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Heute erstmals im Free-TV: ProSieben zeigt neue Folge von Joko Winterscheidts Klimadoku

Heute erstmals im Free-TV: ProSieben zeigt neue Folge von Joko Winterscheidts Klimadoku
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Lassen sich Wirtschaft und Nachhaltigkeit vereinen? Wie können Konzerne der Klimakrise entgegenwirken? Und wollen sie das überhaupt? Diesen Fragen geht Moderator Joko Winterscheidt in seiner Dokureihe auf den Grund. Die zweite Folge wird heute Abend erstmals im Free-TV ausgestrahlt.

Die meisten Unternehmen stellen sich oder ihre Aktivitäten heutzutage in irgendeiner Form als nachhaltig dar – und trotzdem sieht sich die Welt einer Klimakrise gegenüber. Wie passt das zusammen? Und liegt es in den Händen der Wirtschaft, das Klima zu retten?

Mit diesen Fragen beschäftigt sich Moderator und Entertainer Joko Winterscheidt in der zweiten Folge seiner Sendung „Joko Winterscheidt Presents: The World’s Most Dangerous Show“. Diese wurde 2023 erstmals auf Amazon Prime Video ausgestrahlt und ist derzeit auf ProSieben und dem Streamingdienst Joyn zu sehen. Die zweite Folge mit dem Titel „Kann nur die Wirtschaft das Klima retten“ wird am 4. Juli um 20:15 Uhr ausgestrahlt.

Schlechte Luft durch Ölfelder? Winterscheidt interviewt Aktivist:innen

In seiner Doku trifft sich Joko Winterscheidt unter anderem mit Vertreter:innen aus der Wirtschaft und Aktivist:innen. Zunächst reist er dafür nach Bakersfield, Kalifornien. Die Stadt liegt nahe einem großen Ölfeld, dem „Chevron Kern River Oilfield“. Wie die Doku zeigt, wird teils auch in der Stadt selbst Öl gefördert. Dies wirkt sich auf die Bewohner:innen aus.

Lokale Aktivist:innen erklären, Bakersfield sei eine der Gemeinden mit der schlechtesten Luftqualität in den USA. Dies hat 2018 ein Bericht der Amerikanischen Lungen-Vereinigung bestätigt, wie der Standard schreibt. Bakersfield landete nach Los Angeles auf Platz 2 der Negativliste. Probleme wie Feinstaub wurden auf die lokale Öl- und Agrarindustrie zurückgeführt.

Die Aktivist:innen beklagen weitere Folgen wie hohe Krebs- und Asthmaraten, selbst bei Kindern. Die zuständige Kommission hätte auf Bedenken nicht reagiert und nur auf deren „mineral rights“ verwiesen – also das Recht, das Gebiet für seine Mineralien auszubeuten.

Besonders problematisch: „Die Regulierungsbehörde der Öl- und Gasindustrie wird je nach Fördermenge des Rohöls finanziert“, erklärt ein Mitglied der Gruppe. Worauf Winterscheidt entgegnet: „Wir nennen das eine ‚Spirale aus Scheiße‘.“

Blackrock: „Wir hätten früher anfangen sollen“

Die Doku stellt Bakersfield als Beispiel für das Konzept von „externalisierten Kosten“ dar. Das sind Kosten, die Hersteller verursachen, aber von der Gesamtgesellschaft getragen werden. Ölförderung verursacht Umweltschäden und kann die menschliche Gesundheit und das Klima beeinträchtigen, doch dafür kommt das Förderungsunternehmen nicht auf – sonst wäre Öl viel teurer.

Mit dieser Information im Hinterkopf konfrontiert Winterscheidt Dirk Schmitz, Länderchef für Deutschland, Österreich und Osteuropa beim Investmentkonzern Blackrock. Das US-Unternehmen gilt als größter Vermögensverwalter der Welt und hat einen entsprechend großen Einfluss auf die Wirtschaft. Wieso also treibt es keinen Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit an?

