Welches ist die dreisteste Umweltlüge 2021? Die Deutsche Umwelthilfe vergibt erneut den Goldenen Geier für besonders dreiste Umweltversprechen. Im Rennen um den Greenwashing-Award sind unter anderem Nespresso, RWE und Nature Box.
Viele Menschen legen beim Einkaufen Wert auf umweltfreundliche Produkte. Das haben längst große Unternehmen erkannt und werben auf der Verpackung offensiv mit den dreistesten Umweltversprechen. Doch immer wieder stellen sich diese Versprechen als Umweltlüge raus, kritisiert die Deutsche Umwelthilfe. Sie vergibt schon seit einigen Jahren den Negativ-Preis „Goldener Geier“ für besonders dreisteste Umweltlügen. In diesem Jahr sind fünf Produkte in der finalen Auswahl, die alle den Greenwashing-Award verdient hätten. Jetzt entscheidet das Online-Voting, bei dem sich jede:r beteiligen kann.
Goldener Geier: Preis für die dreisteste Umweltlüge 2021
Mit dem „Goldenen Geier“ will die Deutsche Umwelthilfe Unternehmen und Produkte enttarnen, die Klima- oder Umweltfreundlichkeit versprechen, aber in Wahrheit regelrechte Umweltsünder sind. Dieses Greenwashing sei eine Milliardenindustrie, erklärt die stellvertretende DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz, und dies sei gleich dreifach schlimm: „Klima- und umweltschädliche Produkte machen mit Lügen Gewinne, Verbraucherinnen und Verbraucher werden abgezockt und ihr Vertrauen in wirklich grüne Produkte sinkt„. Etwa einen Monat lang konnten Verbraucher:innen der Deutschen Umwelthilfe besonders dreiste Umweltversprechen zusenden. Zusammengekommen sind mehr als 2.000 Einreichungen. Die dreistesten Umweltlügen stehen jetzt zur Wahl.
Nominiert für den Negativ-Award sind: Tetra Pak, „Nature Box“ von Henkel und Schwarzkopf, RWE, BMW Motorräder und Nespresso Kaffeekapseln.
Dreiste Umweltlügen: Fünf Finalisten für den Greenwashing-Preis
Diese fünf Produkte und Unternehmen stehen wegen ihrer Umweltlüge in der Kritik – und zur Abstimmung:
1. Tetra Pak: Das Unternehmen verspricht, Tetra Pak sei „der Weg zur nachhaltigsten Getränkeverpackung der Welt“. Nach Auffassung der Deutsche Umwelthilfe sei das eine glatte Lüge. Denn beim Tetra Pak handele es sich um „eine komplizierte und schwer zu recycelnde Verbundverpackung aus mehreren Schichten Papierfasern, Kunststoff und Aluminium“. Sie habe oft mehr mit einer Plastikflasche gemeinsam als mit Karton. Zwar steht „100% recyclebar“ auf der Verpackung, doch die tatsächliche Recyclingquote liege nur bei etwa 30 Prozent.
2. „Nature Box“ (Henkel und Schwarzkopf): Die Verpackung besteht aus 98 Prozent „Social Plastic“. Das bedeutet: Weggeworfenes Plastik an Strand und Land wird von armen Familien eingesammelt, die so ihre Familie ernähren können. „Ein dreistes Modell, um die Herstellung von noch mehr Einwegplastik zu rechtfertigen“, kritisiert die DUH. Denn nur ein Bruchteil des Plastiks, das jährlich in Meeren landet, lasse sich überhaupt wieder einsammeln. „Social Plastic“ würde weder das Vermüllungsproblem lösen, noch sinnvoll gegen Armut helfen.
3. RWE: Der Essener Energiekonzern gibt sich gerne nachhaltig und wirbt mit Sätzen wie „Schon heute ist der größte Teil unseres Kerngeschäfts grüner Strom“. Dabei ist RWE einer der größten CO2-Verursacher Europas und nur ca. 20 Prozent seines Stroms ist aus Erneuerbarer Energie. „Trotz des geplanten Kohleausstiegs werden weiterhin ganze Dörfer umgesiedelt und der Konzern baggert sich immer näher an den Hambacher Forst„, kritisiert die Umwelthilfe.
BMW und Nespresso in der Kritik
4. BMW Motorräder: Wie laut Motorräder knattern dürfen ist streng festgelegt. Allerdings weicht der Lärm bei den Zulassungstests der Motorräder deutlich vom Lärm auf der Straße ab. „Wehe, der Motorradfahrer gibt Gas – ein komplexes Klappensystem transformiert das Gefährt zu einer röhrenden Höllenmaschine“, kritisiert die Umwelthilfe. Viel Lärm, der Menschen und Tiere belastet und krank machen kann, so das Umweltbundesamt. Die Trickserei beim Lärm habe bei BMW-Motorrädern jedoch System. So wirbt der bayrische Hersteller mit serienmäßigen „Motorsteuerungen, die individuell vom Fahrer einstellbare Soundkulissen ermöglichen“, kritisiert die DUH.
5. Nespresso Kaffeekapseln: Nespressos Kaffeekapseln haben ein massives Umwelt-Problem – soweit bekannt. Doch inzwischen hat der Kaffee-Gigant angekündigt, bis Ende 2021 alle Kapseln für zu Hause mit 80 Prozent Recyclingmaterial herzustellen. Gelbe Tonnen in den Nespresso-Shops sollen eine Kreislaufwirtschaft ermöglichen. Doch wer bringt seinen Kapsel-Müll wirklich in eines der wenigen Nespresso-Geschäfte? Die Umwelthilfe glaubt auch nicht an das 80-Prozent-Versprechen. Vielmehr gehen die Fachleute davon aus, dass Nespresso Produktionsreste und Industrieabfälle verwenden und damit neues Material. Bedenklich ist das aus vielen Gründen: „Kaffee in Wegwerfkapseln verursacht 25-mal mehr Abfall als in Großverpackungen“, kritisiert die DUH. Zudem habe gerade Aluminium eine desaströse Ökobilanz.
Wer ist Dein Favorit für den „Goldenen Geier“ 2021? Hier kannst abstimmen.
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