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Fleischskandal um Lidl weitet sich aus

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Foto: Utopia/ vr

Undercover-Aufnahmen zeigen kranke und teils tote Hühner, die unter den Folgen von Qualzucht leiden. Die Bilder sollen aus Mastställen von Lidl-Lieferanten stammen. Der Discounter hat inzwischen auf die Vorwürfe reagiert.

Triggerwarnung: Dieser Text enthält grafische Darstellungen und Beschreibungen von Tierleid.

Tierschutzorganisationen haben erneut Undercover-Aufnahmen veröffentlicht von Missstände in Mastställen. Diesmal handelt es sich um einen Betrieb des spanischen Lidl-Lieferanten Sada. Auf den Aufnahmen sind kranke, sterbende und bereits verwesende Masthühner zu sehen, die teils unter ihrem eigenen Körpergewicht leiden. Damit verstößt der Mastbetrieb gegen das europäische Tierschutzrecht – dabei ist die Einrichtung mit einem spanischen „Tierwohl“-Siegel ausgezeichnet. Die Albert Schweitzer Stiftung fordert Lidl in einer Pressemitteilung auf, Verantwortung für die Zustände bei seinen Lieferanten zu übernehmen.

Verdeckte Aufnahmen sollen Stall von Lieferanten für Lidl-Eigenmarken zeigen

Zuvor veröffentlichte die Albert-Schweizer Stiftung bereits Ende Oktober Undercover-Material aus einem Stall in Niedersachsen. Die Aufnahmen entstanden der Stiftung zufolge im Sommer 2022. Die Hühner des Lieferanten werden nach Informationen der Tierschützer:innen unter anderem zu Produkten der Lidl-Eigenmarken „Metzgerfrisch“ und „Grillmeister“ verarbeitet.

Sowohl die Videos aus Spanien als auch die aus Deutschland zeigen Masthühner in vollen Ställen, die Probleme haben, sich auf den Beinen zu halten. In den Aufnahmen sind auch kranke, sterbende, tote und verweste Tiere zu sehen. Die Hühner sind auf ein explosionsartiges Wachstum hin gezüchtet, besonders die Brustmuskulatur wird unnatürlich groß, erklärt die Albert Schweizer Stiftung mit Bezug auf die Aufnahmen. Knochen und Organe der Tiere seien damit überlastet, was Schmerzen, Deformationen und Organversagen auslösen soll. Die Stiftung kritisiert, dass auch das von Lidl verwendete Label der „Initiative Tierwohl“ den Einsatz von Qualzuchten erlaubt. Mahi Klosterhalfen, Präsident der Albert Schweitzer Stiftung, erklärt: „Lidls Hühnerfleisch aus ‚Stallhaltung Plus‘ kommt von Qualzucht-Hühnern aus trostlosen Massenställen.“ 

Die Organisation fordert Lidl auf, die Mindeststandards der Europäischen Masthuhn-Initiative für alle Hühner umzusetzen und sammelt unter anderem online Unterschriften für eine Petition. Die Albert Schweitzer Stiftung ist Mitglied der Europäischen Masthuhn-Initiative, die sich gegen Probleme in der Hühnermast engagiert. In diesem Zusammengang will die Stiftung Lidl im Voraus mehrfach kontaktiert haben, ernsthafte Gespräche wurden jedoch abgeblockt.

Huhn in Stall krank qualzucht
Die Aufnahmen der Tierschützer:innen zeigen leidende Hühner aus Qualzuchten. (Foto: Albert Schweitzer Stiftung für /Equalia/obs)

Stellungnahme und Prüfung: Lidl reagiert auf Vorwürfe um Fleischskandal

Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, hat der Discounter Lidl eine umfassende Aufklärung der Vorwürfe gegen den niedersächsischen Hähnchen-Lieferanten wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das Tierschutzgesetz zugesichert. Lidl spreche sich in aller Deutlichkeit gegen Tierquälerei aus, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Bad Wimpfen (Kreis Heilbronn) mit. Man habe den Lieferanten, der auch andere Marktteilnehmer beliefere, um Stellungnahme gebeten und eine unabhängige Prüfung durch externe Sachverständige veranlasst.

Der Discounter betonte, er setze sich seit Jahren für die Weiterentwicklung von Tierwohlstandards ein. Je nach Ergebnis der Prüfung der Vorwürfe gegen den Lieferanten behalte man sich weitere Schritte vor. Auf eine Anfrage von Focus Online versicherte Lidl, das Sortiment „tierwohlgerechter“ gestalten zu wollen. „Wir sehen ausdrücklich auch die Notwendigkeit einer Transformation der Nutztierhaltung“, hieß es.

Bisher sah die Strategie des Discounters vor allem vor, den Anteil von Premiumfleisch der Haltungsformstufen 3 und 4 bis 2026 auf 30 Prozent zu erhöhen. Haltungsstufe 3 sieht unter anderem vor, dass Tiere zumindest Kontakt mit dem Außenklima haben, das kann eine offene Stalltür sein. Die Stufen 1 und 2 haben deutlich niedrigere Standards. Diese Strategie Lidls kritisiert Mahi Klosterhalfen, Präsident der Albert Schweizer Stiftung, heftig und erklärt: „Aldi, Bünting, Globus, Norma und Tegut machen im Rahmen der Initiative bereits Tierschutz für nahezu 100 Prozent der Masthühner, dann wird Lidl das ja wohl auch schaffen“.

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