Vorschläge für mehr Umweltschutz im Supermarkt gibt es viele. Doch der von Eckart von Hirschhausen geht in eine ganz neue Richtung. Wieso der Arzt und Entertainer vorschlägt, Gülle im Supermarkt zu verkaufen – und welches wichtige Problem dahintersteckt.
“Seid ihr dafür, Gülle im Supermarkt zu verkaufen?“ Diese provokante Frage stellt Eckart von Hirschhausen aktuell in einem Instagram-Video. Der kurze Clip wurde vom deutschen Account von Greenpeace veröffentlicht und weist auf eine wichtige Folge unseres Fleischkonsums hin. Im Post verweist die Umweltorganisation auch auf eine neue Studie, die die Ausmaße des Problems weiter verdeutlicht.
Hirschhausen: 20 Liter Gülle für 1 Kilo Fleisch
Entertainer und Wissenschaftsjournalist Eckart von Hirschhausen macht seit Jahren mit verschiedenen Aktionen auf Umweltschutz und Klimawandel aufmerksam. Im Videoclip stellt er eine Idee vor, die aufhorchen lässt:
„Wenn wir im Supermarkt was sehen im Regal, schauen wir natürlich nach dem Preis. […] Was wir da nicht sehen, ist der Preis, den der Boden zahlt“, führt der Arzt und Entertainer aus. Um solche externen Kosten sichtbar zu machen, schlägt er vor, an der Supermarktkasse ab sofort für jedes Kilo Billigfleisch einen Eimer mit 20 Liter Gülle zu überreichen.
Und die Kassierin oder die Kassierer sagt: ‚Schauen Sie, das haben Sie mit erzeugt, das müssen Sie jetzt mit nach Hause nehmen. Die Böden können es nicht mehr aufnehmen, die sind schon voller Nitrat. Schauen Sie mal zu Hause, wo Sie das lagern können. Brauchen Sie einen Deckel oder geht das so mit? Viel Spaß beim Grillen!’
Eckart von Hirschhausen
Hirschhausen will die Leute mit seinem provokanten Vorschlag zu Nachdenken anregen – vor allem dazu, ob man wirklich täglich Fleisch braucht.
Gülleproblem in Deutschland hat ernste Folgen
Hirschhausen macht mit seinem Vorschlag gleich auf zwei Probleme aufmerksam. Zum einen erzeugt die Massentierhaltung in Deutschland eine Überproduktion an Gülle. Gülle wird in der Regel genutzt, um landwirtschaftliche Flächen zu düngen, doch die erzeugten Mengen können die Böden oft nicht aufnehmen.
Diese Nährstoffüberschüsse, insbesondere Stickstoff (als Nitrat) und Phosphor, führen zu erheblicher Umweltbelastung. Nitrat gelangt als gut wasserlöslicher Stoff etwa ins Grundwasser und kann das Trinkwasser belasten. Deutschland hat zudem jahrelang die EU-Nitratrichtlinie nicht ausreichend umgesetzt, was zu einer Klage des Europäischen Gerichtshofs führte und Änderungen im Düngerecht erzwang. Laut Greenpeace fehlen weiterhin ausreichende Kontrollen und notwendige Gesetzesnovellen.
Zum anderen gibt es diverse externe Kosten im deutschen Agrar- und Ernährungssystem, die für Konsument:innen nicht direkt sichtbar sind. Sie sind nicht in den Marktpreisen abgebildet, sondern müssen von der Gesellschaft, künftigen Generationen und der Umwelt getragen werden.
Studie: So hoch sind die “versteckten Kosten” unserer Ernährung
Um diese Kosten sichtbar zu machen, hat Greenpeace beim Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) eine Studie in Auftrag gegeben, die vor kurzem veröffentlicht wurde. „Die versteckten Kosten der Ernährung“ zeigt, was unser Essen die Umwelt und unsere eigene Gesundheit kostet – nämlich insgesamt fast 50 Milliarden Euro im Jahr.
Bei der Erzeugung von Fleisch entstanden demnach 2021 Umwelt- und Klimaschäden, deren Kosten sich auf rund 21 Milliarden Euro beliefen. Sie wurden etwa durch Treibhausgasemissionen aus der Tierhaltung, Pestizide und Dünger beim Anbau von Tierfutter und Luftbelastung mit Feinstaub und anderen Schadstoffen verursacht.
Außerdem kann zu viel rotes Fleisch, Schinken und Wurst der Studie zufolge die Risiken für Herz- und Kreislauferkrankungen, Krebs und Typ-2-Diabetes erhöhen. Im Gesundheitswesen entstanden 2022 so schätzungsweise Kosten von 16 Milliarden Euro pro Jahr. Dazu kamen weitere 12 Milliarden Euro jährlich, die mit unserem Zuckerkonsum verbunden sind. Denn zu viel Zucker kann zu Adipositas, Diabetes, Bluthochdruck, Karies und Parodontose nach sich ziehen.
Die Studie hat ihre Aussagen mittels einer systematischen Literatur- und Datenanalyse erhoben – weist aber selbst darauf hin, dass die Datenlage zur Berechnung von Gesundheits- und Umweltkosten begrenzt ist.
Verwendete Quellen: Greenpeace, Studie „Die versteckten Kosten der Ernährung“, Instagram
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