Die Doku setzt den Fokus allerdings erst einmal auf die Tatsache, dass Winterscheidt und Schmitz zufällig aus dem selben Ort in Nordrhein-Westfalen stammen. Gemeinsam schwelgen sie einige Zeit lang in Kindheitserinnerungen. Dann konfrontiert der Moderator sein Gegenüber endlich – unter anderem damit, dass Blackrock einen dreistelligen Milliardenbetrag in noch nicht existente Kohle-, Gas- und Ölvorhaben investiere. Schmitz argumentiert, dass ein zu schneller Wandel nicht gut für die Gesellschaft sei. Der Moderator lässt ihm das nicht durchgehen: „Ihr habt so viel Power – da kannst du mir nicht erzählen, dass ihr nicht viel krasser Einfluss nehmen könntet.“ Worauf der Blackrock-Chef auf Verantwortung gegenüber Kund:innen verweist, schließlich aber immerhin einräumt: „Ja, wir hätten früher anfangen sollen“. In die Zukunft blicke er aber „optimistisch“.

Winterscheidt spricht außerdem mit Tariq Fancy, der bei Blackrock zeitweise der leitende Verantwortliche für Nachhaltigkeit im Unternehmen war (der sogenannte „CIO of sustainable investing“). Allerdings bezeichnete er die Nachhaltigkeitsbemühungen der Finanzdienstleistungsindustrie später als Greenwashing und erhob schwere Anschuldigungen gegen Blackrock. Sein Fazit: „Alle Beteiligten in diesem System werden ihr Verhalten nur durch neue Regeln der Regierung ändern.“ ESG, also Kriterien für nachhaltiges Wirtschaften von Unternehmen, sei nur „Zeitverschwendung“.

Positive Beispiele für nachhaltiges Wirtschaften

Schließlich spricht Winterscheidt auch mit Vertreter:innen von Unternehmen, die es besser machen. Zum Beispiel der dänische Energiekonzern Ørsted, der sich von seinem Erdöl- und Erdgasgeschäft trennte, und nun mit großem Erfolg Windparks in der Nordsee baut.

Oder mit Christian Kroll, Gründer und Geschäftsführer der Suchmaschine Ecosia. Letzterer erklärt dem Moderator, dass 100 Prozent der Profite seines Unternehmens in Klimaschutzmaßnahmen fließen. Außerdem handelt es sich bei Ecosia um ein „Puposeunternehmen“, das Kroll nicht gehört und nicht verkauft werden darf. So soll sichergestellt werden, dass der Markt das Unternehmen nicht dazu bringt, von seinen Werten und Zielen abzuweichen.

Lassen sich Nachhaltigkeit und Wirtschaft kombinieren?

Der Kern der Sendung ist die Frage „Lassen sich Nachhaltigkeit und Wirtschaft kombinieren?“ Die Sendung sagt klar: Ja. Unternehmen können gewinnbringend und ökologisch wirtschaften – sie stehen sogar in der Verantwortung, das zu tun. Aber von sich aus handeln die wenigsten – deshalb muss die Politik die richtigen Rahmenbedingungen schaffen.

Utopia meint: Winterscheidts Sendung stellt Zusammenhänge zwischen Wirtschaft und Klima stark vereinfacht dar, mittels Basketball-Methaphern, bunten Zwischensequenzen und einem fiktiven „Saftladen“. Auch die Interviews schneiden Probleme teils nur oberflächlich an, wie sich zum Beispiel beim Interview mit Blackrock-Chef Dirk Schmitz zeigt. Aspekte wie Wirtschaftswachstum – und ob es nötig ist – werden nicht thematisiert. Bei 40 Minuten Länge ist das aber zu erwarten. Die Sendung ist ein guter Einstieg in ein sehr komplexes Thema, zu dem es noch viel mehr zu sagen gibt.

Hinweis: Folge 2 der Sendung „Joko Winterscheidt Presents: The World’s Most Dangerous Show“ läuft am 04.07.2024 um 20:15 Uhr. Solltest du sie verpassen, kannst du sie auf Joyn nachholen.

Verwendete Quellen: Joyn, Standard

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