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Gigantische Meerwasser-Wärmepumpe soll norddeutsche Großstadt versorgen

Flensburg plant gigantische Meerwasser-Wärmepumpe
Foto: © Stadtwerke Flensburg

Die Stadtwerke Flensburg wollen bald eine der größten Meerwasser-Wärmepumpen der Welt nutzen. Sie soll Fernwärme für Stadt erzeugen und so klimaschädliche Kohle und Gas ersetzen.

Die neue Großwärmepumpe direkt an der Flensburger Förde soll eine Leistung von rund 60 Megawatt haben. Laut NDR könnte damit etwa ein Fünftel der Haushalte in Flensburg und Umgebung beheizt werden.

Zum Vergleich: Die derzeit größte Meerwasser-Wärmepumpe der Welt entsteht gerade in der dänischen Stadt Esbjerg. Mit einer Heizleistung von 70 Megawatt sollen hier zwei Großwärmepumpen via Fernwärmenetz den Wärmebedarf von rund 25.000 Haushalten decken.

Die geplante Flensburger Großwärmepumpe erreicht eine ähnliche Dimension. Der Auftrag für die Wärmepumpenmodule ging vor wenigen Tagen an das irisch-amerikanische Unternehmen Johnson Controls. Die Gesamtinvestition liegt bei rund 70 Millionen Euro. Dabei hofft die Stadt auf staatliche Förderung.

Jede der drei Wärmepumpen so groß wie ein Mehrfamilienhaus

Der Bau der Großwärmepumpe (GWP) soll im zweiten Quartal 2025 beginnen. Mehrere hundert Pfähle im Boden sollen den Baugrund direkt an der Flensburger Förde stabilisieren. Denn laut den Stadtwerken Flensburg hat jedes der drei Wärmepumpenmodule eine Länge von etwa 13 Metern, eine Höhe von rund 11 Metern und eine Breite von rund 8 Metern.

Im Oktober 2026 sollen die Module geliefert werden. „Wenn alles läuft wie geplant, wollen wir die GWP-Anlage im August 2027 offiziell in Betrieb nehmen und die erste grüne Fernwärme aus Flensburger Fördewasser liefern“, so Andreas Weckesser, zukünftiger Geschäftsbereichsleiter Anlagenbau bei den Stadtwerken.

„In Deutschland wohl einzigartig“

Wärmepumpen entziehen ihrer Umgebung Wärme, bringen diese auf ein höheres Temperaturniveau und geben sie an ein Heizsystem weiter. Die Umgebungswärme stammt in Flensburg aus dem Wasser der Meeresbucht, der Flensburger Förde. Dieses wird auf rund 60 bis 95 Grad Celsius erhitzt, um das Fernwärmenetz speisen zu können, und dann leicht abgekühlt zurück ins Meer geleitet. Der für den Prozess notwendige Strom stammt laut der Stadtwerke aus erneuerbaren Energien. Damit ist das System CO2-neutral.

In Flensburg sind über 90 Prozent der Haushalte an das Fernwärmenetz angeschlossen – bundesweit sind es aktuell nur rund 15 Prozent. Die Transformation der lokalen Wärmeerzeugung sei deshalb „ein riesiger Hebel“, so Dirk Thole, kaufmännischer Geschäftsführer der Stadtwerke Flensburg. Denn langfristig kann so beinahe die ganze Wärmeversorgung der Stadt klimaneutral werden – ohne, dass sich die Haushalte selbst um den Austausch ihrer Heizungen bemühen müssen. „Das ist in Deutschland wohl einzigartig“, so Thole.

Großwärmepumpe soll helfen, klimaneutral zu werden

Flensburg hat sich zum Ziel gesetzt, dass die Wärmeversorgung der Stadt bereits ab dem Jahr 2035 klimaneutral sein soll. Das sind zehn Jahre früher, als im Klimaschutzgesetz festgelegt. Dafür haben die Stadtwerke einen vierstufigen Transformationsplan vorgelegt. Die neue Großwärmepumpe stelle auf diesem Weg einen wichtigen Schritt dar, so die Stadtwerke in einer Mitteilung.

Informationen des NDR zufolge planen auch die Stadtwerke in Kiel die Installation von Meerwasser-Wärmepumpen. Die erste Anlage solle dort 2028 in Betrieb gehen.

Quellen: Stadtwerke Flensburg, NDR

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