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Wegen Taubenfüttern: Frau droht Gefängnis

Frau droht Gefängnis – weil sie Tauben füttert
Foto: CC0 Public Domain - Pexels/ Townsend Walton

Weil sie Tauben füttert, droht einer Frau in Westfalen eine 40-tägige Gefängnisstrafe. Die Fütterung der Tiere ist in ihrer Stadt untersagt, sie will trotzdem nicht davon ablassen.

Städte nutzen diverse Maßnahmen, um gegen Tauben vorzugehen. Mit Taubendraht sollen die Tiere von gewissen Flächen ferngehalten werden. Außerdem gibt es vielerorts Fütterungsverbote, um nicht noch weitere Vögel anzulocken.

Doch nicht jede:r hält sich daran. Der Spiegel berichtet von eine Einwohnerin in Emsdetten, einer Stadt in Westfalen, die trotz Verbot Tauben füttert – und der nun eine Gefängnisstrafe droht.

Gefängnisstrafe für Taubenfüttern: Betroffene kann Bußgelder nicht zahlen

Der Name der Dame ist nicht bekannt, sie wird nur als „Frau R.“ bezeichnet. Sie ist Telefonistin und füttert mehrmals pro Woche große Mengen Körner an die Tauben der Stadt. Damit begann sie laut Spiegel vor drei Jahren, nach eigenen Angaben weil ihr auffiel, dass viele Tauben in einem geschwächten Zustand waren. Das kann mit der Pandemie zusammenhängen: Weil große Teile der Gastronomie schließen mussten, fielen weniger Essensreste an und somit Futterquellen für die Tiere weg.

Für das verbotene Taubenfüttern erhielt Frau R. bereits Bußgelder in Höhe von etwa 15.000 Euro und Zwangsgelder in Höhe von mehreren Tausend Euro, so Spiegel. Allerdings sei die Frau nicht zahlungsfähig und nicht willens, mit dem Füttern aufzuhören. Frau R. habe erklärt, sie könne die Tauben nicht leiden sehen. Nun hat die Stadtspitze wegen der unbezahlten Bußgelder Erzwingungshaft beantragt. Das Amtsgericht hat 40 Tage Haft angeordnet, der Beschluss ist aber noch nicht rechtskräftig. Frau R. hat zudem Beschwerde eingelegt.

„Wir wollen gar nicht, dass die Frau ins Gefängnis geht“

Die Taubenpopulation der Stadt sei inzwischen stark angewachsen, was unter anderem auf das Zufüttern von Frau R. zurückgeführt wird. Ein lokaler Fachdienstleiter, Manfred Wietkamp, geht gegenüber Spiegel von einer Verdopplung des Bestandes aus. Auch ein Rattenproblem sei entstanden, das die Stadt mit Experten bekämpft.

„Wir wollen gar nicht, dass die Frau ins Gefängnis geht, wir wollen, dass sie aufhört mit dem Füttern“, so der Fachdienstleister. Frau R. scheint dies nicht zu beabsichtigen. Spiegel zitiert die Emsdettener Volkszeitung, gegenüber der sie erklärte, dass es gegen ihr „Naturell“ sei, die Tauben im Stich zu lassen.

Betreuter Taubenschlag als Kompromiss?

Veterinär und Taubenexperte Jens Hübel sagt gegenüber Spiegel voraus, etliche Tauben würden elendig zugrunde gehen, wenn die Fütterungen sofort eingestellt würden. Denn die Tiere hätten sich an die Körner gewöhnt. Außerdem habe die artgerechte Fütterung mit Saaten & Körnern einen positiven Effekt: Die Tiere würden weniger unter Magen-Darm-Problemen leiden, ihre Ausscheidungen seien deshalb für Mauerwerke und andere Oberflächen weniger schädlich. Dass die ätzenden Exkremente von Tauben Gebäude und Gegenstände in Städten angreifen, ist mit ein Grund, wieso Städte gegen Tauben vorgehen.

Hübel rät, Taubenschläge zu errichten, in denen ausreichend gutes Futter bereit liegt. Städte wie Augsburg, Ingolstadt und München haben das bereits getan und konnten Bestände dadurch teils regulieren. Denn der Taubenschlag wird auch zum Brüten genutzt, Eier können leicht ausgetauscht werden. In Emsdetten konnte laut Spiegel bisher kein passender Standort für einen Taubenschlag gefunden werden.

Utopia meint: Der Mensch ist schuld am Taubenproblem

Dass wir große Taubenpopulationen in Städten haben, kommt nicht von ungefähr. Es handelt sich um domestizierte Tiere, die noch immer als Brieftauben, für Wettflüge und bei Hochzeiten aufgelassen oder ausgesetzt werden. In unseren Städten finden sie Futterquellen in Form von Essensresten und Brutstätten an Gebäuden und Straßenschluchten, weshalb sie sich dort niederlassen. Ein schönes Leben ist den Tieren trotzdem oft nicht beschert, denn viele Städte setzen auf Fütterverbote für Tauben. Sie wollen die Tiere aushungern lassen, um die Zahlen gering zu halten. Eine Strategie, die viel Tierleid verursacht.

Die Tiere im großen Stil zu füttern, ist auch keine optimale Lösung. Es kann ihre Zahl noch stärker ansteigen lassen, wobei Abhängigkeiten entstehen. Ein betreuter Taubenschlag kann deshalb ein sinnvoller Kompromiss sein, um den Bestand zu regulieren, ohne die Tiere leiden zu lassen. Das Taubenproblem in den Städten haben schließlich nicht die Tiere verursacht, sondern Menschen.

Verwendete Quellen: Spiegel

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