Etwa Dreiviertel aller Haie in den Meeren und Ozeanen sind vom Aussterben bedroht. Ausgerechnet Tierliebhaber:innen könnten unwissentlich dazu beitragen, dass der Haifischfang noch weiter vorangetrieben wird. Das zeigt eine neue Studie aus Singapur.
In den vergangenen 50 Jahren ging die Zahl der in der Natur lebenden Haie um ganze 70 Prozent zurück. Hauptgrund dafür: Überfischung, auch aufgrund von Haifischflossenhandel. Ein Thema das immer wieder in den Medien stark diskutiert und für brutale Methoden verurteilt wird. Nun zeigt eine Studie aus Singapur ein weiteres Problem des Haifischfangs auf.
Nahezu nur gefährdete Arten in Tierfutter
Untersucht wurden in der Studie 144 Stichproben von 16 verschiedenen Tierfutterherstellern aus Singapur. In fast einem Drittel (31 Prozent) wurden Bestandteile von Haifischfleisch gefunden. Nahezu alle Haifischarten die im Futter gefunden und identifiziert werden konnten, sind laut der Roten Liste der IUCN entweder potenziell gefährdet oder bereits schon gefährdet.
Am häufigsten wurde in den Stichproben der Blauhai gefunden. Diesen wertet die IUCN als potenziell gefährdet und der Bestand in der Natur nimmt konstant weiter ab. Blauhaie werden besonders häufig Opfer vom Haifischflossenhandel und Wissenschaftler:innen fordern den Fang einzuschränken. Offizielle Reglementierungen gibt es derzeit aber noch nicht.
Seidenhai-Bestandteile wurden am zweithäufigsten in der Studie gefunden. Diese Art ist laut IUCN gefährdet und das Washingtoner Artenschutzabkommen CITES listet den Seidenhai im Anhang II auf. In diesem „sind Arten aufgeführt, die zwar noch nicht unmittelbar vom Aussterben bedroht sind, deren Bestand aber gefährdet würde, sollte der Handel nicht strikt reguliert werden“, so der WWF. Seidenhaie sind zudem häufig Beifang beim Thunfischfang. Neben den beiden bereits genannten Haiarten wurden in der Studie auch noch weitere (potenziell) gefährdete Arten gefunden, wie beispielsweise der Weißspitzen-Riffhai oder der Sandtigerhai.
Warum Haifang so problematisch ist
Haifische werden hauptsächlich gefangen um aus ihnen Haifischflossensuppe zu zubereiten. Die Spezialität die aus Asien stammt, wird auch teilweise heute noch als Delikatesse gehandhabt. Um an die Flossen zu kommen, werden grausame Methoden angewendet, die die Tiere Todesqual erleiden lassen. Beim sogenannten „Finning“ werden den Haien die Flossen lebend abgetrennt. Danach werden die Tiere zurück ins Meer geworfen und verenden dort meist qualvoll. Finning ist in einigen Länder, wie beispielsweise Ecuador, Malaysia oder den USA verboten. Haifang an sich ist aber generell auch zum Beispiel in Europa noch erlaubt. Wenn die Tiere mit herkömmlichen Methoden gefangen werden, ist der Rest des Körpers nach dem Abtrennen der Flossen jedoch mehr oder weniger wertlos.
Übrigens: Europa produziert in etwa die Hälfte der Haifischflossen auf dem internationalen Markt. Asiatische Länder sind nach wie vor die Hauptabnehmer der Flossen, die Orte an denen die Fische gefangen werden, liegen aber häufig in Europa. Vor allen Dingen Spanien, Portugal und die Niederlande exportieren Haie und deren Flossen nach Asien.
Die Wissenschaftler:innen der Studie vermuten, dass die Haibestandteile, die im Futter gefunden wurden, von Tieren stammen, deren Flossen abgetrennt worden sind und somit „Abfallprodukte“ wären. Eine weitere Vermutung gibt aber auch zu bedenken, dass ein wachsender Haifischfang und -handel zu der Verarbeitung in Haustierfutter führen könnte.
Verbraucher:innentäuschung durch falsche Angaben
In keinem der untersuchten Haustierfutter wurde angegeben, dass Haifischfleisch als Zutat enthalten ist. Hingegen standen vage Bezeichnungen wie „Ozeanfisch“ oder „weißer Fisch“ auf den Produkten. Verbraucher:innen können sich demnach gar nicht bewusst sein, dass sie Haifischprodukte konsumieren und tragen demnach unwissentlich zum globalen Haifischhandel bei. Die Wissenschaftler:innen der Studie fordern genaue Bezeichnungen auf den Produkten, so dass Haustierhalter:innen eine informierte Entscheidung beim Kauf von Futter treffen können.
Aussterben von Arten bedroht uns alle
Auch wenn die Studie in Singapur durchgeführt wurde und nur singapurische Produkte untersucht hat, betrifft das Thema die ganze Welt und nicht nur Asien. Zum einen wurden in einer Studie von 2019 die gleichen Tests mit amerikanischem Haustierfutter durchgeführt und auch hier wurden Haifischbestandteile gefunden. Außerdem exportiert Europa große Mengen an Haifischen nach Asien, denn der Fang ist auch in der EU weiterhin erlaubt.
Zum anderen führt die Überfischung von Haien zu einem Ungleichgewicht des Ökosystems im Meer, das weitreichende negative Folgen hat, zum Beispiel für Korallenriffe oder Seegräser, so der Guardian. Sollten gefährdete Arten durch Überfischung und Handel weiter verschwinden, geraten die Ökosysteme noch mehr aus dem Gleichgewicht. Ein solches Artensterben würde sich auch auf die Menschheit auswirken.
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