotionale Schnittmengen können wiederum emotionale Nähe schaffen, sie wecken möglicherweise Erinnerungen und bleiben daher ein Leben lang. Linguistin Gordon sagt, wenn sie das Thema einmal erklärt habe, würden viele Menschen sofort Beispiele parat haben.

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