Endometriose ist schmerzhaft für die Betroffenen. Wissenschaftler:innen haben nun eine neue These, wie sie entsteht – und eine Idee für eine neue Therapiemethode.
Ein japanisches Forschungsteam hat eine neue These aufgestellt, wie Endometriose entsteht: durch Fusobakterien. Die Ergebnisse ihrer Forschung veröffentlichten die Wissenschaftler:innen in der Fachzeitschrift Science Translational Medicine, wie übereinstimmende Medienberichte schreiben.
Jede zehnte Frau* leidet schätzungsweise an Endometriose, die oft sehr schmerzhaft ist. Bei dieser Erkrankung siedelt sich Gewebe außerhalb der Gebärmutter an, das ähnlich aussieht wie Schleimhaut der Gebärmutter selbst.
Korrelation zwischen Endometriose und Fusobakterien
Fusobakterien sind stäbchenförmig und kommen insbesondere in der Mundhöhle und im menschlichen Verdauungstrakt vor. Es wird vermutet, dass sie Infektionen wie Abszesse, Nasennebenhöhlenentzündungen oder auch Darmkrebs auslösen.
In ihrer Forschung stellten die Wissenschaftler:innen fest: Bei 64 Prozent der 80 Proband:innen mit Endometriose ließen sich Fusobakterien in der Gebärmutterschleimhaut nachweisen. Bei den 80 Personen der Kontrollgruppe ohne Endometriose waren es lediglich zehn Prozent, berichten unter anderem der Tagesspiegel und die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ).
Darin heißt es, dass der Studie zufolge eine Übertragung über die Mundhöhle oder die Vagina denkbar ist – und sich so die Gebärmutterschleimhaut infiziert.
Folgen der Endometriose
Die Korrelation zwischen Endometriose und Fusobakterien, die das Forschungsteam um die Medizinerin Ayako Muraoka und den Epigentik-Experten Yutaka Kondo feststellte, könnte eine Antwort auf die Frage liefern, wieso sich Gebärmutterschleimhaut-ähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutterhöhle ansammelt. Und, warum sich Entzündungen (Endometrioseherde) dort ausbilden.
Die massiven Schmerzen durch Endometriose können chronisch werden. Magen-Darm-Probleme, Lebensmittelunverträglichkeiten, Schwangerschaftskomplikationen oder Unfruchtbarkeit können die Folge einer Endometriose sein.
Tests an Mäusen: Antibiotika halfen
Tests mit Mäusen stimmen mit den Beobachtungen der Wissenschaftler:innen am Menschen überein. Das Team um Muraoka und Kondo infizierte die Gebärmutter einiger Mäuse mit Fusobakterien. Daraufhin entwickelten die Mäuse schwere Gewebsveränderungen – wie bei der Endometriose. Als die Mäuse Antibiotikum erhielten, gingen die Gewebsveränderungen allerdings wieder zurück.
Auf die Menschen seien diese Test-Ergebnisse jedoch nicht direkt übertragbar, zitiert der Tagesspiegel das Forscher:innen-Team. Denn den Tieren fehlt der Menstruationszyklus und sie können auch keine spontane Endometriose entwickeln. Dennoch vermuten die Forschenden, dass Antibiotika eine einfache Therapiemethode für Menschen sein könnten.
"Spannende Hypothesenbildung, nicht finales Ergebnis"
Die Forschung des Teams stellt jedoch noch keinen kausalen Nachweis dar. Die Wissenschaftler:innen betonen, dass es sich bislang lediglich um eine Korrelation der Bakterien und der Krankheit handle.
Matthias Beckmann, Direktor der Frauenklinik und Sprecher des Endometriosezentrums des Universitätsklinikums Erlangen, sieht das offenbar ähnlich. Er bewertet die aktuelle Studie „eher als spannende Hypothesenbildung, nicht als finales Ergebnis“, zitiert ihn der Tagesspiegel. Denn viele Fragen blieben offen. Die Beobachtung, dass Antibiotika den betroffenen Frauen helfen könnten, sei „das Spannendste an dieser Studie“, so Beckmann.
Wie genau Endometriose entsteht, ist noch unklar
Wie Endometriose genau entsteht, ist bisher noch unklar. Frühere Studien zeigten, dass genetische Faktoren eine Rolle dabei spielen, welche Frauen ein höheres Risiko haben, an Endometriose zu erkranken. Zudem verstärke sich das Risiko mit der absoluten Zahl der Menstruationstage, heißt es laut FAZ.
Therapien wie Hormontherapien und chirurgische Entfernungen können helfen, gehen aber mit Risiken einher. Es kann dennoch zu einem erneuten Auftreten der Endometriose kommen und ebenfalls zu Schwangerschaftskomplikationen.
*hiermit ist das biologische Geschlecht gemeint, da Statistiken im medizinischen Kontext meist nur dieses erfassen.
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