Utopia Image

Grenzwerte bis zu 150-fach überschritten: Partyartikel von Shein, Temu & Co. gefährden deine Gesundheit

BUND: Grenzwert um das 150-fache überschritten: Partyartikel von Shein, Temu & Co. gefährden deine Gesundheit
Foto: Oliver Berg/dpa

Bald steht die nächste Silvesterparty an – und Zubehör dafür kauft man längst nicht mehr nur im Supermarkt. Doch wer online bei Shein, Temu oder AliExpress einkaufen will, sollte sich zunächst die Testergebnisse des BUND ansehen. Dieser ließ Partyartikel testen und fand Schadstoffe in großen Mengen.

Bestimmte Billig-Onlineshops sind für schadstoffbelastete Produkte berüchtigt. Öko-Test fand auf Shein-Kleidung Rückstände giftiger Chemikalien, auf Temu-Produkten entdecke RTL-Extra krebserregende Stoffe.

Nun hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Partyartikel von Shein, Temu und AliExpress auf bestimmte Schadstoffe untersuchen lassen. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden als „BUND-ToxFox-Test“ auf der Webseite der Organisation veröffentlicht – und fielen erwartbar schlecht aus.

Weil zu einer Party auch Snacks gehören, ließ der BUND auch einige Gebäcksorten aus dem Supermarkt auf Pestizide testen. Das Labor wies verschiedene Rückstände nach, allerdings in gesetzlich zugelassenen Mengen.

Als Reaktion auf die BUND-Testergebnisse habe Shein die betroffenen Produkte bereits vom Markt genommen, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Onlineplattform Temu habe angekündigt, den Fall zu prüfen.

Artikel von Shein, Temu und AliExpress: „Gehören eher auf den Müll als auf eine Party“

Im Rahmen der Untersuchung wurden 15 Partyartikel auf hormonell schädliche Phthalate (Weichmacher), Chlorparaffine, Nitrosamine und die Ewigkeitschemikalien PFAS getestet. Bei mehr als der Hälfte der getesteten Partyartikel stellte das Labor unzulässig hohe Mengen an gefährlichen Inhaltsstoffen fest.

In allen drei getesteten Luftballons wurden etwa Konzentrationen von Nitrosaminen und nitrosierbaren Stoffen über den gesetzlich erlaubten Mengen gemessen. So enthielt eine Probe von silbernen Luftballons, die bei Shein bestellt wurden, das 22-fache des erlaubten Grenzwertes für krebserregende Nitrosamine.

In einer von zwei getesteten Lichterketten wurden die Grenzwerte für Phthalat-Weichmacher (DBP) um das 70-fache und der Grenzwert für die kurzkettigen Chlorparaffine (SCCP) sogar um das 150-fache überschritten. Das Produkt stammte von Temu. Die EU hat vier Phthalate fortpflanzungs- und hormonell schädigend eingestuft, darunter DBP. Kurzkettige Chlorparaffine (SCCP) sind laut BUND krebserregend, schädlich für die Fortpflanzung und giftig für Wasserorganismen, und in der EU verboten.

In allen vier getesteten Pappbechern wurden PFAS nachgewiesen. In zwei Produkten von AliExpress waren mehr als 20 mg/kg enthalten. „Diese Konzentration lässt darauf schließen, dass PFAS absichtlich zugesetzt wurden“, schreibt der BUND in seinem Bericht. Die „Ewigkeitschemikalien“ PFAS reichern sich in der Umwelt an und werden im Wasser, in der Luft, im Boden, in Pflanzen, in Tieren und in Menschen gefunden. Sie wurden mit verschiedenen Krankheiten wie Schilddrüsenerkrankungen, Leberschäden und Hodenkrebs in Verbindung gebracht.

Auch andere Produkte überschritten Grenzwerte, unter anderem ein Partylicht Projektor von Shein (Phthalate, Chlorparaffine) und eine silberne Tischdecke von Temu (Phthalate).

Luise Körner, Leiterin Chemieteam beim BUND, erklärte in der Pressemitteilung: 

Die Ergebnisse zeigen, dass Produkte aus dem Online-Handel für Verbraucher:innen gefährlich sein können. Einige Produkte, die wir getestet haben, gehören eher in den Müll als auf eine ausgelassene Party. Unsere Tests zeigen, dass Online-Marktplätze zu wenig kontrolliert werden. Wir fordern eine strengere Regulierung, höhere Strafen und ein schnelles Verbot von Schadstoffen in Konsumprodukten.

Luise Körner

Knabbergebäck im BUND-Test: Pestizidspuren auf Marken-Snacks

Auch in drei von sechs Knabbergebäck-Produkten aus dem Supermarkt wurden bedenkliche Substanzen gefunden. In „Kartoffelchips gesalzen – Lay’s“,  „Linsenchips – Funny frisch“ und „Studentenfutter mit Rosinen – Ültje“ konnte das vom BUND beauftragte Labor Pestizide wie Propamocarb und Fluopicolid nachweisen. Propamocarb ist ein Hormongift, Fluopicolid gilt als besonders umweltschädlich und muss laut EU-Kommission schnellstmöglich durch weniger gefährliche Stoffe ersetzt werden.

Zwar lagen die gemessenen Pestizidwerte unter den gesetzlichen Grenzwerten, doch der BUND kritisiert, dass keine Summengrenzwerte existieren und die gesundheitlichen Folgen des sogenannten Cocktail-Effekts, also der Kombination verschiedener Pestizide und ihrer Abbauprodukte, nicht ausreichend erforscht sind.

Als Reaktion auf diese Ergebnisse forderte der BUND unter anderem, den Pestizideinsatz bis 2030 mindestens um die Hälfte zu reduzieren und besonders gefährliche Pestizide zu reduzieren. „Die Ergebnisse zeigen, dass mangelhafte Kontrollen und gesetzliche Lücken gefährliche Alltagsprodukte ermöglichen und in der Landwirtschaft weiterhin Pestizide im hohen Maß eingesetzt werden. Das belastet die Umwelt, gefährdet die Artenvielfalt und birgt Gesundheitsrisiken“, heißt es in der Pressemitteilung.

Silvesterparty ohne Gift: BUND gibt Tipps

Sowohl bei Gebäck als auch bei Partyartikeln ist also Vorsicht geboten. Der BUND gibt folgende Tipps, um belastete Produkte zu vermeiden:

  • Verzichte auf Plastik, besonders auf PVC. Du erkennst PVC am Recyclingsymbol (ein Dreieck mit der Zahl 3) oder am Hinweis „Vinyl“. Weich-PVC erkennt man am starken, chemischen Geruch.
  • Achte beim Online-Kauf auf die Herkunft und die Inhaltsstoffe der Produkte. Kaufe keine Artikel ohne entsprechende Angaben.
  • Nutze die ToxFox-App des BUND. Mit dieser App kannst du unter anderem automatisiert Auskünfte zu Chemikalien in Produkten einfordern, wenn bei Händlern oder Herstellern die Angabe fehlt.
  • Kaufe Bio-Lebensmittel. Im Ökolandbau sind chemisch-synthetische Pestizide verboten. Bio-Produkte erkennst du am staatlichen Bio-Siegel oder an den Siegeln von Anbauverbänden wie Bioland, Naturland und Demeter.

Verwendete Quellen: ToxFox-Test, Pressemitteilung BUND, YouTube/ RTL News

Bitte lies unseren Hinweis zu Gesundheitsthemen.

** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.

War dieser Artikel interessant?

Vielen Dank für deine Stimme!