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„Größte Volkskrankheit in Deutschland“: Einsamkeit betrifft alle Altersgruppen

"Größte Volkskrankheit in Deutschland": Einsamkeit betrifft alle Altersgruppen
Foto: picture alliance / Angelika Warmuth/dpa

Rund um die Uhr haben Ehrenamtliche der Telefonseelsorge ein offenes Ohr für Anrufer:innen. Einer der Hauptgründe, warum Menschen das Angebot nutzen: Einsamkeit.

Einsamkeit ist nach Einschätzung der Stiftung Patientenschutz „die größte Volkskrankheit in Deutschland„. Es greife zu kurz, wenn Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) an Betroffene appelliere, sich aus eigenem Antrieb Hilfe zu suchen und Angebote wie die Telefonseelsorge zu nutzen, betont Vorstand Eugen Brysch. „Etwas gegen die wachsende Einsamkeit in der Gesellschaft zu tun, kann auch nicht nur institutionellen Anbietern überlassen bleiben„, sagte Brysch der dpa. „Viel wichtiger ist es, dass sich jeder von uns für dieses Volksleiden sensibilisiert.“ Es komme darauf an, persönlich Verantwortung zu übernehmen und „Mut zur Ansprache“ zu fassen.

Telefonseelsorge bei Einsamkeit: Bedarf ist hoch

Die Telefonseelsorge ist für viele Menschen eine genutzte Anlaufstelle. „Nach unserer Beobachtung ist der Bedarf weiterhin hoch und vielleicht sogar gestiegen„, sagte Daniel Tietjen, Beauftragter für Telefonseelsorge der hannoverschen Landeskirche der Deutschen Presse-Agentur. „Das Thema Einsamkeit beschäftigte uns schon vor 2019 sehr, durch die Pandemie wurde es noch verstärkt.“

Betroffen seien alle Altersgruppen, auch in der Stadt. In jüngster Zeit erfahren die ehrenamtlichen Seelsorger:innen laut Tietjen vermehrt von Sorgen und Ängsten, weil Menschen keine Hilfe bei gesundheitlichen Problemen finden, zum Beispiel Schwierigkeiten haben, einen Arzt- oder Therapeuten-Termin zu bekommen.

Adressen der Telefonseelsorge

Das Gesprächsangebot unter strenger Wahrung der Anonymität steht sieben Tage die Woche rund um die Uhr zur Verfügung. Die Nummern lauten 0800 1110111, 0800 1110222 und 116 123. Es gibt auch unter www.telefonseelsorge.de ein Chat- und ein Mail-Angebot.

An die Telefonseelsorge wenden sich laut Tietjen vor allem erwachsene Anrufer:innen. Speziell für Kinder, Jugendliche und Eltern gibt es die Nummer gegen Kummer, die nicht von der Kirche organisiert ist. Sie ist für Mädchen und Jungen unter 116111 zu erreichen.

Chats der Telefonseelsorge

„Bei den Chats sind unsere eingestellten Termine meist sofort weg“, sagte Tietjen. Sie seien wie die Telefongespräche vor allem nach 17.00 Uhr oder nachts gefragt. In den Chats würden häufig Themen angesprochen, für die man vielleicht am Telefon keine Worte finde, etwa sexueller Missbrauch. In rund 20 Prozent der Chats gehe es um eigene Suizidgedanken und Sorgen um suizidgefährdete Angehörige.

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