Indien hat aktuell mit heftigem Smog zu kämpfen. Ein Experiment mit "geimpften" Wolken soll es nun in der indischen Hauptstadt Neu Delhi regnen lassen.
In der indischen Hauptstadt Neu Delhi herrscht seit gut einer Woche heftiger Smog. Nun sollen sogenannte „geimpfte“ Wolken helfen, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Demnach sollen Bedingungen geschaffen werden, die zunächst die Wolkenbildung begünstigen. Durch diese erhofft man sich sodann starke Regenfälle, die die Luft reinigen.
Wie Reuters schreibt, erwägen Wissenschaftler:innen, eine Salzmischung mit Silberjodid per Flugzeug zu versprühen. Die Mischung führe dazu, dass sich Wolkenwasser um die Silberjodidtropfen legt und dadurch Regentropfen entstehen. Alternativ könnten auch Trockeneis oder flüssiger Stickstoff zum Einsatz kommen.
Feinstaubbelastung in Neu Delhi seit Jahren enorm hoch
Schon seit Jahren ist die Feinstaubbelastung in Neu-Delhi vor allem im Winter hoch. Das hat zwei Gründe. Landwirt:innen in umliegenden Bundesstaaten verbrennen Erntereste, damit sie, entgegen eines Verbots, schnell und günstig wieder anbauen können. Aber auch Autoabgase, Industrie und Staub von Baustellen sowie Müllverbrennungen sorgen für eine enorme Smogbildung, die die Gesundheit der Menschen gefährdet.
Aufgrund der starken Luftverschmutzung haben Schüler:innen schon jetzt Winterferien, die ursprünglich erst für Januar vorgesehen waren. Außerdem wurden Baumaßnahmen gestoppt und Fahrverbote geplant.
"Wolkenimpfen" vorerst nur ein Vorhaben
Das „Wolkenimpfen“ könnte Forschenden zufolge nicht nur zu einem Reinwaschen der belasteten Luft führen, sondern auch verhindern, dass weiterer Smog nach Neu Delhi zieht. Laut dem Wissenschaftler Manindra Agrawal vom indischen Institut für Technologie in Kanpur seien die Bedingungen für das Experiment um den 20. November am günstigsten.
„Wir rechnen nicht mit einer großen Wolke, die ganz Delhi bedeckt, aber einige Hundert Quadratkilometer wären gut„, so Agrawal. Umstritten ist das Vorgehen dennoch, auch weil der Effekt nicht abschließend geklärt ist. Laut Reuters wurden bereits Wolken in Mexiko, den USA, China, Indonesien und Malaysia manipuliert.
Neu Delhi ist etwa 1500 Quadratkilometer groß und hat ungefähr 20 Millionen Einwohner:innen. Die Kosten des Experiments würden laut Bericht etwa 110.000 Euro umfassen. Allerdings muss ein Gericht dem Vorhaben noch zustimmen, heißt es.
Feinstaub belastet die Gesundheit
Vom Schweizer Technologieunternehmen IQAir, das weltweit die Luftqualität überwacht, wird der Feinstaub in Neu Delhi inzwischen als „gefährlich“ eingestuft, so Reuters weiter. „Gefährlich“ sei dabei die schlechteste von insgesamt sechs Kategorien. Der Grund: Winzige Feinstaubteilchen können in Organe gelangen und Herz- und Kreislauferkrankungen, Krebs, Demenz sowie andere Krankheiten auslösen.
Doch nicht nur in Indien, auch in Europa ist die Feinstaubbelastung ein Problem, stellt die EU-Umweltbehörde fest. Diese beziffert frühzeitige Todesfälle aufgrund von schlechter Luft in Europa auf rund 300.000 Menschen pro Jahr.
Quelle: Reuters
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